OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Hans Commenda 1889-1971 Am 25. Jänner 1971 ist in Linz, bis in die letzten Tage seiner Krankheit am Manuskript seines großen Nachlaßwerkes „Das Spielgut der oberösterreichischen Volksüberlieferung" feilend, Hofrat Dr. Hans Commenda verschieden. Mit ihm verlor Oberösterreich nach P. A. Baumgarten (1819-1882) und Adalbert Depiny (1884-1941) den letzten der drei Großen, denen es Gründung und Blüte seiner Volksforschung verdankt. Am 5. Februar 1889 als Sohn des durch seine landeskundliche Bibliographie wie durch die Gründung des Stelzhamerbundes und seine Aufbauarbeit am oö. Musealverein gleich berühmt gewordenen Gymnasialdirektors und Hofrates Hans Commenda in Linz geboren, wuchs der Knabe bereits im Elternhaus in den Komplex volks- und landeskundlicher Fragen hinein, was ihn nach mit Auszeichnung bestandener Matura veranlaßte, an der Universität Wien Germanistik (und Romanistik) zu studieren. Nach der summa cum laude erfolgten Promotion führte ihn seine Berufslaufbahn als Mittelschulprofessor (und nachmals Direktor) an die Realschulen in Steyr, Linz und Schärding, ehe er nach dem Militärdienst im ersten und zweiten Weltkrieg 1946 in Nachfolge von Dr. A. Depiny zum Staatl. Volksbildungs referenten ernannt wurde, als der er 1954 in den Ruhestand trat. Zwei Wirkungsebenen sind es, die, sich dauernd wechselseitig durchdringend, Commendas weitreichenden Einfluß auf das oberösterreichische Kulturleben bestimmen: seine Tätigkeit auf dem Gebiet der Volkserziehung und Volksbildung und seine von strenger Systematik getragene Volkstumsforschung. Wie A. Haberlandt und V. v. Geramb nach dem ersten Weltkrieg von der Notwendigkeit, ja Verpflichtung der Vertreter der Volkskunde zur aktiven Volkstumspflege durchdrungen, finden wir ihn bereits um 1920 an der Seite A. Depinys unter den Gründern des „OÖ. Heimatvereines", der sich nicht nur die Heimat forschung, sondern auch die Heimatpflege zur Aufgabe setzte. In seinem Rahmen veran staltete Commenda, bereits damals mit R. Zoder befreundet, seine berühmt gewordenen Volkstanzkurse, die nicht nur bei der Jugendbewegung, sondern auch bei den Trachten vereinen und sogar bei den bäuerlichen Tanzgruppen der „Rüden" begeisterte Aufnahme fanden. Seiner Umsicht und Tatkraft ist es auch zu verdanken, daß das berühmte Volks tanzfest des „Rudenkirtags" in Sierning bis heute in unverfälschter Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist. In Depinys „Heimatgauen", den Vorgängern der heutigen „Oberösterreichi schen Heimatblätter", erschienen auch Commendas erste größere Aufsätze zur Volksliedund Volkstanzforschung, darunter seine grundlegenden Aufzeichnungen über verschiedene oberösterreichische Formen des Ländlers und der Schwerttänze. Commendas musikalische Begabung führte ihn bald auch in die Kreise der Gesangs vereine (Volksgesangsverein, Sängerbund „Frohsinn"), seine körperliche Leistungsfähigkeit zu Sportverbänden, für die er u. a. Siege bei Ruderregatten errang. Vernichteten die Jahre des zweiten Weltkrieges die meisten dieser gesellschaftlichen Verbindungen, so treffen wir Commenda bereits 1946 in derem Neuaufbau beschäftigt. Schon in dieses Jahr fällt seine Gründung des „Heimatwerkes", das seinem Konzept nach nicht nur die heute übliche Verkaufsorganisation umfaßte, sondern, viel bedeutender, auch die Sammlung aller Heimatkundler und Heimatpfleger zu gemeinsamen Arbeitsplanungen. Gleichzeitig damit vollzog er die Wiedererrichtung des von seinem Vater begründeten

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