OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Grundsätzliches zur Gestaltung von Friedhof und Grabmal Von Franz Vogl Friedhof und Grabmal sind ehrwürdige Stätten, denen im geistig-religiösen Sinne, aber auch im menschlichen und kulturellen sowie im sozialen Bereiche eine besondere Bedeutung zukommt, und man würde sich wünschen, daß unsere Friedhöfe in Stadt und Land in Grün eingebettete Kult- und Kunststätten würden. Der Friedhof ist Prüfstein und Gradmesser für Kultur, Haltung und Gesinnung einer Orts- und Pfarrgemeinschaft und kann gleichsam als eine Art Visitkarte gewertet werden. So gesehen ist „Friedhofskultur ein Teil der Gesamtkultur". Friedhof und Grabstätte sind für die gesittete Menschheit alle Zeiten hindurch als Ort der letzten Ruhe geachtet und haben als Stätte der liebevollen Erinnerung, der inneren Sammlung und Erbauung in religiöser und allgemein menschlicher Beziehung ihre innere Wertbeständigkeit erhalten. Freilich wandelte sich im Laufe der Geschichte das Erschei nungsbild: etwa vom Fels-, Stein- und Hügelgrab über die frühchristlichen Katakomben zum mittelalterlichen Kirchhof und über den barocken Gottesacker und Begräbnisplatz des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Ruhestätte unserer Toten. Hier dokumentiert sich die jeweilige Kulturhöhe und künstlerische Stilrichtung einer Zeit und ihrer Menschen. Aber auch die landschaftliche, volks- und standesmäßige Eigenart bekundet sich. Denken wir etwa an die von herber, gleichzeitig aber erhabener Schönheit getragenen Gottesäcker in unseren Alpenländern, zum Beispiel in Hallstatt, Traunkirchen oder Ainet in Osttirol, oder an einen der schönsten Friedhöfe in Sexten (Südtirol), aber auch an die liebevoll gepflegte Schlichtheit unserer Kriegerfriedhöfe etwa in Bruneck im Pustertal. Leider aber gibt es auch überall Gegenbeispiele in großer Zahl, und der Anblick man chen Friedhofes muß einen recht nachdenklich stimmen: deshalb ist die Hebung der Fried hofskultur ein allgemeines Anliegen. Der Friedhof als ehrwürdige Stätte des Friedens und der Ruhe soll sich in einer zeitgemäßen Form richtig einfügen in unser heimisches Land und organisch eingebunden sein in Siedlung und Landschaft. Das gilt für den Gottesacker in Stadt und Land. Auf dem Lande ist es erfreulicherweise des öfteren noch so, daß der Friedhof um die Kirche herum angelegt und so in enger räumlicher Verbindung in die heimische Umgebung eingebettet ist und dadurch die beste religiöse und geistige Beheimatung erfahrt. Solche Lösungen sind für den modernen städtischen Lebensbereich allerdings nicht möglich, doch ist auch dort nicht mehr die Massenanhäufung von Ruhestätten in Form der riesigen Gräber felder das Leitbild, sondern man geht wieder zu kleineren, überschaubaren Begräbnisstätten über und schätzt auch in den Großstädten den Wald- und Heidefriedhof, dessen Gestaltung offen und freundlich gehalten ist. Es dominiert nicht mehr das Niederdrückende und die Hoffnungslosigkeit. Auch darin tut sich die jeweilige Einstellung des Menschen zu den großen Unbekannten des Lebens und zur Überwelt kund. Abgesehen von der Lage sollten bei der Friedhofsgestaltung und -erhaltung folgende Grundregeln Beachtung und Anwendung finden: 1. Anstelle häßlicher Betonpfosten, nicht gepflegter Umfriedung oder gar Stacheldraht umzäunung sollte für Begrünung des Friedhofrandes mit Bäumen und Hecken gesorgt werden, letztere sollten aber nicht streng geschnitten werden, sondern locker und frei wachsend

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