OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Vierzehn Tage später, am 28. August, ersuchte der Magistrat die Landeshauptmann schaft um die Bewilligung zum Bau des Rathauses. In dem Ansuchen, dem Plan und Kosten voranschlag beigeschlossen wurden, begründeten Bürgermeister, Richter und Rat die Dring lichkeit des Bauvorhabens: Im alten Gebäude fehlen feuer- und einbruchsichere Gewölbe zur Verwahrung des Geldes und wichtiger Schriftstücke. Bei einem Brande, den Gott ver hüten möge, könnte nichts gerettet werden. „Weßwegen", so heißt es in dem Gesuch, „wür auch sicher glauben, d(a)ß unß dan a(nn)o 758 zu Vornembung dieses so nothwendig(en) Baues die hoche erlaubnus erthaillet worden seyn würde, wann es die damalligen fataln Kriegs Zeitlauften nicht abgehindert hätten, und waß noch mehr, so ist dises Rathaus u. ermanglung deren herinnen zuegerichten Wohnungen von niemand alß den einzigen Wagmaister rukhwerths bewohnet, dahero dann auch Vor etwelchen Jahren der gwaltthätige einbrach in d(a)ß Steur amt (und) ander erlittene Dibstahl sich ganz leichtlich ergeben können". Der Magistrat hoffe, innerhalb von drei Jahren das „nothwendige gebäu" voll enden zu können. Zur Finanzierung werde er jährlich aus der Stadtkasse 2000 Gulden auf bringen und auch ausständige Gefallsreste verwenden. Abschließend wird „dises so höchst nöthigen gebäues halber, umb die hochgnädige erlaubnus" gebeten^^. Am 20. September genehmigte die Landesregierung den Rathausbau, verlangte aber, „d(a)ß der Überschlag nicht überschritten, auch Quatall über den Fortgang deß gebäu, und die auf solchen auferlauffende Unkosten bericht erstattet werde^'". Die Vorarbeiten wurden durch den Gastwirt und Oberstadtkämmerer Johann Anton Mayrhofer, dem die Vergebung und Bezahlung sämtlicher Bauarbeiten oblag, vermutlich noch im Herbst in Angriff genommen. Im Jänner 1765 ließ der Magistrat die Registratur wegbringen. Sie kam in ein Gewölbe, das die Hettische Witwe den „Welischen^^" über lassen hatte. Mayrhofer unterbreitete am 25. Februar Rathaus-Riß und Kostenüberschlag nochmals dem Stadtrat, damit dieser das Material für die Steinmetzarbeiten bestimmen könne. Der Magistrat würdigte die „große Sorgfalt" des Oberstadtkämmerers und wünschte „einen glücklichen Fortgang des Unternehmens*®". Am 26. März wurde mit dem Bau begonnen. An diesem Tage meldete Mayrhofer in der Ratssitzung, „daß er anheute das Rathaus-Gebäu in Gottes Namen angefangen" habe. Er benötige aber einen Maurerpolier, „der die direction besitze" und ständig anwesend sein müsse. Schließlich ersuchte er, ihm zur Bestreitung der Baukosten „etwo 100 fi. ex cassa successive nach Tunlichkeit" ausfolgen zu lassen. Dem Polier, verfügte der Rat, sollen „vor Lohn samt Kost täglich 30 Kreuzer" bezahlt werden*'. Den Kalk bezog die Stadtgemeinde vom Stadtbaumeister Wolfgang Hueber, der für ein Mut*' 3 Gulden 45 Kreuzer verlangte*'. Aber auch der Nachfolger Haybergers, der aus Sierning gebürtige Maurerpolier Johann Wolfgang Hueber, dürfte Kalk geliefert haben. Am 4. Februar ersuchte dieser den Rat um das Bürgerrecht*' auf die käuflich erworbenen Liegenschaften (Haus Pfarrgasse Nr. 2", Kalkofen in Vogelsang", Stadel) und um die " F. Bau- und Straßensachen 1490-1777, K. III, L. 19, Nr. 4474: Konzept. " Ebenda: Vermerk auf dem Konzept. " Die „Welischen" waren meist Hausierer oder Maurer aus Oberitalien. Rp. v. 11. 1. 1765, S. 14. « Rp. V. 25. 2. 1765, S. 72. *' Rp. V. 26. 3. 1765, S. 107. " 1 Mut = 30 Metzen ä 61,49 1. A. Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich (1952), S. 526. " Rp. 1765, 152. " Rp. v. 4. 2. 1765, 41. " I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. 1. Teil. VKSt. (1951), S. 96. - Haindl, Ergänzung der Bürger schaft, Bd. 2, S. 170. '* Steuereinnehmer-Amtsrechnung 1762, Hs. Nr. 138, S. 31.

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