OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

Im Hinblick darauf, daß die zum Teil recht umfangreichen Veröffentlichungen durch ihr Erscheinen in oft nur schwer zugänglichen Publikationen von der Fachwelt nicht oder nur wenig beachtet wurden, erscheint es nicht unangebracht, die Geschichte des Steines und vor allem die bisherigen Lesungs- und Deutungsversuche der an ihrem Ende umstrit tenen Inschrift zusammenfassend darzustellen. Wenn es auch nicht gelingen wird, gewichtige neue Ergebnisse beizubringen oder gar eine vollkommene, allseits wirklich und restlos befriedigende Lösung der Probleme zu finden, könnte der gebotene Überblick über den bisherigen Fortschritt der Forschung, verbunden mit einigen neugewonnenen Erkenntnissen, doch für weitere Arbeiten nützlich und will kommen sein. Von der Inschrift des Steines sind sechs Abschriften bekannt, von denen allerdings nur die beiden ersteren (A und B) Beachtung fanden, während die Abschriften C bis E „bisher von der Forschung nicht benützt" wurden (H. Jandaurek, a. a. O. S. 295) und die Kopie F bis jetzt überhaupt unbekannt war. A) Reichard Strein (Streun), Freiherr von Schwarzenau (1538-1600), berichtet in seinen nicht lange vor seinem Tode abgeschlossenen „Annales Historici oder Historisch Jarzeit Büech des Ertzherzogthumbs Österreich ob der Ennß," über den Stein und bringt eine Abschrift der Inschrift^, die von Ignaz de Luca, Chronik zur Gesetzkunde des Landes ob der Enns, Bd. 4 (Linz-Wien 1776), S. 7 ff., übernommen wurde und nach Über prüfung der Streinschen Kopie als Vorlage für die Veröffentlichung in CIL HI 5755 diente. B) Josef Gaisberger, der sich a. a. O. S. 32 zwar auf de Luca beruft, folgt in seiner Text wiedergabe im wesentlichen einer Kopie der Inschrift, die der Vizedom Adam Gienger Ende des Jahres 1602 an den Abt des Stiftes Kremsmünster Alexander a Lacu geschickt hatte®. Auf ihr beruht die Wiedergabe CIL HI 11846. ® Die Originalhandschrift der Annalen ging vermutlich während der Linzer Brandkatastrophe des Jahres 1626 zugrunde; es existieren jedoch mehrere Abschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert, von denen ich acht nachweisen konnte: a) OÖ. Landesarchiv, Schlüsselberger Archiv Hs. 8, aus dem Besitz des Genealogen Johann Georg Adam von Hoheneck, abgeschrieben 1726; Abb. des Meilensteines fol. 47 r (Taf. 1 Abb. 1), Vorlage für CIL III 5755. b) Bundesstaatl. Studienbibl. Linz, Hs. 496, aus der Schloßbibl. Hagenberg, abgeschrieben im 17. Jahr hundert; Abb. des Meilensteines fol. 41 r. c) Österr. Nationalbibl. Wien, Cod. 7584, mit dem Exlibris der „Bibliotheca Windhagiana", abgeschrieben in flüchtiger Schrift im 17. Jahrhundert; Inschrift des Meilensteines fol. 28v. d) Österr. Nationalbibl. Wien, Cod. 13687, unbekannter Herkunft, abgeschrieben im 17. Jahrhundert; Abb. des Meilensteines fol. 44v. e) Österr. Nationalbibl. Wien, Cod. N. S. 2963, aus dem Besitz des Paulus Rechberger, Hof- und Markt richters zu Herzogenburg im Jahre 1611, abgeschrieben um 1600; Inschrift des Meilensteines fol. 21v. f) Schloßbibl. Clam, aus dem Jesuitenkolleg in Linz, abgeschrieben vor 1629; Abb. des Meilensteines fol. 78r. g) Stiftsbibl. St. Florian, Handschrift XI 565, abgeschrieben im 17. Jahrhundert; 1681 erworben; Abb. des Meilensteines fol. 214v. h) Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz Berlin, Cod. Cerm. 1122, aus der Schloßbibl. Eferding, abgeschrieben im 17. Jahrhundert; Abb. des Meilensteines fol. 85v. Die in der Bayerischen Staatsbibl. München, Cod. Germ. 1204, befindliche Handschrift aus dem 17. Jahr hundert trägt den etwas veränderten Titel „Annales historici oder historisch Zeitt Buech der Österreichischen Landen, darinn auch villfeltig vermeldet wirtt, was sich mitt den anrainenden Landen, sonderlich aber auch dem Haus Bayrn verloffen" und enthält keinen Hinweis auf den Engelhartszeller Meilenstein. 3 Die erwähnte Abschrift stammt aus einem Briefwechsel des Abtes mit dem bayrischen Kanzler Georg Herwart von Hohenburg, der aus vier Briefen bestand. Heute ist dieser Briefwechsel leider verschollen; er war aber schon 1893 nicht mehr vorhanden, denn der Bibliothekar des Stiftes antwortete auf die Anfrage von J. N. Seefried, „es lasse sich die erwähnte Korrespondenz, den Meilenstein von Engelhartszell betr., wie in der Bibliothek so auch im Archive nicht auffinden"; vgl. J. N. Seefried, a. a. ö. S. 8. - Nach seiner Einsicht nahme in den damals (1878) noch vorhandenen Briefwechsel berichtete F. Kenner, a. a. ö. S. 599 f. Anm. 3 etwas summarisch: „Bei einer Anwesenheit des Abtes Alexander a Lacu in München kam bei der fürstlichen

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