OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Gerhart Baron, Der Beginn, Die Anfänge der Arbeiterbildungsvereine in Oberösterreich. Her ausgegeben von der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich. Linz 1971,390 S., zahlreiche Abb. Noch sind die in diesem Jahr besonders nach drücklich erhobenen Forderungen nach Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung nicht verhallt, und schon legt die oö. Arbeiterkammer einen umfang reichen Beitrag über ein bedeutendes Teilthema dieses Fragenkomplexes vor. Prof. h. c. G. Baron, bisher nur als feinsinniger Lyriker bekannt, greift mit seinem Werk jedoch weit über den im Titel gezogenen Rah men hinaus, ist doch bekannt, daß die Arbeiterbildungs- imd -lesevereine nach dem Motto „Wissen ist Macht" in gleicher Weise das geistige Instrumen tarium zur Führung des Kampfes um die soziale und politische Besserstellung der Arbeiter gebildet haben wie die gleichzeitig gegründeten Konsum- und Krankenschutzvereine der Hebung und Kräftigung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Vierten Standes dienten. Demgemäß ist die Behandlung der Bildungs vereine nicht von der politischen Entfaltung des Arbeiterstandes zu trennen, wie sie sich nach den Vorbildern des Auslandes seit der Mitte des 19. Jahr hunderts auch in Oberösterreich angebahnt hat. G. Baron untersucht nach umfangreichen Archiv studien die Geschichte dieser Bildungsvereine daher auch stets im Zusammenhang mit der Gesamtbewegung auch dort, wo er sie (nach ihrem historischen Auf treten) im Rahmen einer Lokalgeschichte bearbeitet: in den einzelnen Orten des Salzkammergutes, in der Landeshauptstadt, in Enns, Wels, Steyr, Ried usw. In dankenswerter Weise wird dabei jeweils auch der soziale und wirtschaftliche Umgrund und die Industrie geschichte des betreffenden Ortes behandelt, wodurch das Verhalten der Arbeiterschaft nicht nur verständ lich, sondern auch als unabwendbare Folge der Zeit umstände erscheint. Durch diese sine im et Studio geführte Untersuchung wird das Werk auch zu einem grund legenden Handbuch der oö. Soziologie. Aus dem umfangreichen Personenregister wird ersichtlich, wel che Fülle von einsatzbereiten Männern die Arbeiter bewegung getragen bzw. gefördert hat, die mit unter, wie Konrad Deubler (Bad Goisern), Dr. Franz Wirer (Bad Ischl) und Dr. Franz Netwald (Linz), auch sonst im öffentlichen Leben kraftvoll hervorge treten sind. Bemerkenswert sind auch G. Barons Belege für das mutige Eintreten der ehemaligen Linzer „Tages-Post" für die liberal-soziale Bewegung. E. B. Rudolf Walter Litschel, Lanze, Schwert und Helm. Rudolf Trauner Verlag, Linz 1968, 251 Seiten, zahlreiche Abb. und Karten. In der Reihe der nun schon bestens bekannten großen Trauner-Bände legt R. W. Litschel, der sich bereits durch zahlreiche Publikationen zur Landes kunde, Kunst- und Kulturgeschichte einen Namen gemacht hat, eine umfangreiche Einführung in die bewegte Kriegsgeschichte des Landes Oberösterreich vor, die er, in der Erkenntnis, daß es hier noch viel zu erforschen gilt, bescheiden mur als „Beiträge zur oberösterreichischen Wehrgeschichte" bezeichnet. In dem stattlichen, durch zahlreiche strategische Situa tionspläne und ein umfangreiches Bildmaterial ausge zeichneten Band werden in dem Kapitel „Im Kampf zwischen Enns und Inn" zunächst die bisher erfaß baren Kriegsereignisse auf oberösterreichischem Bo den „vom römischen Legionär" bis zum „Endkampf 1945" kenntnisreich behandelt, wobei man immer wieder bewundert, wie bis ins einzelne genau der Verfasser dem Verlauf der einzelnen Kampfhandlimgen nachgegangen ist. Gleiche Sorgfalt ließ der Autor auch der Erforschung der Geschichte der Gar nisonen und der Geschichte der oberösterreichischen Regimenter (darunter jener der hochberühmten „Vierer-Dragonen", der „Hessen" und „Rainer" angedeihen, wendet sich aber auch der Behandlung der Befestigungs- und Schanzenanlagen in Oberösterreich zu, wobei (bei Ausklammerung der mittelalterlichen Burgen) insbesondere dem Bau der berühmten Maxi milianischen Türme um Linz besondere Aufmerksam keit gewidmet wird. Den Genealogen wird mit Dank barkeit auch der Abschnitt „Feldherm- und Soldaten porträts", den Soziologen und Volkskundler die liebe volle Behandlung der Bürgerkorps erfüllen. Ein umfangreiches Personen- und Ortsregister beschließt den gehaltvollen Band. E. B. Justus Schmidt, Johann Kepler. Sein Leben in Bildern und eigenen Berichten. Ganzleinen im Format 20x27 cm. Umfang: 308 Seiten, 165 Kunstdruckabbildungen, davon 2 in Farbe. Verlag Rudolf Trauner, Linz 1970. Preis: öS 290.-. Der vorliegende Linzer Beitrag zum Keplerjahr 1971 gereicht sowohl seinem Verfasser als auch der Stadt Linz zur Ehre. Dr. Justus Heinrich Schmidt, Museumsdirektor i. P., erlebte leider nicht mehr den Abschluß seines nach Inhalt und Ausstattung gleichermaßen einzig artigen Bildbandes, den Obersenatsrat Dr. Hanns Kreczi im Sinne des Verstorbenen dankenswerter weise fertiggestellt hat. Linz hat wahrlich einen besonderen Grvmd zum heurigen Gedenken an die Geburt Johannes Keplers vor 400 Jahren: verbrachte doch dieser zweifellos größte deutsche Astronom die Zeit von 1612 bis 1626 in den Mauern unserer Stadt, wo er noch dazu das dritte seiner Gesetze über die Planetenbewegung fand. Vom farbigen Umschlagblatt blickt uns das seit 1864 in der Sternwarte Kremsmünster verwahrte und vom Kulturhistoriker Schmidt als echt nachgewie sene Bildnis Keplers aus seiner Prager Zeit entgegen. Es zeigt uns den genialen Erneuerer unseres Welt bildes im Alter von 39 Jahren, also sein Aussehen gerade ein Jahr nach der Entdeckung seiner revolu tionären ersten beiden Planetengesetze. Wie keine andere bisherige Darstellung bringt der aufschlußreiche Prachtband zu 107 Seiten Text zu sätzlich noch ausführliche Beschriftungen zu 165 Bil dern, die das Leben und Werk Keplers veranschau lichen. Vorangeschickt sind dem Hauptteil ein das Buch charakterisierendes Vorwort von Dr. Kreczi sowie eine große Übersicht „Lebensdaten". Als Ab schluß finden sich ein Bildregister und ein Bilder nachweis. Der Hauptteil selbst gliedert sich in 4 große Ab schnitte: 1. Keplers Lebensstationen, und zwar die Heimat, Graz, Prag, Linz, Ulm und Sagan; 2. Nachruhm, nämlich Beurteilungen der Person und wissenschaftlichen Leistung des Forschers;

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2