Schrifttum Sankt Florian. Erbe und Vermächtnis. Festschrift zur 900-Jahr-Feier. Mitteilungen des oherösterreichischen Landesarchivs 10 (1971). Herausgegehen vom oherösterreichischen Lan desarchiv unter Mitwirkung der Kulturahteilung des Amtes der oherösterreichischen Lan desregierung und des Stiftes St. Florian. T.inz 1971, 420 Seiten. 133 Ahh. Das oberösterreichische Landesarchiv widmete den 10. Band seiner Mitteilungen dem Gedanken des vor 900 Jahren erfolgten Einzuges der AugustinerChorherren in St. Florian. Zwölf namhafte Wissen schafter führen in ihren Beiträgen den ganzen Reich tum der historischen Überlieferung des Klosters bis zur Gegenwart vor Augen. Eingedenk der Tatsache, daß in einer Jubiläums schrift zur Gründung des Stiftes dem Stiftspatron die erste Stelle gebührt, beschäftigt sich P. Willibrord Neumüller im ersten Beitrag mit dem heiligen Florian und seiner „Passio", die in der kürzeren und längeren lateinischen Fassimg und auch in deutscher Übersetzung mit wissenschaftlichem Apparat wieder gegeben ist. Siegfried Haider entwickelt aus der Analyse der Zeugenreihe der „St. Florianer Urkunden" die Kirchengeschichte des 11. Jahrhunderts im Räume des heutigen Oberösterreich und geht damit der Wirksamkeit des Passauer Reformbischofs Altmann nach. Die höchstwahrscheinlich von Propst Einwik verfaßte Kirchweihchronik des Stiftes, die ihr ange schlossenen Weiheurkunden, Ablaßbriefe, Urkunden abschriften und ein alphabetisches Verzeichnis aller Reliquien des Stiftes, seiner Pfarren und Filialkirchen finden ihre Erläuterung in der Arbeit Alois Zauners. Othmar Hageneder untersucht die rechtliche Stellung des Klosters innerhalb der spätmittelalterhchen Gerichtsverfassung des Landes ob der Enns und kommt zu dem Ergebnis, daß sich das Kloster seine Gerichtsfreiheit mit Hilfe der babenbergischen Privi legien und durch die Unterstützung des Landes fürsten, der es als Gegenspieler zu den adeligen Land gerichtsherren gebrauchte, erkämpfen und halten kormte. Die Geschichte des Klosters in der Zeit der schicksalhaften Periode der Kirche behandelt Josef Lenzenweger in dem Beitrag „Das Stift St. Florian und die Päpste von Avignon". Kurt Holter, der sich seit 20 Jahren mit der Bibliotheksgeschichte der Klöster intensiver beschäftigt, unternahm den Ver such, die interessante Quellengruppe der verzierten mittelalterlichen Bucheinbände für das Stift St. Florian zu erschließen. Im Artikel zur Vorgeschichte der berühmten Historikerschule des Stiftes im 19. .Jahr hundert gibt Karl Rehberger einen Überblick über das auf historischem Gebiet angesammelte hand schriftliche Material und die daran beteiligten Männer. Die erstmalige Bearbeitung der Florianer Grenz- und Grundpläne des 18. Jahrhunderts stammt von Georg Grüll, der einleitend auch auf Haus-, Grund- und Grenzpläne des 16. Jahrhunderts sowie auf Pläne (Abrisse) des 16. und 17. Jahrhunderts zurückgeht und die durch die Gründung einer stän dischen Ingenieurschule in Linz im Jahre 1708 erfolgte Aufwärtsentwicklung des Vermessungswesens an Hand der Grundpläne seit der Wende des 17. zum 18. Jahr hundert darlegt. Eine interessante und grundlegende Studie zur Baugeschichte und Stilkunde der Stifts kirche St. Florian stammt von Josef Sturm, wobei dieser die Mittelposition der Kirche zwischen der Baukunst in Böhmen und Italien besonders heraus arbeitet. Dem bisher von der kunstwissenschaftlichen Forschung stiefmütterlich behandelten Gebiet der Möbelkunst ist der Beitrag von Franz WindischGrätz „Barocke Möbelkunst in Österreich" gewidmet, unter besonderer Hervorhebung der Möbel von St. Florian, die durch ihren Umfang und künstleri schen Rang für die Kunstwissenschaft von unschätz barer Bedeutung sind, zumal sie neben der gesicherten Herkunft auch für die Wirksamkeit der beiden Künstlerfamilien Sattler und Jegg urkundliche Nach weise vorzubringen haben. Die beiden letzten Arbeiten haben musikwissenschaftliche Themen zum Inhalt: Der Bruckner-Forscher Leopold Nowak führt den Begriff der „Weite" in Anton Bruckners Musik vor und Josef Mayr-Kern erläutert die Stellung des Komponisten und Florianer Ghorherrn Franz Xaver Müller in der österreichischen Kirchenmusik. Heidelinde Jung Paul Bauer, Das Gosautal und seine Geschich te. Im Selbstverlag des Verfassers, Linz, Schiedermayrweg 13.1971,280 Seiten, zahlreiche, zum Teil mehrfarbige Abb. und Karten. Nur wer selbst neben seinem Hauptberuf ein großes Thema wissenschaftlich bearbeitet hat, wird ermessen können, welch namenloser Fleiß und welche Arbeitsleistung, aber auch welch tiefes Verantwor tungsbewußtsein dem Stoff gegenüber in dieser stattlichen Heimatkunde stecken, die OStR. DDr. Paul Bauer seinem geliebten Gösau anläßlich der Feier seines 750jährigen Bestandes gewidmet hat: eine Meisterleistung der Lokalgeschichtsschreibung, um die manch andere Gemeinde des Salzkammergutes den Ort Gösau beneiden könnte. Nach einem weitaus greifenden Plan wird zunächst die geophysikalische Situation der Landschaft beschrieben, wobei Hofrat Dipl.-Ing. O. Schauberger den geologischen Teil betreut, ehe, breit angelegt, das allmähliche Werden der „Kulturlandschaft Gosautal" geschildert wird. Der Verfasser geht dabei vom gegenwärtigen Bild der Siedlung aus, um aus Haus- imd Flurformen die Art der ursprünglichen bäuerlichen Besiedlung in Form eines langgestreckten, sich dem Gosaubach entlang ziehenden „Waldhufendorfes" zu erschließen, dessen Besitzverhältnisse von der „Ursiedlung" und einem Güterverzeichnis aus 1324 an bis in unsere Tage verfolgt werden. Der aus den Archiven ermittelte Werdegang wird dabei durch eine Reihe ausgezeich neter Flurkarten veranschaulicht, die die allmähliche Zerstückelung der ursprünglichen Grundstücke durch Erbteilung und Verkauf deutlich vor Augen führen. Gleichzeitig werden wir in die Geschichte des Ortes eingeführt, erfahren, daß nichts auf eine vordeutsche Besiedlung schließen läßt (alle derartigen Spekula tionen werden zurückgewiesen), sondern die Er schließung des Gebietes erst nach der Schenkung des „Waldes in der Gösau" an das Erzstift St. Peter 1231 durch den damaligen Erzbischof von Salzburg einsetzt. Als Herkunftsland der Siedler wird Südbayern oder Salzburg, als Rodungsform die der Brandwirtschaft erschlossen. Ein Pachtverzeichnis aus dem Jahre 1324
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