Der „Sackmodel" und das Bedrucken der Getreidesäcke Friedrich Thoma Der Müller, der Lümmel, kimmt ä net in Himmel und in Sack nähm er ä, wan dä Nam net drauf wä. Wieviel ging schon der Erinnerung verloren, was einst aus dem Leben am Bauemhof gar nicht wegzudenken war! Hier soll an eines dieser kleinen Dinge erinnert werden, die bisher unbeachtet blieben. Vielleicht bietet sich damit Anlaß zu großräumigen weiteren Forschungen. Gegenstand ist der Sackmodel und der bedruckte Sack. Wie kam es dazu, einen solchen zu verwenden? In unserer von der Technik bestimmten Zeit wird das Getreide direkt vom Mähdrescher in das Lagerhaus oder zum Händler gefahren. Nur das Getreide, das den Eigenbedarf decken soll, wird noch auf dem Schüttboden des Bauernhofes aufbewahrt. Früher war dies anders, Zumindestens was die Weiterverarbeitung anbelangt; gleichblieb, daß einst wie jetzt das mit der Hand geschnittene oder gemähte Getreide in Mandeln aufgestellt wird. Wenn es durch Sonne und Luft getrocknet war, wurde es eingefahren. Daraufhin erfolgte die Lagerung im Stadel. Im Herbst wurde das Saatgetreide und später dann das gesamte Getreide ausgedroschen. Im „Troadkasten" aufbewahrt, wurde es dann nach Bedarf zum Verkauf oder zur Vermahlung in die Mühle gefahren. Die kleinen Mühlen an den Fluß läufen unseres Landes hatten natürlich nicht die Möglichkeit, das Getreide sofort zu ver mählen bzw. in Silos oder Lagerräumen aufzuschütten, denn diese oft verträumten, an unseren idyllischen Flüssen gelegenen Mühlen waren nicht so aufnahmsfahig. Unsere Bauern wollten das Brot- und Weißmehl nur von ihrem eigenen Getreide haben, denn es hätte ja vorkommen können, daß das Getreide eines anderen durch unsorgsame Pflege schlechter als das eigene war. Daher blieb das Getreide jedes Bauern auch beim Müller in den Säcken des betreffenden Bauern stehen, bis es der Reihenfolge der Anlieferung nach zum Vermählen kam. Um eine Verwechslung zu vermeiden, kennzeichneten die Bauern ihre Säcke. Man bediente sich dabei des sogenannten Sackmodels, im Innviertel hauptsächlich der Sackdruckerei. Die Säcke wurden mit dem Hausnamen, seltener dem Familiennamen, und der Angabe der Ortschaft und der Hausnummer bedruckt. Auf sehr alten Säcken findet man auch den Aufdruck „Ich gehöre ..." (siehe unsere Abbildungen). Dem Müller genügte meistens der Hausname, denn er kannte ja seine Kunden nur unter diesem Namen. Nach Fertigstellung des Mahlproduktes erhielt es der Bauer in seinen eigenen Säcken zurück. Die aus dichtem, meist im Hause selbst erzeugtem Leinen verfertigten Säcke nannte man „Gmaltersäcke". Eine Besonderheit dieser Säcke ist, daß sie am Boden drei Zipfe haben, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Wir wissen noch sehr wenig über das Merken der Säcke, obgleich es schon seit Ende des 18. Jahrhunderts üblich war (datierter Sack im Heimathaus Braunau 1796). An Literatur darüber konnte ich bisher nichts Einschlägiges auftreiben; lediglich Max Kislinger zeigt in seinem Buch „Bauernherrlichkeit" Bilder dieser Sackmodel und bedruckten Säcke mit einem kurzen Hinweis auf ihre Herkunft. Außer den Angaben über Name und Ortschaft des Eigentümers erhielten die Säcke oft eine reiche, ornamentale Verzierung. Je reicher und kunstvoller diese war, umso reicher war der betreffende Bauer, der sich so etwas leisten konnte.
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