Tatsächlich erscheint diese Datierung am wahrscheinlichsten, sie paßt auch gut zu den zahlreichen anderen Meilensteinen des Kaisers aus dem benachbarten Raetien sowie atos Noricum selbst, die in diese Zeit datiert werden können®^. Wenn die Inschrift ins Jahr 213 zu setzen ist, müßte die Titulatur Caracallas wie folgt lauten: Imp(erator) Caesar M(arcus) Aurelius Antoninus pius felix Aug(ustus) Part(hicus) maximus Britt(annicus) maximus p(ateT) p(atriae) bzw. Imp(eTator) Caesar M(arcus) Aurelius Antoninus pius felix Aug(ustus) Part(hicus) maximus Britt(annicus) maximus tr(ibunicia) p(otestate) [XV imp(erator) II co(n)s(ul) III p(ater) p(atriae) proco(n)s(ul) ]. Die längere Ergänzung setzt allerdings voraus, daß eine Textzeile zerstört oder ausge brochen ist^'. Die nächsten Zeilen bieten keinerlei Schwierigkeiten, der Text wird in allen Kopien eindeutig und ohne Kürzung überliefert: viam iuxta amnem Danuvium fieri iussit . . . Wir hören also von einer Straße, die Kaiser Caracalla entlang des Donauufers hatte anlegen lassen. Aus dem Text ergibt sich auch, daß offenbar vorher keine Straße an der Donau bestanden haV^. Zur Frage der Streckenführung siehe den Anhang. Mit den folgenden Zeilen beginnen die umstrittenen und oft behandelten Stellen des Textes. Die einzelnen Abschriften bieten: A: A BOIIODVRVSALOATONB XV B: AIBOHODVRISALOAIVNS XV C: A BDILODVRI ALOAIONASXV BOII ODVRI BOIIODVRI I BOII ODVRI N L O A I O N N L O A I D N B Offenbar sind zwei Ortsnamen und eine Meilenzahl angegeben. Es ist auch kaum zu bezweifeln, „daß, wo zwei Ortsnamen angeführt werden, der eine, von welchem aus gezählt, im Ablativ, der andere, bis zu welchem gezählt wird, im Accusativ steht"^®. Als Ausgangspunkt der Zählung ergibt sich eindeutig BOIIODVRVM^®, das römische Kastell von Innstadt bei Passau am rechten Ufer des Inn®'. Trotz der vorangesetzten Präpo- ®® Meilensteine aus Raetien: GIL XIII 9061.9068.9072. H. Nesselhauf - H. Lieb, 3. Nachtrag zu CIL XIII. 40. Ber. RGK (1959) Nr. 264. Meilensteine aus Noricum: CIL III 5726 = 11839.5745. F. Vollmer, IBR 479A; vgl. H. Deringer, aa. aa. OO. S. 290 f. (740 f.) Nr. 24—26. Über das merkwürdige Doppelformular der norischen und raetischen Meilensteine Caracallas vgl. H.-U. Instinsky, Septimius Severus und der Ausbau des rätischen Straßennetzes. KJio 31 (Berhn 1938) S. 33 f. Mehrere Kopien R. Streins, besonders h, scheinen durch die Zeilenverteilung anzudeuten, daß nach R • P etwas im Text fehlt. So schon R. Strein, a. a. O.: „. . der verstanndt der inscription für sich selbst bringt mit sich, . . das der ge dachte Kayser biß dahin denn Weg neben der Thonau machen lassen . vgl. auch E. Polaschek, RE XVII Sp. 1032 und R. Noll, a. a. O. S. 97. — Im Widerspruch dazu steht freilich die Anlage des Kastells bei Schlügen im 2. Jahrhundert, denn es ist kaum glaublich, daß „nicht auch zugleich vom neuen, kleinen Donaufort . . eine direkte Verbindung zum wichtigen Grenzkastell Norikums Passau/Innstadt Boiodurum hergestellt" wurde; vgl. L. Eckhart, a. a. O. S. 64 f. F. Kenner, a. a. O. S. 603. Zur Schreibung s. M. Ihm, RE III Sp. 634f.; F. Vollmer, a. a. O. p. 211 und P. Reinecke, a. a. O. S. 24. " Über die Ergebnisse der Ausgrabungn siehe jetzt zusammenfassend H. Schönberger, Das Römerkastell Boiodurum - Beiderwies zu Passau - Innstadt. Saalburg-Jahrbuch 15 (1956) S. 42 IT.; vgl. auch E. Nowotny, a. a. O. S. 103 ff.
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