Die Herstellung der Model erfolgte durch geschickte Handwerker: Tischler oder Zim merleute, aber auch durch wandernde Schnitzer, die neben dieser Arbeit auch die Lebzelt model für die Lebzelter und Wachszieher lieferten. In Bauernhäusern, die bis zu 40 km weit voneinander entfernt waren, fand ich Model mit den gleichen Formen. Dies beweist, daß es sich hier um ein und denselben Schnitzer handelt, der die Model gewerbsmäßig herstellte. Vielleicht war es einer der schon erwähnten Wanderschnitzer. Heimarbeit können wir hier fast ausschalten, obgleich mitunter ein zufallig gesehenes Vorbild bei Verwandten oder Bekannten Anregung gewesen sein könnte. Doch auch eine Herstellung am Hof selbst — im sogenannten Hausfleiß - durch begabte Familienangehörige ist nicht auszuschließen, ist doch gerade das Schnitzen eine Begabung, die vielen österreichischen Bauernsöhnen im Blut liegt. Die Sackmodel waren in ihrer Form und Größe sehr unterschiedlich (Rauten, Quadrate, Rechtecke, Herzformen und andere mehr). Die Stärke der Model variierten von nur 6-10mm bis zu Klötzen von 18 cm Dicke. Auch Griffe zum leichteren Aufdrücken waren an manchen Modeln angebracht. Im Innviertel und in den angrenzenden Gebieten verwendete man die sogenannte Sackdruckerei. Diese bestand aus Lettern des gesamten Alphabets und den Nummern 0-9 sowie Verzierungsdruckstöckerln (Ornamenten, Jesuszeichen, bäuerlichem Werkzeug, Lebensbäumen, Tieren und sogar Figuren). Die Verzierung rund um Namen, Hausnamen, Ortschaftsbezeichnung und Hausnummer war also recht vielfaltig. Die Säcke waren fort laufend numeriert. Im Gebiet von Kopfing (Innviertel/Sauwald) findet man weniger Haus namen vorherrschend als interessanterweise Frauennamen. Eine Bauersbraut brachte in die Ehe normalerweise 12 Stück, ganz reiche Bräute auch 2 und 3 Dutzend bedruckter Säcke mit; dabei findet man auch Säcke ihrer Mutter und Großmutter. Auf den Säcken, die mit Hilfe der Sackdrucktechnik bedruckt wurden, findet man auch die Angabe des Jahres, in dem der Sack bedruckt wurde. Die Sackdruckerei wird bis in die heutige Zeit geübt. Den jüngst datierten Sack konnte ich mit der Jahreszahl 1950 finden. Die Druck stöckeln, mit denen die Säcke bedruckt wurden, hatten ein Ausmaß von 8 cm Höhe und waren je nach der Buchstabenbreite 2-5 cm breit. Diese Druckstöckchen haben auf beiden Seiten einen Buchstaben oder eine Nummer (a-b, c-d, 1-2, 9-0), sodaß sie beiderseits verwendet werden konnten. Um diese ausgeschnittenen Buchstaben und Ziffern beim Drucken nicht zu beschädigen, wurde ein Holzklötzchen auf den oberen Druckbuchstaben aufgelegt. Darauf wurde dann mit einem Hammer leicht aufgeschlagen, um die Farbe auf das Leinen gut auftragen zu können. Das Herstellungsmaterial für Model und Druckstöckel war vornehmlich Lindenholz, da sich dieses besonders gut bearbeiten läßt, — denken wir nur an die prachtvollen gotischen und barocken Schnitzereien, die fast alle aus Lindenholz sind. Mehr aus Bequemlichkeit als aus Zweckmäßigkeit wurde auch Birnholz genommen, denn dieses war am Bauernhof fast immer vorrätig, da um jeden oberösterreichischen Bauernhof noch bis heute Birn bäume stehen. Das Bedrucken der Säcke mit der Sackdruckerei führten meist die Bauernsöhne durch, die in der Winterszeit im Elternhause wenig Arbeit hatten und sich zusätzhch Geld ver dienten, indem sie von Hof zu Hof wanderten und die Säcke bedruckten. Als Farbstoff zum Drucken wurde ein Gemenge aus Ruß und Leinöl benutzt oder der reich mit Öl durchtränkte Ruß einer Rapsöl- oder Petroleumlampe. Später wurden zum Merken der Säcke Metall- oder Papierschablonen verwendet.
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