weist bereits die Angaben für zahlreiche „Neuschläge" mit ihren Besitzern auf, deren Namen zum Teil heute noch unter der Gosauer Bevölkerung vorkommen. Den Untersuchungen über Siedlungsform und Siedler folgt eine sorgfältige Behandlung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Laufe der Zeiten, die Erörterungen der Rechtslage der Siedler und schließlich des „Geisti gen Lebens", vor allem der Seelsorgetätigkeit. Daß dabei die Rolle des heldenhaften Martyriums der Protestanten bis zu dem erlösenden Toleranzpatent Josefs II. ausführlich besprochen wird, ist bei den noch heute herrschenden konfessionellen Verhältnissen selbstverständlich. Immer wieder erfahren wir auch, wie in den Lebenslauf der einst so weltentlegenen Gösau auch große politische Ereignisse eingreifen, wie zum Beispiel die gleich in die Anfänge der Sied lung fallende „Salzfehde" zwischen Herzog Albrecht von Österreich und dem Salzburger Erzbischof. Mit einem schönen Überblick über die „Volkskunde der Gosauer", der das Arbeitsbrauchtum, in besonders bemerkenswerter Weise aber auch das Lebensbrauch tum (mit ergreifenden Totenliedern und einem schönen Hochzeitsladerspruch) schildert, schließt das auch durch seine Ausstattung höchst ansprechende Werk. E. B. Wörterbuch der bairischen Mundarten in Osterreich, herausgegeben im Auftrag der Österr. Akademie der Wissenschaften. 7. Lie ferung. Verlag H. Böhlaus Nachf., Wien VI, Schmalzhofgasse 4. Seiten 381-444. Erstaunlich rasch folgen die Lieferungen dieses großen Wörterbuches aufeinander. Für Oberöster reich ist rein äußerlich schon bemerkenswert, daß nunmehr auch Dr. Albrecht Etz, ein geborener Rieder, unter den Mitarbeitern aufscheint. Dr. Etz ist auch Autor einer kurzen, aber grundlegenden Monographie zur Geschichte der oö. Ortsnamen, die sowohl als Beilage zu den OÖ. Heimatblättern als auch als Beitrag im Erläuterungsband HI des „Atlas von Oberösterreich" erscheinen wird. Erfreulich ist auch die große Zunahme von Belegen aus Oberöster reich in den einzelnen Artikeln. Wieder enthält die Lieferung zahlreiche Stichwortbeiträge, die auch für die Volkskunde von Bedeutung sind, wie etwa der Artikel über das zu den bairischen „Kenn-" oder „Kernwörtern" gehörige „urassn" (verschwenden), die Zusammenstellung der Belege über den Begriff der „Aucht, Äucht" (Eicht; s. Stelzhamers: „a lustige Eicht"), über den volkstümlichen Namen des Uhus (Auf), die Bezeichnung für das Mutterschaf (Aue, s. die berühmten Ausseer Faschingsverse: „. . . wann ma koan Wida ham, stehln ma an A"1 usw. Wieder be wundert man den unerhörten Umfang des Beleg materials der Wörterbuchkanzlei und die Akribie, mit der die einzelnen Artikel geschrieben sind. E. B. Reallexikon der Germanischen Altertums kunde. Herausgegeben von H. Beck/H. Jankubn/ H. Kubn/K. Ranke/R. Wenkus. Bd. 1,2. Lieferung. Berlin 1970. Verlag W. de Gruyter u. Co. S. 113 bis 256, 32 Abb., 19 Tafeln. Dem Begleitschreiben des Verlages nach ist Prof. H. Kuhn sowohl als Hauptherausgeber als auch als Leiter der Abt. Altgerm. Sprachwissenschaft zurückgetreten und durch Prof. H. Beck, Saarbrücken, ersetzt worden, eine Maßnahme, die sich auf die Zusammenarbeit der Herausgeber nur günstig aus wirken kann, wie dies zum Beispiel aus dem völlig überflüssigen Nachtrag Kuhns zu dem ausgezeich neten Artikel „Ahnenglaube und Ahnenkult" von K. Ranke ersichtlich ist. Unter den für Volksforscher, Mythologen und Symbolforscher wichtigen Artikeln sind hervorzuheben; unter dem Stichwort „Alben" die Untersuchung der Stellung dieser mythischen Gestalten zwischen Göttern und Naturdämonen, unter „Alci" die Behandlung der durch Tac. Germ, cap. 43 auch im Germanischen bekannten „Zwillings götter" unter Heranziehung der Belege über das Doppelführertum bei Angelsachsen, Langobarden und Vandalen; unter „Askog" (Gotland) die Beschrei bung des berühmten Runensteines mit dem Bild des Reiters auf achtfüßigem Pferd, und unter „Alstad" die Berichterstattung auch über jenen Runenstein, den L. Jakobsen für eine Illustration zu Sigurds Drachenkampf hält. Aufschlußreich sind die Artikel „Altar" mit Beobachtungen über sein Aussehen und seine Bedeutung im Germanischen und Römischen, das Dokumentationsmaterial zur Frage der „Alten" und der „Alten- und Krankentötung" sowie der „Alter und Altersklassen" und die kulturgeographisch wichtige Untersuchung über die Bedeutung der „Alpenpässe" im Altertum und Frühmittelalter. E. Burgstaller Allgemeine Bibliographie des Burgenlandes. Herausgeber: Burgenländische Landesbiblio thek. Vin. Teil: Karten und Pläne, 1. Halbband: Karten. Abgeschlossen Ende 1967. Bearbeitet von Karl Ulbrich. Eisenstadt 1970 (Selbstverlag des Amtes der Burgenländischen Landesregie rung, Landesarchiv). 994 Seiten. Ende 1970 erschien der 1. Halbband des 8. Teiles der auf 10 Teile berechneten Gesamtbibliographie des Burgenlandes. Karl Ulbrich bearbeitete das für die heimatkundliche Forschung so wichtige, aber bisher viel zu wenig benützte Karten- und Plan material. Dieses Grenzgebiet wurde bisher als fach fremd abgetan und vernachlässigt. Der vorliegende erste Halbband befaßt sich vorerst mit dem Karten werk ; 4912 Titel konnte der Bearbeiter durch direkten Zutritt zu insgesamt 80 Beständen sammeln, wodurch ihm die Erschließung eines bis zu dieser Zeit kaum erfaßten Arbeitsfeldes für die landeskundliche For schung des Burgenlandes gelang. Die Gliederung der Karten erfolgte nach regionalen Grundsätzen in acht Gruppen, die sich wiederum in sechs fachlich getrennte, zeitlich geordnete Untergruppen gliedern. Damit konnte fachliche Ordnung und größtmögliche Übersicht erzielt werden. Planwerke, Fachliteratur und Register werden den zweiten Halbband zum Teil VHI füllen. Mit dieser Arbeit wurde ein Musterbeispiel einer Gesamtbibliographie für das Burgenland geschaffen, dessen sich leider kein anderes Bundesland rühmen darf. Oberösterreich besaß in den auch heute noch unentbehrlichen „Materialien zur landeskundlichen Bibliographie Oberösterreichs" von H. Commenda, Linz 1891, eine Übersicht aller naturwissenschaft lichen, geschichtlichen und volkskundliehen Arbeiten; seit dieser Zeit fehlt eine Gesamtbibliographie. Im Interesse der landeskundlichen Forschung Ober österreichs wäre es daher von ungeheurer Bedeutung, wenn das Beispiel Burgenlands Schule machen und bald eine Gesamtbibliographie auch für unser Bundes land in Angriff genommen werden könnte. Heidelinde Jung
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