Eduard Zöhrers persönliche Beziehungen zu Franz Stelzhamer Horst Lerch Der Reichersberger Chorherr Eduard Zöhrer (1810-1885), aus einer alten, aus dem Markt Sarleinsbach im oberen Mühlviertel stammenden Musikerfamilie, wird durch die Vertonungen zahlreicher Mundartgedichte Franz Stelzhamers mit diesem für immer aufs engste verbunden bleiben. Vielversprechend begann ihr Freundschaftsverhältnis im Linzer Priesterseminar. Es ging jedoch seltsame Wege, deren Kenntnis uns einen wichtigen Ein blick in das Schaffen des großen oberösterreichischen Dichters gewährt. Der weitblickende Prior des Stiftes Kremsmünster, Pater Sigmund Fellöcker'^, erkannte schon zu Lebzeiten Eduard Zöhrers dessen Verdienste um Stelzhamer und erkundigte sich bei ihm, dem damaligen Pfarrer von St. Lambrechten, der schon hochbetagt und ernstlich erkrankt war, um seine persönlichen Beziehungen zu Stelzhamer und im selben Brief auch um die Melodien zu den Stelzhamer-Gedichten. Zöhrer antwortete dem von ihm hochver ehrten Fellöcker am 8. 2. 1884, ein Jahr vor seinem Tode, in einem äußerst aufschlußreichen Schreiben folgendes: „Ich lernte Stelzhamer als Theologen kennen. Damals übergab er mir seine allerersten zwei Heftchen, aus denen ich ein paar Lieder in Musik gesetzt habe. Später besuchte er mich in Edlitz, wo ich Kaplan war, und ersuchte mich um Darleihung von einigen Liedern zum Zwecke seiner Vorlesungen, ließ aber ohne mein Wissen und gegen meinen Willen von den geliehenen etliche bei Haslinger mit Compositionen eines andern ver mischt drucken. Uiber meinen Protest schickte mir Haslinger 30 fl. Ich sah Stelzhamer einmal noch in Wien, und nun seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr."" Der junge Zöhrer lernte den um acht Jahre älteren Stelzhamer im Linzer Priester seminar kennen, in welches dieser laut Immatrikulationsbestätigung am 25. 10. 1832 eintrat, während Zöhrer bereits zwei Jahre studiert hatte. Schon am 14. Juli 1833 verließ der ruhe lose Stelzhamer das Seminar wieder. In diese Zeit fallen die ersten Anfange Stelzhamers auf dem Gebiet der Mundartdichtung. Mit seinen ersten Versuchen, in kleine Heftchen eingeschrieben, trat er an den Seminarkollegen Zöhrer heran. Da Zöhrers Anfange seiner eigenen Dichtungen - er hat uns beinahe zweitausend Gedichte und Spiele hinterlassen - in eine viel spätere Zeit fallen, konnte Stelzhamer nicht den Dichter Zöhrer aufgesucht haben. Die Sprache des Innviertels beherrschte Stelzhamer selbst meisterhaft. Hier brauchte er keine Hilfe. Stelzhamer trat an den Musiker Zöhrer heran, der damals schon den Reichers berger Chor leitete, mit der Jugend in und um Reichersberg durch die Musik Kontakt hatte, und im Rufe eines ausgezeichneten Musikers auch im Seminar stand, da Zöhrer während jener Zeit Mitglied eines von Regierungsrat Rapp gegründeten Quartettes war. Vielleicht kam der gutgemeinte Ratschlag, mit Zöhrer Kontakt aufzunehmen, von Stelz hamers Jahrgangskollegen Michael Lengauer, ebenfalls einem Reichersberger, von dem auch die spätere Idee der Subskription stammte und der über Zöhrers musikalische Fähigkeiten genau Bescheid wußte. 1 Fellöcker Sigmund (1816-1887) war Herausgeber von E. Zöhrers „Allalei christligö Gsanga und Gspiel in der oö. Volksmundart". 2 Bde., Linz 1882, 1886. ^ Zöhrer Eduard, Brief an Fellöcker vom 8. 2. 1884. In: P. Sigmund Fellöcker, Zöhrer's Biographisches, Stifts bibliothek Kremsmünster.
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