Das „Bmnnenwerfen" der Steyrer Metzgerknechte Josef Ofner Nach Valentin Preuenhueber bestand in Steyr schon zu Anfang des 16. Jahrhunderts eine Fleischhackerzeche^. Sonderbarerweise gab es in der Stadt nur drei bis vier Metzger meister. Da sie nicht in der Lage waren, die Staidtbewohner ausreichend mit Fleisch zu versorgen, erlaubte der Magistrat jenen „Gäumetzgern", die mindestens eine Meile von Steyr entfernt wohnten, den Fleischverkauf in der Stadt an bestimmten Wochentagen. Ihre Verkaufsläden befanden sich in der ölberggasse®. Diese Einrichtung, die sonst in keiner Stadt im Lande ob der Enns bestand, hatte zur Folge, daß bereits im Jahre 1580 auswärtige Fleischhauer in den städtischen Handwerksverband aufgenommen wurden'. Nach der in diesem Jahre von der Stadtobrigkeit bestätigten neuen „Metzger-Handwerksordnung" hatten die ölbergfleischhacker, auch „ölberger" genannt, am St.-Martins-Tag (11. Novem ber) um ihren „Stand" zu losen und ein „Stockgeld" (1 Gulden 3 Kreuzer) zu erlegen. Das Pfund Rindfleisch mußten sie um 2 Pfennige billiger verkaufen als die Stadtmeister. Es war ihnen u. a. auch strenge untersagt, Innereien wie Magen, Gedärme, „Wampenfleck", „Lungl" oder Milz feilzuhalten. Wie die Stadtmetzger hatten auch sie das Kuhfleisch ge trennt vom Ochsenfleisch in ihren Ständen zu lagern und diese um 12 Uhr mittags zu räu men^. Durch die Inkorporation auswärtiger Meister stieg auch die Zahl der zur Steyrer Zunft gehörigen Fleischhauergesellen. Wegen „allerlay Irrigkhaiten Vnd Verwürrungen" mußte für sie schon 1584 eine eigene Ordnung erstellt werden. Laut Artikel 2 dieser Satzung waren die Gesellen verpflichtet, zu ihrer „Haubtversammlung am Pfinztage nach den heiligen Pfingstfeyern mit Vorwissen des Handwerks Zechmeisters" zu erscheinen. Die Aufsicht führte ein „Beisatz-Meister". Solange die Lade „auf dem Tisch stand", durften sich die Knechte nicht betrinken. An der Spitze dieser Vereinigung standen ein Zechknecht und zwei Fürknechte aus der Stadt und zwei Fürknechte aus dem Land'. Im 18. Jahrhundert trug dieser Verband die Bezeichnung „Bruderschaft der Fleisch hacker-Knechte". Am 23. Juni 1737 beabsichtigten mehrere zum Jahrtag versammelte Gesellen, die Herberge' zu verlassen, weil der Zechknecht aus der Stadt den Ladschlüssel vergessen hatte und sie bei versperrter Lade am Jahrtag nicht teilnehmen wollten. Die dem Zechknecht auferlegte Geldstrafe, er sollte einen Taler erlegen, wurde über „sein inständiges Bitten" nachgesehen und „die Uneinigkeit in Güte behoben", so daß die Einhebung der „Mahl- und Aufleggelder" vorgenommen werden konnte. Über das Brauchtum der Fleischhauergesellen geben die im Heimathaus Steyr ver wahrten Jahrtagsrechnungen der Jahre 1735 bis 1750 einigen Aufschluß'. So zeigen die ' V. Preuenhueber, Annales Styrenses (1740), S. 226. ' Weg von der Enge zur Berggasse. ° Um 1675 gehörten zur Fleischhauer-Innung in Steyr Meister aus Ternberg, Losenstein, Reichraming, Raming, Seitenstetten, Gleink, Stadelkirchen, Steinbach a. d. Steyr, Feyregg, Adlwang, Kirchdorf a. d. Krems und Wartberg. Heimathaus Steyr, Innungsarchivalien Nr. XIV-60: Metzger-Innung, Jahrtagsrechnungen. J. Ofner, Das Steyrer Fleischhauer-Handwerk im 17. und 18. Jahrhundert. Veröffentlichungen des Kultur amtes der Stadt Steyr (1952), S. 21 f. ' Heimathaus Steyr, Innungsarchivalien Nr. IXi-475: Steyrer Metzger-Innung, Handwerks-Ordnung der Metzger-Knechte vom 14. März 1584, Abschrift. ' Handwerksvater war 1743 Johann Reichard von Paumgartten, Postmeister und Gastgeb, Stadtplatz Nr. 46. ' Heimathaus Steyr, Innungsarchivalien Nr. XIV-61: Steyrer Metzger-Innung, Jahrtags-Abrechnungen der Bruderschaft der Fleischhacker-Knechte.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2