Volkskundliches in Edikten, Circularen und Patenten des 18.Jahrhunderts*) Gilbert Trathnigg f Josef Kropatschek^ hat 1789 das „Buch für Kreisämter oder Leitfaden zur Landes und Kreisbereisung etc." herausgegeben, das in vier Bänden^ erschien. 1799 kam der erste Band eines neuen Werkes heraus®, das allmählich 5 Bände umfaßte. Es ist dies der „Kommen tar des Buches für Kreisämter als vermehrter Leitfaden zur Landes- und Kreisbereisung oder gemeinnütziges Handbuch für Richter, Ökonomen und Beamte auf dem Land, so wie auch für den Bürger und Landmann in den k. k. Staaten, dann Unterricht für ange hende kreisämtliche Geschäftsmänner nach allerhöchster Weisung und Genehmigung". Der Titel umschreibt den Umfang und die Zielsetzung des Werkes hinlänglich. Zu ergänzen wäre lediglich, daß das Werk nach den Fragen geordnet ist, nach denen die Kreisbeamten gemäß dem Hofdekret vom 11. März 1787 ihre Feststellungen zu machen hatten. Zu den einzelnen Punkten stellte Kropatschek alle bisher ergangenen Vorschriften und Gesetze zusammen, die noch in Gültigkeit waren. Für die Volkskunde der Gegenwart ergibt sich für viele Sachgebiete damit ein bequemes Nachschlagewerk für die Zeit Maria Theresias, Joseph II., Leopolds und für die ersten Regierungsjahre Franz II. (I.). Nicht übersehen darf man, daß es neben den bei Kro patschek gesammelten Bestimmungen noch weitere gab, die entweder nicht in die Kompe tenz der Kreisbeamten fielen oder aber zur Zeit des Erscheinens seiner Bücher nicht mehr in Geltung waren. Für uns ist aber auch dies wichtig. Denn damit ist eine Zusammenstellung der Vorschriften gegeben, die nicht zeitweilig, sondern über längere Zeit hinweg galten und damit Veränderungen hervorriefen, deren Kenntnis uns wichtig sein muß. Es gibt nur wenige Gebiete des Lebens, in die man damals nicht von oben her einge griffen hat. Man wundert sich nur, wie man dafür Zeit fand, die vielen Vorschriften auszu arbeiten. Ebenso ist es verwunderlich, wie die Leute in der Lage waren, sich auch nur einiger maßen danach zu richten. Wenn vieles nicht zur Anwendung kam, darf man sich darüber nicht wundern. Die vielen Einzelheiten, welche die beiden Werke Kropatscheks für die Volkskunde bringen, lassen sich in einem einzigen Aufsatz nicht zur Gänze aufzeigen. Wie umfangreich die sich aus dem Werk ergebenden Probleme sind, macht schon jener Abschnitt deutlich. * Aus Versehen wurde in Heft 3/4, Jg. 1970 der Artikel „Zum Meistergesang im alten Wels" von Prof. Dr. G. Trathnigg statt des jetzt vorliegenden wiederholt. Die Zusammenstellung „Volkskundliches in Edikten, Circu laren und Patenten des 18. Jahrhunderts" ist die letzte Arbeit unseres geschätzten Mitarbeiters. Er übergab sie der Schriftleitung unmittelbar vor seiner Abreise in den Urlaub, in dem er am 2. Oktober 1970 völlig unerwartet verstorben ist. Wir gedachten des bedeutenden Gelehrten in Nachrufen in den CO. Heimatblättern (24. Jg., Heft 3/4, Seite 59-61; W. Rieß) und der Österr. Zeitschrift für Volkskunde (Bd. 25, Seite 180-182; E. Burgstaller). Sein Amtsnachfolger, Herr Museumsdirektor Dr. W. Rieß hatte die Liebenswürdigkeit, den Anmer kungsapparat zu überarbeiten und zu vervollständigen. ^ Kropatschek, k. k. Hofsekretär und öffentl. Lehrer der Gesetzeskunde und Kreißamtspraxis der k. k. ersten adeligen Arcieren-Leibgarde galizischer Abteilung. - J. Kropatschek, Buch für Kreißämter oder Leitfaden zm Landes- u. Kreißbereisung als ein Antrag zu dem Handbuch der theresianischen und josephinischen k. k. Gesetze. 4 Bände, Wien 1789-1790. Wird in den nachfolgenden Anmerkungen als „Buch" zitiert. ® Wien ab 1799, 5 Bände. Wird in den nachfolgenden Anmerkungen als „Kommentar" zitiert.
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