Edlitzer Begegnung auf? Wir können keine klare Antwort geben. Der große Wert jedoch, welchen der Dichter den Melodien beimaß, seine Hinweise auf Zöhrers Vertonungen im ersten Gedichtband und die Fertigstellung von Kompositionen eines weiteren Musikers zum selben Zeitpunkt und im selben Heft gedruckt, legt die Vermutung nahe, Stelzhamer sei schon vor dem Gang zu Zöhrer mit dem Musikverlag in Verbindung getreten. Ein letztes Mal trafen sich Dichter und Komponist, diesmal in der Bundeshauptstadt Wien. „Ich sah Stelzhamer einmal noch in Wien, und nun seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr." Die Wiener Begegnung, bei welcher der vorausgegangene Liederdruck das Thema einer Aussprache bildete, fand im Spätsommer 1846 statt. Zöhrer mußte tief verletzt in seine Edlitzer Pfarre zurückgekehrt sein, denn mit diesem Zeitpunkt beendete er wie mit einem Schlage die schon auf über sechzig angewachsenen Vertonungen von Stelzhamergedichten, zu denen Zöhrer mit besonderer Vorliebe in seiner durch starkes Heimweh getrübten Zeit in der Pittener Mark gegriffen hatte. Die Wiener Begegnung stellt den Schluß punkt der Beziehungen dar, die sich über dreizehn Jahre erstreckt haben. Im Verlaufe dieser Zeitspanne waren sich Zöhrer und Stelzhamer, von der Zeit im Priesterseminar abgesehen, nur dreimal begegnet. Stelzhamer hatte durch den Vorfall in Aurolzmünster wie insbesondere durch jenen in Wien den Komponisten seiner Gedichte so sehr enttäuscht, daß ihm Zöhrer sogar über dessen Tod hinaus nicht verzeihen konnte, was selbst die Witwe Therese Stelzhamer zu spüren bekam. Aufgefordert durch Haböck, einen langjährigen Freund des Dichters, erbat sie die Kompositionen von Zöhrer. Haboek schrieb in einem Brief vom 27. 8. 1877 an Therese: ob Sie doch endlich an Zöhrer Eduard, Pfarrer in Lambrechten bei Reichersberg, geschrieben haben wegen Überlassung der einigen 70 Kompositionen von Stelzhamerliedern nach Besprechung hierüber mit Prof. Egger"'. Der Pfarrer von Lambrechten bestätigte den Erhalt dieses Briefes, schlug aber die Bitte Therese Stelzhamers in seiner Antwort rundweg ab, wie im „Aufklärungsbrief" Zöhrers an Fellöcker zu lesen steht: „Seine Wittwe hat mich vor einigen Jahren gebeten, ihr die Lieder zu geben (!); natür lich beliebte der Gebetene eine abschlägige Antwort zu geben. Könnt auch andern so gehen. Da hätt ich viel zu schreiben, und der Zweck dieses Auftrages?"^ Diese Zeilen Eduard Zöhrers, die einen ganz bestimmten, barschen, von Enttäuschung erfüllten Grundton enthalten, geben reichlich Aufschluß über viele Fragen die Freundschaft der beiden Künstler betreffend und werfen ein klares Licht auf die Mehrzahl der Jahre, während dieser sich beide kannten. Mit dem frühen Abbruch der Beziehungen zu Stelzhamer stellte Zöhrer, wie schon er wähnt, auch die Vertonungen der Gedichte des Innviertier Dichters ein. Sein letztes Lied „D'Augnsprah" trägt das Datum 10. 8. 1846. Erst nach Stelzhamers Tod, nach der langen Spanne von 33 Jahren, griff der fast unversöhnliche Zöhrer wieder zu Gedichten seines einstigen Seminarkollegen, um sie in Musik zu setzen. Das glückliche Zusammentreffen des begabten Musikers aus Reichersberg mit dem großen Dichter aus Piesenham hätte zu einer dauernden Freundschaft und zu einer auf dem ' Commenda Hans, Franz Stelzhamer, Linz 1953, S. 309. * Zöhrer Eduard, Brief an Fellöcker vom 8. 2. 1884. In: P. Sigmund Fellöcker, Zöhrer's Biographisches, Stiftsbibliothek Kremsmünster.
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