Von der westnorischen Limesstraße zwischen Lauriacum (Lorch) und Boiodurum (Innstadt bei Passau) sind nur die beiden Endpunkte durch Bodenfunde und epigraphische Zeugnisse fixiert, während die Zwischenstationen und ihre Entfernungen voneinander nur unzureichend und fehlerhaft überliefert sind. Auch die verhältnismäßig zahlreiche Literatur mit ihren verschiedenartigsten Lösungsversuchen hat keineswegs dazu beigetragen, das Problem des Straßenverlaufes und der Lokalisation der einzelnen Stationen einigermaßen befriedigend zu klären. Im folgenden wird nun versucht, unter Verwendung der bisherigen Forschungsergeb nisse^, die die Klärung der Fragen zu einem guten Teil bereits vorbereitet haben, zu einer annehmbaren und mit der Überlieferung und den Bodenfunden vereinbaren Strecken führung zu gelangen, ohne allerdings auf die schon oft erörterten Probleme und ihre Argu mentation bzw. Widerlegung noch einmal kritisch näher einzugehen. a) Teilstück Lauriacum-Ovilava: Die Straße, die sich in diesem ersten Teilstück mit der römischen Binnenstraße deckt', begann etwa 300 m südlich der Eisenbahnlinie' am rechten Brückenkopf, der durch Joch reste der älteren Ennsbrücken bezeichnet wird, und setzte sich südlich des Legionslagers im Laufe der Stadlgasse, in der der römische Straßenkörper aufgedeckt werden konnte', fort. Sie ging weiter über Kristein, wo eine 8 m breite Straße festgestellt wurde', folgte dem Zuge der „Alten Landstraße" nördlich an Bruck vorbei und führte durch Pichling hindurch um die vorspringende Nase des Schiitenberges herum in einem tiefen Hohlweg nach Ebels berg hinein. Der Übergang über die Traun erfolgte etwa an der Stelle der heutigen Straßen brücke'». Im gegenüberliegenden Jüeinmünchen' zweigte die Nebenlinie ab, die über die beiden Hochstraßhäuser, Scharlinz und Niedernhart nach Lentia (Linz) führte'. Die Hauptstraße folgte zunächst etwa 1 km der heutigen Dauphinestraße, schwenkte dann nach Südsüdwest um und lief dann auf dem „Flötzersteig" nach Neubau und von hier im Zuge der heutigen Bundesstraße über Marchtrenk Richtung Wels. Sie erreichte die Stadt von Nordosten her' durch das an der Dr.-Franz-Groß-Straße liegende Gräberfeld. Eine zweite, durch Bodenfunde gekennzeichnete Trasse am rechten Traunufer über ' S. die Zusammenfassungen bei R. Noll, a. a. O. S. 92 f. 95 ff. und F. Pfeffer, a. a. O. S. 81 ff. — Neben der schon Anm. 1 angegebenen Literatur s. noch: F. Sekker, Die Römerstraßen in Oberösterreich. Heimatgaue 4 (1923) S. 172 ff. 362 f. K. Schiffmann, Die Römerstraßen in Oberösterreich. Ebd. S. 357 ff. J. Haritz, Römerstraßen in Oberösterreich. Beigabe zur Zeitschrift des OÖ. Landeslehrervereines (Nr. 7/8 vom 20. Juh 1932) S. 4 ff. ' Vgl. die Streckenführung bei H. Deringer, Die römische Reichsstraße Aquileia - Lauriacum. Carinthia 140 (1950) S. 225 ff.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 95 ff.; H. Jüngling, a. a. O. S. 100 f.; R. Noll, a. a. O. S. 92 und F. Pfeffer, a. a. O. S. 69 ff. 169 ff. (mit der Karte Abb. 8). * J. Schicker, Die heidnischen Friedhöfe und die römische Limesstraße bei Lauriacum. RLiÖ 17 (1933) S. 104. ' J. Schicker, a. a. O. S. 101 f. - Über das Straßennetz im Raum von Lauriacum vgl. H. Jandaurek, a. a. O. S. 106 ff. ' J. Schicker, Fundber. aus Österr. 3 (1941/42) S. 50 f. '»Zum Verlauf der Römerstraße im Bereiche von Ebelsberg s. H. Jandaiu'ek, OÖHBl. 3 (1949) S. 348ff. mit Karte. ' Etwa in dieser Gegend ist die durch die Tabula in einer Entfernung von XIIII m. p. von Ovilava bezeugte Station Marinianium zu suchen; vgl. K. Miller, a. a. O. S. 418; R. Noll, a. a. O. S. 54 f. und F. Pfeffer, a. a. O. S. 71 ff. ' Vgl. K. Schiffmann, a. a. O. S. 20 f.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 113; F. Pfeffer, Die Linzer Fernstraßen. Jb. d. Stadt Linz 1953 S. 568 ff. und R. Noll, a. a. O. S. 105. • Meilenstein CIL III 14111 des Kaisers Maximinus Thrax (235-238).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2