OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

den Berufsbildenden Schulen ist nicht einmal die Bundesfbrsterschule in Gmunden vergessen - bestätigt noch im nachhinein eine gegenüber früher differen ziertere Möglichkeit einer Fortbildung auch auf dem Lande, die bereits auf vorhergehende Jahre zurück geht, wie die Eröffnung Höherer Lehranstalten in dieser Zeit in vielen Bezirksorten, so in Perg und Kirchdorf, um nur zwei zu nennen, bezeugt. In einem Atlas von Oberösterreich dürfte auch die Entwicklung der kirchlichen Organisation nicht feh len. Das bezügliche Blatt 64, Bearbeiter Margarita Lengauer und Rudolf Zinnhobler, geht auf die histo rischen Archidiakonats- und Dekanatsgrenzen zurück, bezieht auch Aufhebungen, Verlegungen und Doppel pfarren mit ein und hebt noch in drei DetaUkarten die geschichtliche Entwicklung des Stadtdekanats Linz und der Stadtpfarren Steyr und Wels hervor als der drei oberösterreichischen Städte mit eigenem Magistratsstatut. Besonders beachtenswert erscheint uns aber die Nebenkarte dieses Blattes, das die Orga nisation der evangelischen, altkatholischen vmd der anderen anerkannten Religionsgesellschaften umfaßt; sie stammt von Margarita Lengauer. In diesem Zusanunenhang sei bemerkt, daß die Israelitische Reli gionsgemeinschaft nur noch in Linz - und nicht mehr wie vor 1938 auch in Steyr — aufscheint. Die graphi sche Darstellung läßt über diese Auswirkung staats politischer Entscheidungen vor mehr als dreißig Jahren keinen Zweifel. Die Blätter 65 (Pfarrpatrozinien, Bearbeiter Ru dolf Ardelt) und 66 (Kirchengrundrißtypen, bear beitet von Adalbert Klaar) müssen als willkommene Ergänzungen zu Blatt 64 genannt werden. Gerade diese beiden Disziplinen begegnen häufiger Unkennt nis, weil sie meist nur in schwer zugänglichen Nach schlagewerken aufgezeichnet sind, während sie hier in geschlossener, systematischer Ordnung dargestellt werden. Zum Schlüsse, nicht aber weil für die Öffentlich keit etwa unwichtig oder für sie nicht ansprechend genug, die von Amilian Kloiber, dem Landesarchäo logen, bearbeiteten Blätter 59 (Gräberarchäologie) und 59a (Siedlungsarchäologie). Wie von einem aner kannten Fachmann, der Kloiber ist, nicht anders zu erwarten, klären uns diese Blätter über die Besiedlung unseres Landes auf und bilden die menschliche Seite zu den Blättern 55 und 56. Die vielfältige Vergangen heit Oberösterreichs hängt, das kann gerade aus diesen Blättern geschlossen werden (und ist ja auch so), mit der Ausbeutung unserer Bodenschätze zu sammen, die auch heute noch im Gange ist, man denke an Hallstatt, aber auch mit unserer geographi schen Lage, die Oberösterreich wohl als ein Land der Mitte, doch auch im Schnittpunkt zwischen Ost und West kennzeichnet. Der Atlas von Oberösterreich hat diesen Grundlagen immer Rechnung getragen. Das liegt allein schon bei den Forschungen Ernst Burgstallers, denen er auch bei diesem Atlas sein Konzept untergeordnet hat. Dieses Kartenwerk reicht dadurch über unsere Landesgrenzen hinaus, die es, im graphischen Bezug, freilich nicht über schreiten kann. Wir haben es also mit einem wissen schaftlichen Phänomen zu tun, das aber immer nur einer wohldurchdachten imd dann exakt ausge führten geistigen Arbeit zuteil wird. Eine möglichst weite Verbreitvmg des Atlasses, und damit knüpfen wir an unsere früheren Andeutungen an, ist daher anzustreben. Als Unterrichtsmittel und -material in unseren Hauptschulen und Höheren Lehranstalten benutzt, sollte er imseren Kindern in einem Lebens alter, das für solche Eindrücke am besten aufnahme bereit ist, Einsichten imd ein Wissen übereignen, die ihnen in ihrem späteren Erwachsenenleben gewiß nur forthelfen, sie aber niemals behindern können. Solches Wissen ist also ein Gewinn auf allen Linien, auch im Dienste der Allgemeinheit, die sich doch aus Individuen zusammensetzt. Das hat, weil etwa nur auf Oberösterreich bezogen, nichts zu tun mit klein kariertem Provinzialismus, sondern ist, wie schon einmal erwähnt, Grundlage für ein Vordringen in größere und weitere Räume von einem bestimmten, auf Tatsachen gegründeten Standpunkt aus, zugleich auch die sicherste Grundlage für den realen Fort schritt, der in erster Linie da verwirklicht werden muß, wo man zu Hause ist; wo man wohnt und lebt. Carl Hans Watzinger

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