OÖ. Heimatblätter 1971, 25. Jahrgang, Heft 1/2

zagel ist ein schmaler Waldstreifen, der Katzenwald eine Tautologie wie Cotia silva. Schließ lich ist auch der Katzjager eher ein Waldjäger, der gewiß nicht nur hinter den Katzen her war. Ähnliche Überlegungen kann man bei den ON-Bildungen mit „Kalten-" anstellen. Schiffmann nennt ihrer 42. Bei den ON Kaltenbach und Kaltenbrunn denkt jeder natürlich und unwillkürlich zuerst an das frische, kühle Wasser, das sie führen. Vorsichtshalber aber müßte man doch zuerst feststellen, ob denn die Bäche und Brunnen der Umgebung wärmeres Wasser enthalten, sodaß die auffallende Kälte des Wassers der ausschlaggebende Grund für die Namensgebung sein konnte. Bei den drei Kaltenberg erhebt sich dieselbe Frage. Mußten die Ortsgründer sich für ihre Ansiedlungen wirklich so kalte Gegenden aussuchen? Ohne äußerste Not gewiß nicht! Was soll man aber mit der „Kalten Knebel", einem Flurnamen bei Schanz, Gm. Sandl bei Freistadt, anfangen? Und mit der „Kalten Herberg" in der Gm. St. Georgen, Bz. Franken markt, mit der „Kalten Nachtsälde" bei Weyer, 1530 Kalte Nachtzell genannt? Hat es in diesen Orten wirklich keine Heizmöglichkeiten gegeben? Außerdem gibt es noch ein Kalten-eck, -haid, -haus (je 2mal), -hausen (4mal), -häuser (Smal), -hub (2mal), -leiten, -markt (2mal), -stube (2mal), -wasser (Smal). Die überlieferten Schreibweisen seit dem 12. Jahrhundert lauten alle Chalten-, Khalten-. Auch diese ON gewinnen eine ganz andere und vor allem sinnvollere Bedeutung, wenn man das Bestimmungswort aus dem Keltischen erklärt. Kelt. calli, entstanden aus *caldi bedeutet „Ge-hölz, Wald". Es ist mit germ. holta, dt. Holz urverwandt®. Unter diesen Gesichtspunkten wird die Kalte Kuchl (von kelt. cuculla' = „Kogel") ein Waldkogel, und die anderen Kalten-Orte nun Waldhäuser, Waldhausen, Nachtzellen und Nachtherbergen im Wald usw. Mag auch das eine oder andere Wasser auch be sonders kalt sein, meist werden es einst doch nur einfache Waldbäche und Waldbrunnen gewesen sein. ® ds. I. Sp. 701 unter Call-eva. ' ds. I. Sp. 1183: „cucullus, cuculla „Hülle" bes. des Kopfes, eine Art Mantel oder Gapuze". Der dreieckigen Form dieser Kopfbedeckung wegen wurde die Bezeichnung auch auf Bergformen übertragen. Damit verwandt die Mönchskapuze „Gugel", die ostalpine Bergbezeichnung Kogel, die ON Kuchl, Gugelwald im Mühlviertel an der böhm. Grenze, Kugelwaid in Südböhmen, die kelt. Runeninschrift CUCULE bei Schweinitz in Südböhmen und die tschechischen Formen Kuchle und Kukle. Der Ort Kuchl bei Hallein in der TP Cuculle, in der Vita s. Severini von Eugipp; in castellum quoque, cui erat Cucullis vocabulum; ferner Cucullus in der span. Provinz Gerona, jetzt Gogols.

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