JAHRGANG 25 1971 HEFT 1/2
Oberösterreichische Heimatblätter Heiausgegeben vom Institut für Landeskunde von Obeiösteiieidi Sdiriftleiter: HodisdiuIprofessoT Hofiat Dr. Ernst Burgstaller Jahrgang 25 Heft 1/2 Jänner — Juni 1971 INHALT Der römisdie Meilenstein von Engelhartszell von Gerhard Wink1er Die Pediölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel von Ernst Fietz Volkskundlithes in Edikten, Circularen und Patenten des 18. Jahrhunderts von Gilbert Trathnigg t Oberösterreichische Beiträge zum Kirchenbau von St. Stephan in Wien von Gilbert Trathnigg t Das „Brunnenwerfen" der Steyrer Metzgerknechte von Josef Ofner Eduard Zöhrers persönliche Beziehungen zu Franz Stelzhamer von Horst Lerch Bausteine zur Heimat- und Volkskunde Der „Sackmodel" und das Bedrucken der Getreidesäcke von Friedrich T h o m a Die Kot-, Kat- und Kart-Ortsnamen in Oberösterreich von Alois Milz Das „Warzengrübl" bei Haslach von Wladimir Obergottsberger Knochen als Fußbodenbelag von Ernst Burgstaller Grundsätzliches zur Gestaltung von Friedhof und Grabmal von Franz V o g 1 Nachruf Hans Commenda (1889—1971) von Ernst Burgstaller Schrifttum Beilage Zur Geschichte der Siedlungsnamen in Oberösterreich von Albrecht Etz
Zuschriften an die Schriftleitung: Schriftleiter: Hochschulprofessor Hofrat Dr. Ernst Burgstaller 4020 Linz a. d. D., Landstraße 24/111, Ruf 26 4 26 Zuschriften an den Verlag: Institut für Landeskunde von Oberösterreich, Linz a. d. D., Landstraße 24/III, Ruf 26 4 26 Druck: Oberösterreichischer Landesverlag, Linz a. d. D. a« % , ^ ^ ^ - % A ^ V * cv- - f ^ r ^ \ '
Der römische Meilenstein von Engelhartszell GIL III 5755 = 11846 Gerhard Wink1e r Zu den wohl schmerzlichsten Verlusten der österreichischen Altertumswissenschaft gehört ohne Zweifel der des römischen Meilensteines von Engelhartszell, dessen nur durch handschriftliche Kopien überlieferter Text in den vergangenen Jahrzehnten oftmals be handelt wurde. Zahlreiche Fachgelehrte und Wissenschafter der verschiedensten Disziplinen haben sich mehr oder minder ausführlich mit diesem Denkmal beschäftigt^. 1 Neben den Inschriftpublikationen Corpus inscriptionum Latinarum (CIL) III 5755 (Berlin 1873) = 11846 (Berlin 1902) und F. Vollmer, Inscriptiones Baiuariae Romanae (IBR, München 1915) 484 befassen sich folgende Arbeiten mit dem Meilenstein: J. Gaisberger, Römische Inschriften im Lande ob der Enns. 13. Ber. über das Museum Francisco-Carolinum (Linz 1833) S. 31 ff. J. Strnadt, Peuerbach. Ein rechtshistorischer Versuch. 27. Ber. d. Museums Francisco-Carolinum (Linz 1868) S. 17 f. F. Kenner, Die Römerorte zwischen der Traun und dem Inn. SB Akad. Wien 91 (Wien 1878) S. 539 ff. (bes. S. 599 ff.) J. N. Seefried, Der Meilenzeiger von Boiioduro-Saloatum (Passau-Engelhartszell). Verhandl. d. hist. Vereins f. Niederbayem 40 (Landshut 1904) S. 3 ff. R. Trampler, loviacum, das heutige Schlögen, und seine Umgebung. 30. Jahresber. d. Realschule Wien XX (Wien 1905) S. 1 ff. (bes. S. 31 ff.) W. Kubitschek, Vom norischen Donauufer. Mitt. d. k. k. Zentr. Komm. 5 (Wien 1906) S. 26 ff. (bes. S. 43-49). H. May, Römerinschriften in Oberösterreich. 40. Jahresber. d. k. k. Staatsgymn. in Ried (Ried 1911) S. 1 ff. K. Miller, Itineraria Romana (Stuttgart 1916) S. 417 ff. E. Zenker, Geographisch-topographische Probleme aus dem römischen Nieder- und Oberösterreich (Diss. Wien 1918) S. 34 f. J. B. Keune, Artikel Saloato in RE I A (Stuttgart 1920) Sp. 1992 f. F. Wagner, Griechische und lateinische Schriftquellen zur antiken Geographie Bayerns. Der Bayerische Vorgeschichtsfreund 1/2 (München 1921/22) S. 60. K. Schiffmann, Das Land ob der Enns, eine altbairische Landschaft in den Namen ihrer Siedlungen, Berge, Flüsse und Seen (München-Berlin 1922) S. 26 f.; vgl. auch die einzelnen Artikel in ders.; Historisches Orts namen-Lexikon des Landes Oberösterreich. Erg. Bd. (München-Berlin o. J.) E. Nischer, Die Römerstraße von Wels nach Passau. Mitt. d. Georgr. GeseUsch. in Wien 66 (Wien 1923) S. 3 ff. P. Reinecke, Die örtliche Bestimmung der antiken geographischen Namen für das rechtsrheinische Bayern. Der Bayerische Vorgeschichtsfreund 4 (München 1924) S. 4L E. Nowotny, Vom Donaulimes. A. Die Donaustrecke zwischen Linz und Passau. Anz. Akad. Wien 1925 S. 89 ff. (bes. S. 100 ff.) M. Fluß, Artikel Stanaco in RE III A (Stuttgart 1929) Sp. 2141. P. M. Spitzig, Die Erbhöfe der Pfarrei St. Ägidi. Rieder Volkszeitung 1933 Nr. 18 und 19 und ders.. Die Erbhöfe der Pfarrei Engelhartszell. Ebd. 1934 Nr. 27 (auszugsweise wiedergegeben bei A. Benezeder - H. Brandstetter, Engelhartszell 1194—1961 [Ried o. J.] S. 33. K. Schneider, Artikel miliarium in RE Suppl. VI (Stuttgart 1935) Sp. 412 f. E. Polaschek, Artikel Noricum in RE XVII (Stuttgart 1936) Sp. 1032 f. R. Egger, Oberösterreich in römischer Zeit. JbOÖMV 95 (Linz 1950) S. 133ff. (bes. S. 154). G. Capovilla, Studi sul Noricum. Fontes Ambrosiani XXV = MisceUanea G. Galbiati I (Milano 1951) S. 174ff. H. Jüngling, Oberösterreich zur Römerzeit (Diss. Graz 1953) S. 98 ff. H. Deringer, Die römischen Meilensteine der Provinz Noricum in: Beiträge zur älteren europäischen Kultur geschichte (Festschrift R. Egger) Bd 2 (Klagenfurt 1953) S. 286 ff. (bes. S. 290 und 305) = Carinthia 143 (Klagenfurt 1953) S. 736 ff. (bes. S. 740 und 755). R. NoU, Römische Siedlungen und Straßen im Limesgebiet zwischen Inn und Enns (Oberösterreich). RLiÖ 21 (Wien 1958) S. 33 und 95 f. H. Jandaurek, Der römische Meilenstein von Engelhartszell. Mitt. d. OÖ. Landesarchivs 6 (Linz 1958) S. 294 ff.; vgl. auch ders.. Die Straßen der Römer. Oberösterreichs Altstraßen. Schriftenreihe d. OÖ. Landesbaudirektion 10 (Wels 1951) S. 235 und passim. F. Pfeffer, Oberösterreichs Straßennetz zur Römerzeit. Zur römischen Topographie zwischen Inn imd Enns. OÖ. Heimatbl. 14 (Linz 1960) S. 65 ff. 169 ff. (bes. S. 93 ff.); vgl. auch ders.. Die Linzer Fernstraßen. Jb. d. Stadt Linz 1953. S. 557 ff. F. Ertl, Topographia Norici. Die römischen Siedlungen, Straßen und Kastelle im Ostalpenraum (Krems münster 1965) S. 88 ff. L. Eckhart, Das römische DonaukasteU Schlögen in Oberösterreich (Die Ausgrabimgen 1957-1959). RLiÖ 25 (Wien 1969) S. 64 f.
Im Hinblick darauf, daß die zum Teil recht umfangreichen Veröffentlichungen durch ihr Erscheinen in oft nur schwer zugänglichen Publikationen von der Fachwelt nicht oder nur wenig beachtet wurden, erscheint es nicht unangebracht, die Geschichte des Steines und vor allem die bisherigen Lesungs- und Deutungsversuche der an ihrem Ende umstrit tenen Inschrift zusammenfassend darzustellen. Wenn es auch nicht gelingen wird, gewichtige neue Ergebnisse beizubringen oder gar eine vollkommene, allseits wirklich und restlos befriedigende Lösung der Probleme zu finden, könnte der gebotene Überblick über den bisherigen Fortschritt der Forschung, verbunden mit einigen neugewonnenen Erkenntnissen, doch für weitere Arbeiten nützlich und will kommen sein. Von der Inschrift des Steines sind sechs Abschriften bekannt, von denen allerdings nur die beiden ersteren (A und B) Beachtung fanden, während die Abschriften C bis E „bisher von der Forschung nicht benützt" wurden (H. Jandaurek, a. a. O. S. 295) und die Kopie F bis jetzt überhaupt unbekannt war. A) Reichard Strein (Streun), Freiherr von Schwarzenau (1538-1600), berichtet in seinen nicht lange vor seinem Tode abgeschlossenen „Annales Historici oder Historisch Jarzeit Büech des Ertzherzogthumbs Österreich ob der Ennß," über den Stein und bringt eine Abschrift der Inschrift^, die von Ignaz de Luca, Chronik zur Gesetzkunde des Landes ob der Enns, Bd. 4 (Linz-Wien 1776), S. 7 ff., übernommen wurde und nach Über prüfung der Streinschen Kopie als Vorlage für die Veröffentlichung in CIL HI 5755 diente. B) Josef Gaisberger, der sich a. a. O. S. 32 zwar auf de Luca beruft, folgt in seiner Text wiedergabe im wesentlichen einer Kopie der Inschrift, die der Vizedom Adam Gienger Ende des Jahres 1602 an den Abt des Stiftes Kremsmünster Alexander a Lacu geschickt hatte®. Auf ihr beruht die Wiedergabe CIL HI 11846. ® Die Originalhandschrift der Annalen ging vermutlich während der Linzer Brandkatastrophe des Jahres 1626 zugrunde; es existieren jedoch mehrere Abschriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert, von denen ich acht nachweisen konnte: a) OÖ. Landesarchiv, Schlüsselberger Archiv Hs. 8, aus dem Besitz des Genealogen Johann Georg Adam von Hoheneck, abgeschrieben 1726; Abb. des Meilensteines fol. 47 r (Taf. 1 Abb. 1), Vorlage für CIL III 5755. b) Bundesstaatl. Studienbibl. Linz, Hs. 496, aus der Schloßbibl. Hagenberg, abgeschrieben im 17. Jahr hundert; Abb. des Meilensteines fol. 41 r. c) Österr. Nationalbibl. Wien, Cod. 7584, mit dem Exlibris der „Bibliotheca Windhagiana", abgeschrieben in flüchtiger Schrift im 17. Jahrhundert; Inschrift des Meilensteines fol. 28v. d) Österr. Nationalbibl. Wien, Cod. 13687, unbekannter Herkunft, abgeschrieben im 17. Jahrhundert; Abb. des Meilensteines fol. 44v. e) Österr. Nationalbibl. Wien, Cod. N. S. 2963, aus dem Besitz des Paulus Rechberger, Hof- und Markt richters zu Herzogenburg im Jahre 1611, abgeschrieben um 1600; Inschrift des Meilensteines fol. 21v. f) Schloßbibl. Clam, aus dem Jesuitenkolleg in Linz, abgeschrieben vor 1629; Abb. des Meilensteines fol. 78r. g) Stiftsbibl. St. Florian, Handschrift XI 565, abgeschrieben im 17. Jahrhundert; 1681 erworben; Abb. des Meilensteines fol. 214v. h) Staatsbibl. Preußischer Kulturbesitz Berlin, Cod. Cerm. 1122, aus der Schloßbibl. Eferding, abgeschrieben im 17. Jahrhundert; Abb. des Meilensteines fol. 85v. Die in der Bayerischen Staatsbibl. München, Cod. Germ. 1204, befindliche Handschrift aus dem 17. Jahr hundert trägt den etwas veränderten Titel „Annales historici oder historisch Zeitt Buech der Österreichischen Landen, darinn auch villfeltig vermeldet wirtt, was sich mitt den anrainenden Landen, sonderlich aber auch dem Haus Bayrn verloffen" und enthält keinen Hinweis auf den Engelhartszeller Meilenstein. 3 Die erwähnte Abschrift stammt aus einem Briefwechsel des Abtes mit dem bayrischen Kanzler Georg Herwart von Hohenburg, der aus vier Briefen bestand. Heute ist dieser Briefwechsel leider verschollen; er war aber schon 1893 nicht mehr vorhanden, denn der Bibliothekar des Stiftes antwortete auf die Anfrage von J. N. Seefried, „es lasse sich die erwähnte Korrespondenz, den Meilenstein von Engelhartszell betr., wie in der Bibliothek so auch im Archive nicht auffinden"; vgl. J. N. Seefried, a. a. ö. S. 8. - Nach seiner Einsicht nahme in den damals (1878) noch vorhandenen Briefwechsel berichtete F. Kenner, a. a. ö. S. 599 f. Anm. 3 etwas summarisch: „Bei einer Anwesenheit des Abtes Alexander a Lacu in München kam bei der fürstlichen
G) In den sogenannten Grenzakten des Archivs der Landeshauptmannschaft im Ober österreichischen Landesarchiv (Bd. 18, Blatt 10) befindet sich eine Abschrift (Taf. 1, Abb. 2), die zwar nicht datiert ist, die aber aus der Zeit der Abfassung der Akten, d. i. Ende des Jahres 1590, stammen dürfte; vgl. H. Jandaurek, a. a. O. S. 295. - Die auf der Rückseite des Blattes angebrachte Bemerkung „Herrn Pfarers Verzaichnuss" könnte den Schluß zulassen, daß die Abschrift vielleicht vom Pfarrer von Engelhartszell selbst stammt. D) Zu denselben Akten (Bd. 18, Blatt 9) gehört eine weitere, wohl ähnlieh zu datierende Abschrift (Taf. 1, Abb. 3), die in flüchtigen Zügen geschrieben ist und keine weiteren Vermerke trägt. E) Eine dritte Abschrift (Taf. 2, Abb. 4) fand sich in den sogenannten Weinberger Akten (Bd. 138, Blatt 2) des Oberösterreichischen Landesarchivs, obwohl in den Akten selbst der Meilenstein nicht erwähnt wird. Die Kopie, bei der die entscheidenden letzten Zeilen fehlen, dürfte aus der Zeit der Abfassung der Akten, etwa um das Jahr 1669, stammen; vgl. H. Jandaurek, a. a. O. S. 295. F) Während die Nachschau in den Beständen des Bayerischen Staatsarchivs in München ergebnislos verlief, konnte ich in den Akten des sogenannten Passauer Blechkasten archivs, die sich auf Schloß Trausnitz bei Landshut befinden, ein am 14. Februar 1591 verfaßtes Schreiben des Passauer Bischofs Urban von Trennbach an Erzherzog Ernst zu Österreich, das sich mit den Engelhartszeller Vermarkungssachen befaßte (Rep. 112, Kasten 184/26), entdecken. - Auf dem ersten dieses neun Blätter umfassenden Schrei bens ist ein Zettel aufgeklebt, der die (in der Mitte gekürzte) Inschrift des Steines mit Berichtigungen und Erklärungen durch eine zweite Hand bietet (Taf. 2, Abb. 5). Auf der Rückseite dieses Zettels ist zu lesen: „Columnae Petrinae hae litterae incisae sunt". Die Geschichte des Steines ist nur lückenhaft überliefert. Er war jahrhundertelang unbeachtet, die ersten auf ihn bezüglichen Nachrichten stammen aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert. In den Grenzstreitigkeiten, die im Jahre 1590 zwischen dem Hochstift Passau und dem damals verwaisten Kloster Engelszell auftraten, spielte der Stein eine wichtige Rolle: Eine Kommission unter dem Vorsitz von Erzherzog Ernst zu Österreich versuchte, den Verlauf der strittigen Grenze festzustellen und nahm genaue Befragungen unter den Einwohnern der Gegend vor^. Neben anderen Marksteinen® wurde auch unser Tafel im Beisein des Abtes Georgius Lautherius von U(nserer) L(ieben) Frau (in München) die Rede auf alte Inschriften; Abt Alexander äußerte, man habe Inscriptiones gefunden, 'dar Innen spaciiun viae seu itineris a Laureaco deinceps per Leucas [sie!] oder millia passuum (auf den fall Ich es änderst recht enthalten) designiert werde'. Darauf hin ersuchte Johann Georg Herwart von Hohenburg, der fürstl. Durchlaucht in Baiern geheimer Rath, Pfleger zu Schwaben und der Landschaft zu Bayern Ganczler, mit Schreiben vom 8. November 1602, den Abt Alexander um eine Gopie der Inschrift, worauf dieser am 29. desselben Monats antwortete. Jedoch erhielt letzterer erst am 28. December die Abschrift des Meilensteines 'sambt dem Extract von mehreren Inscriptionen'. — Ein späterer Brief des Abtes an Herwart, vom 1. April 1603, bespricht im allgemeinen den schlechten Zustand des Denkmals; es heißt unter anderem: 'Es seind aber der Werter weg Alter des Steinss vnd das denselb (?) vom Wetter versterrt . . . Jedoch zweiffit mir gar nit mein geliebter Herr werde ad normam antiquoru die interpretationem . . . finden'. Die Briefe des Abtes Alexander sind nur überaus flüchtig geschriebene Concepte und daher, namentlich wo er sich deutscher Buchstaben bedient, schwer zu lesen) . . . .". R. Strein, a. a. O.: „Von wegen aufrichtung des Hochgerichts, und sunst allerlay Paan und Irrung, Belangundt dem Hochstüfft Passau, Haben Weylundt Ihr fürstl. Durchl. Erzherzog Ernst Löblichster gedechtnuss Anno Fünfzehnhundertund Neuntzig ain (Kommission, der zwischen Engelbartszell, und Hochstüfft Passau strittigen March Halber verordnet, darüber sein Etlich Bürger zu Engelhartszell, und andere Undterthonne Verhört worden, Vermög derselben Aussag und andeutung, Haben sich die March, welche dass Erzherzogthumb
Meilenstein als Grenzmarke angegeben, sodaß es nötig wurde, seinen ursprünglichen Stand ort zu eruieren. Aus den Aussagen verschiedener Gewährsleute konnte Klarheit über das Schicksal des Römersteines gewonnen werden. Der Stein, der zwar „ain Zeitlang Hin und wider Verruckht, aber unvermailligt (unbe schädigt) gelassen worden" war», befand sich wieder an seinem ursprünglichen Standort am Ufer der Donau. Um 1530 war von ihm „gegen der Mitten zur auf der ainen Seiten hinder denen Buechstaben . . . ain Stuckh davon gefahlen und bey der Thainau in dem Huefschlag (Treppelweg) gefunden worden". Dieses Stück hatte der damalige Marktrichter Paul Elmansperger „von der Thainau in den Markcht zu seiner Behausung . . . hinauf bringen lassen", wo es sich 1590 noch befand. Der umgestürzte Torso des Meilensteines war am alten Ort verblieben; eine unsignierte Planskizze' aus dem Jahre 1581 zeigt den „ligent Stain mit gehauren Buechstabn" am rechten Donauufer, ein Stück unterhalb des Jochensteines (Taf. 3, Abb. 6). Nach Abschluß der Untersuchungen ordnete Erzherzog Ernst an, daß der Meilenstein „den andern Marchstainen gemäss ungeverlich aines stahel schussweith von Hochenstein (Jochenstein) widerumben gesetzt werden muß . . .", um weiterhin als Grenzstein zu dienen. Sein weiteres Schicksal bleibt unklar, alle späteren Nachrichten fehlen. Da er weder in der Grenzbeschreibung des Josefinischen Lagebuches (1788) noch in jener des Francisceischen Katasters (um 1825) Erwähnung findet, scheint er damals nicht mehr existiert zu haben. Ob er in die Donau gestürzt» oder auf andere Weise zerstört worden ist», entzieht sich unserer Kenntnis. Über die Maße des Steines haben wir zwei Angaben, die sich ergänzen. R. Strein schreibt a. a. O.: „. . . Sovill aber darunter den Römischen Stain Belangt, . . . der ist. . . fünf werch schuech, und drey zwerch Finger Hoch oder lang, auch Rundt, und hat in der Rundt herumb. Vier ^yerch schuech, die Inscription . . ."'» und in einem Protokoll vom 23. Oktober 1590 der Grenzkommission heißt es; „Dieser Stain ist fast eine Klaftern (hoch) und andert halb Schuech dickh . . .„'h Daraus ergibt sich, daß der Stein etwa 1.80-1,90 m hoch war Österreich, so woll mit dem Herzogthumb Bayrn, Alss Pistumb Passau und Anderer HerrschafFten underschaiden Befunden, . . vgl. CIL III ad 5755 und F. Vollmer, IBR ad 484. » R. Strein, a. a. O.: „Das Erste March ist der grosse stain, der zween Pixenschuss weitt, oberhalb des Markhts Englhartszell, Benachet mitten im Stromb der Tbonau Ligt, darauf ein Creüz gemaurt steet, welcher stain der Joebenstein genendt wirdt, der Ander Marcbstain [es folgt unser Meilenstein] . . ., der dritte und Viertte Marcbstain aufwertbs gegen den Viechtenstainer Waldt . . .; vgl. CIL a. a. O. und F. Vollmer, a. a. O. » Grenzakten des Archivs der Landeshauptmannschaft im Oberösterreichischen Landesarchiv, Band 18, Blatt Bff. - Mitgeteilt von H. Jandaurek, a. a. O. S. 296 ff. ' Bayerisches Staatsarchiv München, Plansammlung Nr. 9590, früher Passauer Blechkastenarchiv 190/21. — Mit dieser Lokalisation läßt sich die Angabe R. Streins, a. a. O.: „Sovill aber . . den Römischen Stain Belangt, .. der ist drey meill [3 deutsche Meilen ä 7420,44 m] undterhalb Passau Ligundt befundten worden . .", sehr gut vereinbaren. » J. Strnadt glaubt a. a. O. S. 18, daß er „in der großen Überschwemmung im Jare 1845 spurlos verschwand"; ihm folgend F. Kenner, a. a. O. S. 599 und R. NoU, a. a. O. S. 33 „seit 1845 spurlos verschwunden"; vgl. dagegen J. N. Seefried, a. a. O. S. 6f. und H. Jandaurek, a. a. O. S. 294. — Nach mündlicher Überlieferung sei der Stein noch in der Gegenwart im Backofen des Bauern in der Edt, dessen Haus im Stauraum des Donau kraftwerkes Aschach versunken ist, gesehen worden. » Auch die von J. N. Seefried, a. a. O. S. 6 vertretene Annahme, daß er vor 1765 verschwunden sein muß, weil der an seine Stelle gerückte Grenzstein Nr. 1 neben dem österreichischen und Passauer Wappen die Jahreszahl 1765 trug, ist nicht zwingend, sondern beweist höchstens seine Entfernung vom ursprünglichen Standort um diese Zeit. " Vgl. CIL III ad 5755 und F. Vollmer, IBR ad 484. " Grenzakten des Archivs der Landeshauptmannschaft im OÖ. Landesarchiv, Bd 18, Blatt 8; vgl. H. Jandaurek, a. a. O. S. 296.
und einen Durchmesservon etwa 50 cm hatte; dies entspricht durchaus den bei Meilen steinen üblichen Maßen. Die Inschrift, die einen Teil der Oberfläche ausfüllte, war schwer zu lesen und teilweise unverständlich. In seinem Brief vom 1. April 1603 klagt der Abt Alexander a Lacu; „Es seind aber die Werter weg Alter des Steinss vnd das denselb (?) vom Wetter versterrt.. ."i' und im obenerwähnten Protokoll ist vermerkt: „. . . Buechstaben, deren thails zwar khäntlich, thails aber gar nit, danenhero auch zimlich völliges Wortt weniger ain sensus daraus zu bringen . . Um die ursprüngliche Form des Textes erschließen zu können, seien vorerst die ein zelnen Lesungen einander gegenübergestellt: A. CIL III 5755 (Strein)i5 B. CIL III 11846 (Gienger) IM? • CAESAR IM • P • CAPSAR MAVRELIVS MAVRPhIV ANTONINVS PIVS FELIX AVG PART • MAXIMVS BRIT • MAXI MVS R • P ■ VI AM IVXTA AM NEM DANV VIVM FIERI IVS SIT A BOIIODV RV SALGA TONB XV C. Grenzakten I I•M•P•CAESAR•M•ARELIVS ANTONINVS PIVS FELIX AVG PA RT•MAXIMVS•B•R• T • I • MAXIMVS REX PIVS VIAM IVXTA AMNEM DANWIVM FIERI IVSSIT ABDILoDVRI A-OA lONAS • XV S ANTONI NVS PIVS FE LIX AVG PAR T MAXIMVS BRTI MAXIM VS R P VIAM IVXIA AMIFM DA IIWIVM EI ER HVSSIT AI BOHODVRI SALOAIVNS XV D. Grenzakten II I-M-P-CAESARMAVRELIVS • ANTONINVS PIVS FELIX AVG PART MAXIMVS•B•R•T•I• MAXIMVS • R • P • VIAM • IVXTA • AMNEM • DANWIVM • HERHVSSITA BOILODVRIN • LOAION XV Von den Abschriften berücksichtigt lediglich ein Teil der Kopien R. Streins die Form des Meilensteines (vgl. Taf. 1, Abb. 1), wenn versucht wird, die runde Form der Säule anzudeuten; alle anderen beschränken sich auf die bloße Wiedergabe des Textes. " Vgl. Anm. 3 und CIL III ad 11846. " S. Anm. 11. Der Text ist teilweise nach den anderen Abschriften berichtigt, folgende Abweichungen ergeben sich: 2 AVREELIVS b 7 BRIT b BRTI acdef 9 VLAM c 10 AMNEM (N aus IV korr.) c 13 BOIIODVRY c (Y aus V) d BOIODVRY f BOIIODVRV abe; vgl. auch F. Vollmer, IBR ad 484.
E. Weinberger Akten F. IMP • CAESAR M AVRELIVS ANTONINVS PIVS FAELIX AVGVSTVS PONT MAXIMVS BRITT • MAXIMVS R • P • VIAM IVXTA AMNEM DANWIVM FIERI SITAM BOIIO DVRII Passauer Blechkastenarchiv IMP • CAESAR • M • AVR • ANT • PF- AVG • VIAM IVXTA AM • NEM DANWIVM HER HVSSITA BOIIODVRI N • L • O • A • I D•N•B•XV HER HVSSITA ist von zweiter Hand in FIERI IVSSIT A verbessert. Im folgenden wird versucht, den ursprünglichen Text der Inschrift aus den verschie denen Varianten wiederherzustellen, wobei offensichtliche Verschreibungen wie zum Bei spiel CAPSAR (B), FAELIX (E), IVXIA (B) oder AMIFM (B) unberücksichtigt bleiben. Der erste Teil der Inschrift ist überall einigermaßen richtig überliefert. Es ergibt sich; IMP • CAESAR • M • AVRELIVS • ANTONINVS • PIVS • FELIX • AVG • PART • MAXIMVS • BR+T • MAXIMVS • AE in CAESAR scheint ligiert gewesen zu sein (vgl. A, C, D, E); MAXIMVS wurde offenbar beide Male ausgeschrieben; BRIT war wahrscheinlich ligiert und vielleicht mit Doppel-T geschrieben, wie die Lesungen BRTI (B, C, D) und BRITT (E) zeigen; man könnte etwa an eine Form BR+T denken. Die Inschrift beginnt demnach mit der bekannten Titulatur Caracallas, die aber un vollständig ist. Einige Zeilen scheinen ausgefallen zu sein^®, denn es fehlen die sonst üblichen Angaben über Oberpontifikat^', tribunicia potestas, imperatorische Akklamation und Kon sulat, sowie der nach dem Ehrentitel p(ater) p(atriae) übliche Zusatz proco(n)s(ul). Von all dem haben sich in der Überlieferung nur die beiden Buchstaben R • P (A, B, D, E, in C falsch zu REX PIVS aufgelöst) erhalten. Für die Auflösung gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder läßt sich aus dem überlie ferten R • Pp(ater) p(atriae) gewinneni®, oder man zieht eine Ergänzung tr(ibunicia) p(otestate) aus einer nicht erkannten Ligatur TR-P in Betracht^®. Eine nähere Datierung wird durch die Siegerbeinamen Caracallas ermöglicht. Da dieser Kaiser seit 199 Parthicus und seit 211 Britanniens genannt wird und im Oktober 213 den auf der Inschrift fehlenden Namen Germanicus annahm®", ergibt sich der Zeitraum vom Jahr 211 bis zum Oktober 213 für die Aufstellung des Meilensteines. Er wird allgemein von der Forschung ins Jahr 213 gesetzt und mit den Vorbereitungen ziun Alamannenkrieg Caracallas in Zusammenhang gebracht®^. " H. Deringer, aa. aa. OO. S. 305 (755). " Das allein in E vorkommende PONT • MAXIMVS (an falscher Stelle) ist wohl aus PART -MAXIMVS mißverstanden. " J. Gaisberger, a. a. O. S. 32; Th. Mommsen, CIL III ad 5755 und F. Vollmer, IBR ad 484. " J. N. Seefried, a. a. O. S. 9f. - Vgl. auch die Glossen in den Handschriften abdef der Annalen R. Streins: „Trib. pot. deest". ®° Vgl. P. V. Rohden, RE II Sp. 2437 ff.; A. TaramelU, Diz. epigr. II 107 ff. P. V. Rohden, a. a. O. Sp. 2446; J. N. Seefried, a. a. O. S. 9 ff.; K. Schneider, RE Suppl. VI Sp. 412; L. Schmidt, Geschichte der deutschen Stämme, II. Teil: Die Westgermanen, 2. Aufl. (München 1940) S. 8 Anm. 2; R. Egger, a. a. O. S. 135; G. Walser, Die römischen Straßen in der Schweiz. 1. Teil: Die Meilen: steine (Itinera Romana. Beiträge zur Straßengeschichte des Römischen Reiches. Heft 1. Bern 1967) S. 22 Anm. 52.
Tatsächlich erscheint diese Datierung am wahrscheinlichsten, sie paßt auch gut zu den zahlreichen anderen Meilensteinen des Kaisers aus dem benachbarten Raetien sowie atos Noricum selbst, die in diese Zeit datiert werden können®^. Wenn die Inschrift ins Jahr 213 zu setzen ist, müßte die Titulatur Caracallas wie folgt lauten: Imp(erator) Caesar M(arcus) Aurelius Antoninus pius felix Aug(ustus) Part(hicus) maximus Britt(annicus) maximus p(ateT) p(atriae) bzw. Imp(eTator) Caesar M(arcus) Aurelius Antoninus pius felix Aug(ustus) Part(hicus) maximus Britt(annicus) maximus tr(ibunicia) p(otestate) [XV imp(erator) II co(n)s(ul) III p(ater) p(atriae) proco(n)s(ul) ]. Die längere Ergänzung setzt allerdings voraus, daß eine Textzeile zerstört oder ausge brochen ist^'. Die nächsten Zeilen bieten keinerlei Schwierigkeiten, der Text wird in allen Kopien eindeutig und ohne Kürzung überliefert: viam iuxta amnem Danuvium fieri iussit . . . Wir hören also von einer Straße, die Kaiser Caracalla entlang des Donauufers hatte anlegen lassen. Aus dem Text ergibt sich auch, daß offenbar vorher keine Straße an der Donau bestanden haV^. Zur Frage der Streckenführung siehe den Anhang. Mit den folgenden Zeilen beginnen die umstrittenen und oft behandelten Stellen des Textes. Die einzelnen Abschriften bieten: A: A BOIIODVRVSALOATONB XV B: AIBOHODVRISALOAIVNS XV C: A BDILODVRI ALOAIONASXV BOII ODVRI BOIIODVRI I BOII ODVRI N L O A I O N N L O A I D N B Offenbar sind zwei Ortsnamen und eine Meilenzahl angegeben. Es ist auch kaum zu bezweifeln, „daß, wo zwei Ortsnamen angeführt werden, der eine, von welchem aus gezählt, im Ablativ, der andere, bis zu welchem gezählt wird, im Accusativ steht"^®. Als Ausgangspunkt der Zählung ergibt sich eindeutig BOIIODVRVM^®, das römische Kastell von Innstadt bei Passau am rechten Ufer des Inn®'. Trotz der vorangesetzten Präpo- ®® Meilensteine aus Raetien: GIL XIII 9061.9068.9072. H. Nesselhauf - H. Lieb, 3. Nachtrag zu CIL XIII. 40. Ber. RGK (1959) Nr. 264. Meilensteine aus Noricum: CIL III 5726 = 11839.5745. F. Vollmer, IBR 479A; vgl. H. Deringer, aa. aa. OO. S. 290 f. (740 f.) Nr. 24—26. Über das merkwürdige Doppelformular der norischen und raetischen Meilensteine Caracallas vgl. H.-U. Instinsky, Septimius Severus und der Ausbau des rätischen Straßennetzes. KJio 31 (Berhn 1938) S. 33 f. Mehrere Kopien R. Streins, besonders h, scheinen durch die Zeilenverteilung anzudeuten, daß nach R • P etwas im Text fehlt. So schon R. Strein, a. a. O.: „. . der verstanndt der inscription für sich selbst bringt mit sich, . . das der ge dachte Kayser biß dahin denn Weg neben der Thonau machen lassen . vgl. auch E. Polaschek, RE XVII Sp. 1032 und R. Noll, a. a. O. S. 97. — Im Widerspruch dazu steht freilich die Anlage des Kastells bei Schlügen im 2. Jahrhundert, denn es ist kaum glaublich, daß „nicht auch zugleich vom neuen, kleinen Donaufort . . eine direkte Verbindung zum wichtigen Grenzkastell Norikums Passau/Innstadt Boiodurum hergestellt" wurde; vgl. L. Eckhart, a. a. O. S. 64 f. F. Kenner, a. a. O. S. 603. Zur Schreibung s. M. Ihm, RE III Sp. 634f.; F. Vollmer, a. a. O. p. 211 und P. Reinecke, a. a. O. S. 24. " Über die Ergebnisse der Ausgrabungn siehe jetzt zusammenfassend H. Schönberger, Das Römerkastell Boiodurum - Beiderwies zu Passau - Innstadt. Saalburg-Jahrbuch 15 (1956) S. 42 IT.; vgl. auch E. Nowotny, a. a. O. S. 103 ff.
sition A stand der eigentliche Ortsname wohl im Genitiv mit fehlendem Bestimmungswort, sodaß etwa A BOIIODVRI (nämlich CASTELLO) gelesen werden müßte^®. Der andere Ortsname, der Endpunkt der Zählung, ist in den Abschriften arg verstüm melt; mit einiger Wahrscheinlichkeit lassen sich lediglich die Buchstaben . . A L O A I? O? . . als gesichert bezeichnen. Am Schluß der Inschrift stand vor der eindeutig überlieferten Zahl XV die Angabe M P (milia passuum), die sich in den vorangehenden Buchstaben N B, N S oder ähnlich verbergen dürfte®®. M P XV bezeichnete aber nicht die Entfernung zwischen Boiodurum und dem unbekannten Ort, sondern nur den 15. Meilenstein auf der von Boiodurum ost wärts führenden Straße®". Der Standort des Steines etwas unterhalb des Jochensteines ent spricht dieser Angabe genau®^. Für den unbekannten Ort hat die Forschung entweder den Fundort des Meilensteines, Engelhartszell, oder eine andere Siedlung an der norischen Donau zwischen Passau und Linz angenommen®® oder überhaupt an einen anderen, weitentfernten Punkt an der unteren Donau als Endpunkt der Straße gedacht®®. Die folgende Tabelle soll die einzelnen Hypothesen veranschaulichen. In die Betrachtung einbezogen sind die durch das Itinerarium Antonini 249, 1 ff. überlieferten Stationen Stanacum und loviacum der Straße Lauriacum—Boiodurum, die in der weiteren Umgebung des unbekannten Ortes lokalisiert werden müssen. Gaisberger Kenner Seefried Trampler Kubitschek Miller Zenker Schiffmann Nischer Reinecke Spitzig Egger 1916 1918 1922 1923 1924 1933/4 1950 „SALOATO" = STANACVM Engelhartszell Engelhartszell/Roning Pyrawang/Roning/ Kasten Schlügen Engelhartszell Engelhartszell Wesenufer SALSOVIA Engelhartszell Stanacum Engelhartszell Steinedt/St. Ägid Steinedt/St. Ägid Engelhartszell St. Ägid Wesenufer St. Roman/St. Ägid südöstl. Engelhartszell Schlügen Steinedt/Zinnhobel Engelhartszell loviacum Schlügen Eferding Schlügen Engelhartszell/ Wesenufer/Aschach Schlügen Aschach Aschach Aschach Eferding/Aschach Aschach/Schlügen ®® Vgl. F. Kenner, a. a. O. S. 603. - J. B. Kenne RE I A Sp. 1993 gibt zu überlegen, ob in den letzten Zeilen der Inschrift vielleicht A BOIIODVR(o) VS(que) AL zu lesen sei; diese Lesung scheint aber durch die Überlieferung von vornherein ausgeschlossen. ®" Es handelt sich wahrscheinlich um die häufige Ligatur MP, die schlecht gelesen wurde; vgl. J. Gaisberger, a. a. O. S. 33; W. Kubitschek, a. a. O. Sp. 43 Anm. 1; Th. Mommsen, CIL III p. 690. ®" W. Kubitschek, a. a. O. Sp. 43 f. und die dort angeführten Beispiele; F. Vollmer, a. a. O. ad 484. ®' Vgl. den Anhang. Ausgehend von Th. Mommsen, CIL III p. 690: „elementis quae praecedunt significatur castellum quoddam praeterea ignotum distans a Boioduro M P XV". ®® Erstmals bei F. Vollmer, a. a. O. ad 484: „vide ne via per varias provincias ad ostia usque Danuvii strata sit SÄLSOVIAM Moesiae inferioris" ,■ vgl. auch P. Reinecke, a. a. O. S. 41: „schwerlich irgendein bedeutungsloser Ort im nordwestnorischen Grenzgebiet imterhalb Boiodurum". — G. Capovilla, a. a. O. S. 383 versucht durch die geringfügige Änderung des überlieferten Textes in SALOANVM (bzw. SABOANVM) eine Beziehung zum Volk der Alauni, den Einwohnern des Chiemgaues, herzustellen.
SALOANVM (SABOANVM) Engelhartszell Engelhartszell Engelhartszell Schlögen Engelhartszell St. Ägid Schlögen/Eferding ? Schlögen Raab Schlögen Wesenufer/Oberranna Eferding Oberranna Eferding Oberranna Aschach Oberranna/Wesenufer Aschach Aschach Durch die Forschungen der letzten Jahre konnten überzeugende Argiunente bezüglich der Lokalisation der einzelnen Orte geltend gemacht werden®^. Lediglich Schlögen, wo durch die Grabungen der Jahre 1957-1959 militärische Anlagen nachgewiesen werden konnten, schien „weiterhin ein namenloses Kleinkastell" zu bleiben®^. Es ist daher zu über legen, ob nicht die antike Bezeichnung von Schlögen in dem verstümmelten Ortsnamen auf dem Engelhartszeller Meilenstein verborgen ist. Als „natürlicher Endpunkt der via iuxta amnem Damvium"^" scheint gerade Schlögen am ehesten dafür bestimmt zu sein, auf dem Meilenstein genannt zu werden. Leider läßt sich aus den wenigen gesicherten Buchstaben keine auch nur annähernd passende Bezeichnung erschließen. Der Großteil der Forscher hält daher an der zuerst überlieferten Lesung SALOATO fest, ohne allerdings eine etymologisch gesicherte Er klärung der Bezeichnung beibringen zu können. Auch verschiedene Versuche, den über lieferten Text zu korrigieren, können nicht befriedigen". Das Problem muß daher ungelöst bleiben, solange nicht ein Zufallsfund Licht in das Dunkel der Überlieferung bringt. " S. den Anhang. " L. Eckhart, a. a. O. S. 70. W. Kubitschek, a. a. O. Sp. 49. " Zur Etymologie vgl. A. Holder, Alt-celtischer Sprachschatz. 2. Bd (Leipzig 1904) Sp. 1317; J. B. Kenne, a. a. O. Sp. 1992. — F. Kenner, a. a. O. S. 603 f. versuchte unter Voraussetzung einer Verschreibung O für V eine Lesung SALVATV zu vertreten, was nach spätem Sprachgebrauch soviel wie munitum oder salvum heißen soll; vgl. auch K. Schneider, a. a. O. Sp. 413. - J. N. Seefried, a. a. O. S. 14 bringt die Form SALOATO mit dem zwischen Peuerbach und St. Willibald liegenden Wald Sallet in Verbindung, s. auch H. May, a. a. O. S. 3. - Über die Möglichkeiten, einen bekannten Ortsnamen zu rekonstruieren, s. oben Anm. 33. Anhang Der Verlauf der Limesstraße zwischen Lauriacum und Boiodurum Q,uelle: Itinerarium Antonini 249, 1 ff.: Lauriaco — Ovüatus XVI m. p. Ovilatus - loviaco XXVII m. p. loviaco - Stanaco XVIII m. p. Stanaco - Boioduro XX m. p. Da die Straße in der Tabula Peutingeriana^ fehlt, ist jede Möglichkeit einer Kontrolle der Angaben des Itinerars ausgeschlossen. ^ Die gegenteiligen Angaben z. B. E. Polaschek, a. a. O. Sp. 1032; H. Jandaurek, a. a. O. S. 215 und F. Pfeffer, a. a. O. S. 565 beruhen auf irriger Ausdeutung der mit dem Ortsnamen Marinianio verbundenen Linien; vgl. R. Noll, a. a. O. S. 54 f. und Anm. 7.
Von der westnorischen Limesstraße zwischen Lauriacum (Lorch) und Boiodurum (Innstadt bei Passau) sind nur die beiden Endpunkte durch Bodenfunde und epigraphische Zeugnisse fixiert, während die Zwischenstationen und ihre Entfernungen voneinander nur unzureichend und fehlerhaft überliefert sind. Auch die verhältnismäßig zahlreiche Literatur mit ihren verschiedenartigsten Lösungsversuchen hat keineswegs dazu beigetragen, das Problem des Straßenverlaufes und der Lokalisation der einzelnen Stationen einigermaßen befriedigend zu klären. Im folgenden wird nun versucht, unter Verwendung der bisherigen Forschungsergeb nisse^, die die Klärung der Fragen zu einem guten Teil bereits vorbereitet haben, zu einer annehmbaren und mit der Überlieferung und den Bodenfunden vereinbaren Strecken führung zu gelangen, ohne allerdings auf die schon oft erörterten Probleme und ihre Argu mentation bzw. Widerlegung noch einmal kritisch näher einzugehen. a) Teilstück Lauriacum-Ovilava: Die Straße, die sich in diesem ersten Teilstück mit der römischen Binnenstraße deckt', begann etwa 300 m südlich der Eisenbahnlinie' am rechten Brückenkopf, der durch Joch reste der älteren Ennsbrücken bezeichnet wird, und setzte sich südlich des Legionslagers im Laufe der Stadlgasse, in der der römische Straßenkörper aufgedeckt werden konnte', fort. Sie ging weiter über Kristein, wo eine 8 m breite Straße festgestellt wurde', folgte dem Zuge der „Alten Landstraße" nördlich an Bruck vorbei und führte durch Pichling hindurch um die vorspringende Nase des Schiitenberges herum in einem tiefen Hohlweg nach Ebels berg hinein. Der Übergang über die Traun erfolgte etwa an der Stelle der heutigen Straßen brücke'». Im gegenüberliegenden Jüeinmünchen' zweigte die Nebenlinie ab, die über die beiden Hochstraßhäuser, Scharlinz und Niedernhart nach Lentia (Linz) führte'. Die Hauptstraße folgte zunächst etwa 1 km der heutigen Dauphinestraße, schwenkte dann nach Südsüdwest um und lief dann auf dem „Flötzersteig" nach Neubau und von hier im Zuge der heutigen Bundesstraße über Marchtrenk Richtung Wels. Sie erreichte die Stadt von Nordosten her' durch das an der Dr.-Franz-Groß-Straße liegende Gräberfeld. Eine zweite, durch Bodenfunde gekennzeichnete Trasse am rechten Traunufer über ' S. die Zusammenfassungen bei R. Noll, a. a. O. S. 92 f. 95 ff. und F. Pfeffer, a. a. O. S. 81 ff. — Neben der schon Anm. 1 angegebenen Literatur s. noch: F. Sekker, Die Römerstraßen in Oberösterreich. Heimatgaue 4 (1923) S. 172 ff. 362 f. K. Schiffmann, Die Römerstraßen in Oberösterreich. Ebd. S. 357 ff. J. Haritz, Römerstraßen in Oberösterreich. Beigabe zur Zeitschrift des OÖ. Landeslehrervereines (Nr. 7/8 vom 20. Juh 1932) S. 4 ff. ' Vgl. die Streckenführung bei H. Deringer, Die römische Reichsstraße Aquileia - Lauriacum. Carinthia 140 (1950) S. 225 ff.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 95 ff.; H. Jüngling, a. a. O. S. 100 f.; R. Noll, a. a. O. S. 92 und F. Pfeffer, a. a. O. S. 69 ff. 169 ff. (mit der Karte Abb. 8). * J. Schicker, Die heidnischen Friedhöfe und die römische Limesstraße bei Lauriacum. RLiÖ 17 (1933) S. 104. ' J. Schicker, a. a. O. S. 101 f. - Über das Straßennetz im Raum von Lauriacum vgl. H. Jandaurek, a. a. O. S. 106 ff. ' J. Schicker, Fundber. aus Österr. 3 (1941/42) S. 50 f. '»Zum Verlauf der Römerstraße im Bereiche von Ebelsberg s. H. Jandaiu'ek, OÖHBl. 3 (1949) S. 348ff. mit Karte. ' Etwa in dieser Gegend ist die durch die Tabula in einer Entfernung von XIIII m. p. von Ovilava bezeugte Station Marinianium zu suchen; vgl. K. Miller, a. a. O. S. 418; R. Noll, a. a. O. S. 54 f. und F. Pfeffer, a. a. O. S. 71 ff. ' Vgl. K. Schiffmann, a. a. O. S. 20 f.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 113; F. Pfeffer, Die Linzer Fernstraßen. Jb. d. Stadt Linz 1953 S. 568 ff. und R. Noll, a. a. O. S. 105. • Meilenstein CIL III 14111 des Kaisers Maximinus Thrax (235-238).
St. Florian-Ansfelden-Kremsdorf-Weißkirchen-Schleißheim nach Wels'" hatte sicherlich nur lokale Bedeutung. Das im Itinerar als erste Station der Limesstrecke in einer Entfernung von XVI m. p. genannte OVILATVS ist ein bloßer Abschreibfehler für Ovilavis^'^. Auch die fehlerhafte Meilenangabe kann nach den anderen Erwähnungen derselben Strecke im Itinerar leicht auf XXVI m. p. berichtigt werden^^, was der tatsächlichen Entfernung Lorch-Wels (39 km) auf der angegebenen Route genau entspricht, b) Teilstück Ovilava-Ioviacum; Die anscheinend hoffnungslos verwirrten Entfernungsangaben in den folgenden Teil stücken haben die Forschung vielfach veranlaßt, den Verlauf der römischen Limesstraße unter Vermeidung von Ovilava nach dem Traunübergang bei Ebelsberg-Kleinmünchen im Zuge der sogenannten „Ochsenstraße"^' westwärts nach Eferding zu führen. Wenn auch das Alter dieser Verkehrsverbindung, die in gerader Linie vom Traunübergang über Wegscheid-Hart-Reit-Hitzing zum Übergang von Appersberg führt und über Straßham und Alkoven Eferding erreicht, unbestritten ist, scheint es sich doch nur um eine lokale Ver bindungsstraße gehandelt zu haben'^. Zwischen Straßham und Alkoven vereinigt sie sich mit der von Lentia über den durch Bodenfunde als römisches Siedlungsgebiet ausgewiesenen Raum von Wilhering kommenden Seitenstraße^^. Tatsächlich verlief die Limesstraße als Fortsetzung des über den Fyhrnpaß nach Süden laufenden Straßenzuges von Ovilava aus, wo „eine 5 km lange in gerader flüssiger Richtung" ziehende Altstraße^® nach Norden führte. Ihr genauer weiterer Verlauf ist unsicher^', doch dürfte er ungefähr der heutigen Schartener Straße über Buchkirchen-Scharten-Leppersdorf-Fraham gefolgt sein^® und Eferding von Süden erreicht haben. K. Schiffmann, a. a. O. S. 14; H. Deringer, a. a. O. S. 227 f.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 199 f.; F. Pfeffer, a. a. O. S. 544 f. — F. Ertl, a. a. O. 60 ff. tritt für eine Streckenführung durch das Ypftal ein, sucht im Weiler Holzhäuseln bei St. Marien die Station Marinianium und gelangt über Neuhofen/Krems und den Guglberg, wo er am Urmachel das Kastell Ad Mauros im Gelände zu erkennen glaubt, bei Weißkirchen auf den obigen Straßenzug. " Vgl. Th. Mommsen, CIL III p. 682; R. Trampler, a. a. O. S. 28.41 f.; W. Kubitschek, a. a. O. Sp. 38 f.; P. Reinecke, a. a. O. S. 32; E. Polaschek, a. a. O. Sp. 1032 und RE XVIII Sp. 1986; H. Deringer, a. a. O. S. 219 Anm. 91; H.Jüngling, a. a. O. S. 98 f. Anm. 10; F. Pfeffer, a. a. O. S. 566 und S. 170 f.; A. Setz, Die antiken Zeugnisse für Ovilava. Jb. d. MV Wels [2] (1955) S. 98 Anm. 4; R. Noll, a. a. O. S. 96. — Die längst als erledigt betrachtete Annahme eines von Ovilava verschiedenen Ortes Ovilatus war in jüngster Zeit durch H. Jandaurek, a.a.O. S. 119.203 f. und F. Ertl, a.a.O. S. 60 ff. wieder aufgenommen worden. Die Strecke Lauriacum-Ovilava wird noch vier weitere Male erwähnt (235, 1 f.; 256, 5 f; 258, 1 f.; 277, 1 f.) - Vgl. zur Korrektur K. Miller, a. a. O. S. 418; E. Nischer, a. a. O. S. 8; E. Polaschek, a. a. O. Sp. 1033; H.Jüng ling, a. a. O. S. 101 f.; F. Pfeffer, a. a. O. S. 566. - F. Pfeffer, a. a. O. S. 170 ff. versuchte, die Meilenangabe XVI m. p. zu retten, indem er die Stelle des 16. Meilensteines als Abzweigungspunkt zwischen Limes- und Binnenstraße ansieht. F. Kenner, a. a. O. S. 571 ff.; E. Nowotny, a. a. O. S. 89; K. Schiffmann, a. a. O. S. 21; E. Polaschek, a. a. O. Sp. 1033; F. Pfeffer, Die Ochsenstraße bei Linz. OÖHBl. 3 (1949) S. 162 ff. und a. a. O. S. 539 ff.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 216 ff. " R. Noll, a. a. O. S. 106. - H. Jandaurek, a. a. O. S. 203.224 führt die Limesstraße getrennt von der Trasse der Binnenstraße über Ansfelden und den Traunübergang von Hasenufer nach Hörsching, wo er Ovilatus vermutet, und strebt dann über Leppersdorf Eferding an, wo er Marinianium ansetzt; vgl. F. Pfeffer, a. a. O. S. 85. " F. Kenner, a. a. O. S. 58! f.; G. Rath, FÖ 2 (1935-38) S. 268; F. Pfeffer, a. a. O. S. 574 ff.; H. Jandaurek, a. a. O. S. 218 ff.; R. Noll, a. a. O. S. 98. " H. Jandaurek, a. a. O. S. 211 ff.; H.Jüngling, a. a. O. S. 102; R. Noll, a. a. O. S. 98.-Vgl. F. Pfeffer, a. a. O. Karte Abb. 8. " F. Pfeffer, a. a. O. S. 520 stellt den Lauf über die Höhe von Scharten und S. 558 durch das Innbachtal zur Diskussion, entscheidet sich aber a. a. O. S. 568 für die längere Strecke Wels-Haiding—Wallern—Eferding, die aber nach H. Jandaurek, a. a. O. S. 211 für eine antike Straßenführung nicht in Frage kommt; vgl. auch R. Noll, a. a. O. S. 98. Falls die in Steinholz, Gem. Fraham, gefundenen „unverkennbaren Spuren" einer breiten Straße römer zeitlich sind, ergäbe sich eine etwas westlichere Routenführung; vgl. F. Kenner, a. a. O. S. 574; H. Jandaurek, a. a. O. S. 213; R. NoU, a. a. O. S. 35.
Eferding, „einer der fundreichsten Plätze Oberösterreichs", läßt sich mit Ad Mauros, der nur durch die Notitia dignitatum Occ. 34, 31 bezeugten Garnison von equites promoti identifizieren^'. Wie für die zweite derartige Garnison am norischen Donaulimes in Commagenae (Tulln) findet sich auch hier die für den Einsatz von Reitern strategisch notwendige Beckenlage. Die Limesstraße ging weiter nordwärts und erreichte entlang der Donau" Aschach, wo der Endpunkt dieses Teilstückes, loviacum'^, lokalisiert werden muß. Die im Itinerar angegebene Entfernung XXVII m. p. ist auf jeden Fall zu lang; es scheint, daß die im Teilstück Lauriacum-Ovilava fehlenden X m. p. hier irrtümlich zuviel aufgetragen sind", sodaß sich eine tatsächliche Angabe von XVII m. p. ergibt. Die auf der angenommenen Straßenführung gemessene Entfernung Wels-Eferding-Aschach von 26,5 km entspricht dem ganz genau. c) Teilstück loviacum—Stanacum: Die Lokalisation von loviacum in Aschach und die damit verbundene Streckenführung der Limesstraße bedingt einen etwas anderen Verlauf als bisher angenommen wurde". Die Straße verlief etwas donaunäher und führte über Haibach auf der Höhe, ehe sie sich bei Schlögen endgültig ins Donautal hinabsenkte'*. Der Name des dortigen kleinen Kastells" scheint sich in der verstümmelten Ortsangabe im Akkusativ auf dem Engelhartszeller Mei lenstein zu verbergen. An die allgemein ziemlich anerkannte Gleichsetzung mit loviacum ist aufgrund der Ausgrabungsergebnisse und der Ausdeutung der literarischen Überlie ferung nicht mehr zu denken. Von Schlögen verlief die Straße entlang der Donau und erreichte schließlich die Station Stanacum, die im Raum von Oberranna-Wesenufer" lokalisiert werden muß. Die Entfernung Aschach-Oberranna (über Haibach) beträgt 27 km und paßt genau zu der im Itinerar überlieferten Entfernungsangabe von XVHI m. p. So schon K. Miller, a. a. O. S. 415; E. Zenker, a. a. O. S. 29f.; E. Polaschek, a. a. O. Sp. 1001; zuletzt R. Noll, a. a. O. S. 22 und L. Eckhart, a. a. O. S. 69. " L. Eckhart, a. a. O. S. 64 Anm. 159. - Über die möglicherweise römischen Straßensteine mit Geleisesperren s. ders., JbOÖMV CV (1960) S. 17 f. So schon E. Zenker, a. a. O. S. 28; K. Schiffmann, a. a. O. S. 23 f. und E. Nischer, a. a. O. S. 7 f.; mit Vor behalten W. Kubitschek, a. a. O. S. 27 ff.; P. Reinecke, a. a. O. S. 32; R. Egger, a. a. O. S. 135 und G. Capovilla, a. a. O. S. 382 f.; zuletzt wieder mit guten Argumenten L. Eckhart, a. a. O. S. 69 f. - Die Aussage von E. Nowotny, a. a. O. S. 93, daß „weder die Lokalität noch auch der geringste Kleinfund . . . hier einen sicheren Anhaltspunkt für das Bestehen einer römischen Niederlassung" geben, muß revidiert werden; vgl. R. Noll, a. a. O. S. 24. - Zur strategisch wichtigen Lage des Platzes s. F. Kenner, a. a. O. S. 582 f. " K. Miller, a. a. O. S. 417; E. Nischer, a. a. O. S. 11; E. Polaschek, a. a. O. Sp. 1033; F. Pfeffer, a. a. O. S. 567. - Um der tatsächlichen Entfernung Wels-Eferding (18,5 km), das sie mit loviacum gleichsetzten, gerecht zu werden, nahmen die beiden letzteren noch eine weitere Verschreibung von XIV statt XVII m.p.an. " Die Straße wurde von Eferding westwärts über Hilkering und den Übergang von Sieberstal im Tale des Adlerbaches nach Schlögen geführt; so R. Trampler, a. a. O. S. 39; H. Jüngling, a. a. O. S. 103; F. Pfeffer, a. a. O. S. 562 ff. — H. Jandaurek, der a. a. O. S. 226 meint, daß durch das Tal des Adlerbaches gegen den Übergang von Sieberstal „wohl selbst keine Straße zog", nimmt a. a. O. S. 221 ff. eine Straßenführung am Hang etwas nördlich rmd parallel zur heutigen Straße an; vgl. R. Noll, a. a. O. S. 99. " So schon zweifelnd E. Nowotny, a. a. O. S. 94 und zuletzt L. Eckhart, a. a. O. S. 64 Anm. 159 und Text zu Taf. IV/7. " Grabungsbericht 1957/59 mit Zusammenfassung aller früheren Grabungsergebnisse bei L. Eckhart, a. a. O. S. 5 ff. " Über die dortigen Ausgrabungen und Siedlungsreste s. R. Trampler, a. a. O. S. 13 f.; vgl. R. Noll, a. a. O. S. 33 f. 84 und F. Pfeffer, a. a. O. S. 92. — Seit J. Strnadt, a. a. O. S. 13 ff. wurde immer wieder versucht, Stanacum mit dem Weiler Steinedt bei St. Ägidi zu identifizieren: F. Kenner, a. a. O. S. 605 f.; K. Miller, a. a. O. S. 418; R. Egger, a. a. O. Karte und besonders P. M. Spitzig, a. a. O. S. 33.
d) Teilstück Stanacum-Boiodurum: Bei einer Trassenführung entlang der Donau" erreicht man mit den im Itinerar ange gebenen XX m. p. (30 km) von Oberranna genau die Innstadt bei Passau, wo Kastell und Zollstation anzusetzen sind®®. Es ist anzunehmen, daß auch auf diesem verhältnismäßig langen Straßenstück eine Zwischenstation eingeschoben war, die am ehesten im Räume von Engelhartszell zu vermuten ist®®. Unter Berücksichtigung der dargelegten Ergebnisse läßt sich folgende Übersicht auf stellen : Lauriacum (Lorch) Marinianium (Kleinmünchen-Wegscheid) Ovilava (Wels) Ad Mauros (Eferding) loviacum (Aschach) ALOAIPO? (Schlügen) Stanacum (OberrannaWesenufer) (Engelhartszell?) Boiodurum (Innstadt) Gesamtstrecke: [X]XVI m. p. (39 km) <X>XVII m. p. (25,5 km) XVIII m. p. (27 km) XX m. p. (30 km) LXXXI m. p. [XII] m. p. (18 km) XIV m. p. (21 km) [XIII] m. p. (19,5 km) [IV] m. p. (6 km) [XII] m. p. (18 km) [VI] m. p. (9 km) [V] m. p. (7,5 km) XV m. p. (22,5 km) 121,5 km Durch die angenommene Streckenführung und Lokalisation der überlieferten ÖrÜichkeiten ist es erstmalig gelungen, alle vorliegenden Angaben und Befunde ohne gewaltsame Eingriffe und Änderungsvorschläge zu einer annehmbaren und befriedigenden Vereinigung zu bringen, die das für unlösbar gehaltene Problem der Streckenführung der westnorischen Limesstraße auf einfache Weise löst. " R. Trampler, a. a. O. S. 30 ff.; W. Kubitschek, a. a. O. S. 49; K. Miller, a. a. O. S. 417; P. Reinecke, a. a. O. S. 32; F. Pfeffer, a. a. O. S. 558.562 ff. und 81 ff., vgl. auch die beiden Karten a. a. O. Abb. 4 und 5. - Bedingt durch die Lokalisation von loviacum in Eferding oder Schlögen wurde versucht, den sich aus dieser Annahme ergebenden Meilenüberschuß abzubauen. Man verlegte die Straße entweder auf die Höhe der Donauleiten und ließ sie nur zur Vermeidung der tiefeingeschnittenen Bachtäler ins Tal hinabführen; so F. Kenner, a. a. O. S. 602 ff.; E. Nowotny, a. a. O. S. 99, oder versuchte, sie weit im Inneren über Münzkirchen und Raab, wo Stanacum lokalisiert wurde, verlaufen zu lassen, „da an eine Führung der Römerstraße im Tale der Donau nicht geglaubt werden kann"; so H. Jandaurek, a. a. O. S. 213 ff.; H. Jüngling, a. a. O. S. 104. - Zum Ganzen vgl. R. Noll, a. a. O. S. 100 f. und F. Pfeffer, a. a. O. S. 81 ff., dort Berichtigung der von H. Jandaurek, a. a. O. S. 299 ff. vertretenen Annahme des Standortes unseres Meilensteines auf dem Burgeck hoch über der Donau. Vgl. oben Anm. 27. - Über die in der Nähe der Egidiuskirche gefundenen Altstraßenreste s. H. Jandaurek, a. a. O. S. 236. ®' Neben Engelhartszell wurden verschiedene Orte am Donauufer dafür in Anspruch genommen: Kasten R. Trampler, a. a. O. S. 32 Anm. 6 und E. Nowotny, a. a. O. S. 101 f.; Roning E. Nowotny, a. a. O. S. 100; Pyrawang R. Trampler, a. a. O. S. 31.
Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel Abschließender Bericht Ernst Pietz (Siehe hiezu auch die vorangegangenen Veröffentlichungen: Die Pechölsteine im oö. Mühlviertel von E. Pietz; Die Pechölsteine im Gebiet von Unterweißenbach und Kaltenberg von J. Fürst und Fr. Schaufler, und Bericht über die Bestandsaufnahme und Sicherung der Pechölsteine im östlichen Mühlviertel von E. Burgstaller, in: Oberösterreichische Heimatblätter, Jg. 22, 1968, H. 3/4, S. 14—25; a. a. O. Jg. 24, 1970, H. 1/2, S. 18-21; a. a. O. 1970, H. 3/4, S. 58) Die Veröffentlichung meiner Bestandsaufnahme von Pechölsteinen in den „Oberöster reichischen Heimatblättern" hat erfreulichen Widerhall gefunden: Die Bezirkshauptmannschaften Freistadt und Perg haben unter Bezugnahme auf diese Publikation ihre Gendar meriepostenkommandos beauftragt, die noch vorhandenen Pechölsteine in ihren Rayonen nach Lage und Besitzer festzustellen, und die Herren Bürgermeister J. Fürst und Haupt schullehrer Fr. Schaufler haben Bestandsaufnahmen im Bereich von Unterweißenbach und Kaltenberg durchgeführt. Die Heimatforschung nimmt diese hervorragende Unterstützung ihrer Tätigkeit durch diese Stellen zum Anlaß, allen Beteiligten für diese vorbildliche Hilfe auf das herzlichste zu danken. Beide Unternehmungen haben außerdem den Wunsch ge äußert, die wichtigsten und schönsten Objekte dieser Art unter Schutz zu stellen, bzw. sie durch Hinweistafeln der Heimatforschung und eventuell auch dem Fremdenverkehr zugäng lich zu machen^. An effektiven Neufeststellungen erbrachte die Sammlung der Gendarmeriekommandos 47, die der Gemeinde Unterweißenbach 4 Stück, so daß sich der derzeitige Stand der aufge nommenen Pechölsteine auf insgesamt 77 erhöhen konnte. In der folgenden Übersicht sind die Belege in alphabetischer Reihenfolge der Ortsgemeinden, innerhalb der Ortsge meinden nach Katastralgemeinden und innerhalb dieser nach den Eigentümern zusammen gestellt. Bei der Numerierung der Steine wurden auch die bereits veröffentlichten Stein nummern berücksichtigt, indem die Subnummern jeweils die Bezeichnung der Steine von Unterweißenbach und Kaltenberg gemäß der obengenannten Publikation wiedergeben. Vergleichen wir mit dem derzeitigen Ergebnis (bezogen auf das Jahr 1969) die Ergeb nisse der Bestandsaufnahme, die der damalige Bezirkshauptmann von Perg, Hofrat Dr. Fr. Brachmann, 1939 durchführen ließ, so ergibt sich zweierleirl. daß damals auch noch im Bezirk Rohrbach einige Pechölsteine bekannt waren, und 2. daß seit dieser ersten Aufnahme ein rapider Rückgang an erhaltenen Objekten (oder vielleicht auch nur deren Bekanntheit in der Bevölkerung?) eingetreten ist. Die Vergleichszahlen lauten: Bestandsaufnahme 1939 Gesamtzahl der eruierten Pech ölsteine 115 Davon im Be zirk Freistadt 93 im Bezirk Perg 16 im Bezirk Rohrbach 6 Bestandsaufnahme 1969 1 Aus der Bestandsaufnahme des Postenkommandos Pregarten ist übrigens auch zu entnehmen, daß der in unserer 1. VeröffentUchung angeführte Stein 24 (Hagenberg) seinerzeit von Angehörigen der russischen Besatzung zerschlagen wurde, weil sie unter ihm einen Zugang zu einem unterirdischen Gang vermuteten. Die Trümmer wurden von Volksschuldirektor K. Radler, Hagenberg, gesammelt und dem oö. Landesmuseum übergeben.
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