OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

die Österreich im Rahmen des sozialen Wandels heute gehen muß, um dem Ansturm des Neuen auf allen Gebieten zu entsprechen, ohne dabei sein Ge sicht nach außen und innen zu verlieren. Daß dies mit fundiertem Wissen, mit jahrzehntelanger Er fahrung, geistiger Unabhängigkeit und vor allem ohne jede bombastische Aufwendigkeit geschieht, gibt dem nunmehr abgeschlossenen Atlas eine umso höhere moralische Überzeugungskraft. Hinzu tritt, daß die insgesamt 67 Blätter des Atlasses, auf denen Oberösterreichs Lage, Geologie, Morphologie, Gewässer, Klima, Pflanzendecke, Ürund Frühgeschichte, Geschichte, Siedlung, Volkskrmde, Ortsnamen, Bevölkerungsentwicklung, Land wirtschaft, Industrie und Gewerbe, Verkehr, Ver waltung, kirchliche Organisationen, Schulen und Kunsttopographie in graphischer Darstellung meist im Maßstab 1:500.000 (aber auch 1:1,000.000, zwei mal 1:1,500.000 und einmal, auf einer Nebenkarte, 1:250.000) aufgezeichnet sind, drucktechnisch als hervorragend bezeichnet werden müssen. Diese 4. Lieferung allerdings ist in dieser Hinsicht von allen anderen die beste, sie kann als eine besondere Leistung österreichischer Druckkunst auf diesem Gebiet ange sehen werden, zu schweigen von der Voraussetzung für eine solche auch rein handwerkliche (vielleicht sollte man von einer kunsthandwerklichen reden) Tat: die kartographische Bearbeitung vieler Blätter durch Dr. Herbert Maurer. Darauf haben wir bereits in unserer Besprechung der 3. Lieferung (Jahrgang 23/1969, Seite 120-123) hingewiesen. Vor allem möchten wir die vier Oleaten zu den bezirksweise und daher sehr übersichtlich geordneten Belegorten, zu den Seelsorgestellen der katholischen Kirche in der Diözese Linz (dieses von Margarita Lengauer), zu den Gemeindegrenzen und zu den Volkskundekarten in diesem Zusammenhang nennen. Sie sind von einer Präzision, die kaum noch überboten werden könnte. Gerade diese Eigenschaft müssen solche Blätter aber haben, um ein fehlerloses und einfaches Arbeiten mit den Hauptblättern zu ermöglichen. Erfreulich zu bemerken ist die Tatsache, daß auch zur 3. tmd 4. Lieferung wieder Erläuterungs bände im Druck sind. Aus dem allen ergibt sich wie von selbst die Fest stellung, daß der Atlas von Oberösterreich ein für jedermann, nicht nur für die Wissenschafter, brauch bares Kartenwerk ist. Darüber sollen zum Abschluß noch einige Worte im besonderen gesagt werden. Man weiß, daß nur dann auch gute graphische Leistungen entstehen, wenn die Übertragimg von der Zeichnung auf den Druck bis ins letzte beauf sichtigt und jeder geringste Fehler korrigiert wird, kurz: daß man mit dem Erreichten nie zufrieden ist. Diese totale Mitarbeit betrifft zuvörderst den Leiter des Ganzen. Gerade die 4. Lieferung läßt eine strenge Arbeitsdisziplin auf allen ihren Karten erkennen. Es sind vierzehn, und zwar von Blatt 55 bis 67, mit einem Blatt 59a. Gehen wir sie durch I Da ist Blatt 55, nach der geologischen Karte 1950 von Josef Schadler, dem bedeutendsten oberösterrei chischen Geologen unserer Tage, von Vinzenz Janik erstellt. Auf ihr ist höchst anschaulich und auch in den Farben einprägsam, weil man die einzelnen Erdformationen auf den ersten Blick erfassen kann, die Entstehung unserer Böden aufgezeigt. Wichtig ist bei einer solchen Karte doch stets, daß sie dem Be schauer nicht erst Rätsel aufgibt, sondern ihm die Geologie seiner Heimat (wie überhaupt des gezeigten Erdenraumes) mit einem Schlag - und nach den letzten Forschungen wie hier — nahebringt. Sozu sagen soll sich vor seinem Geist die Oberfläche Oberösterreichs öffnen und ihm Einblick in die mineralische Zusammensetzung des Erdinnern geben. Gleichermaßen übersichtlich gelöst ist diese For derung auf Blatt 56, den Oberflächenformen gewid met, von Hermann Kohl betreut. Dieses Blatt ist auch als notwendiges Pendant zu Blatt 55 zu betrach ten. Die Blätter 57 (Klima, von Ferdinand Steinhauser auf vier Karten bearbeitet, vor allem, wie bei den schon genannten Karten, in den Farben bestechend und auch die Volksmeinung von der höchsten Jahres niederschlagsmenge im Salzkammergut bestätigend); 58 (Böden, Bearbeiter Vinzenz Janik); 60 (Bäuer liche Ortsformen, die Adalbert Klaar, auch unter Einbeziehung der bäuerlichen Hausformen, sehr präzise ausgearbeitet hat); 61 (Ackerbau 1966 von Wilfried Kahler und Herbert Maurer, ein feines, geradezu spektakuläres Druckblatt in vier Karten); 62 (Viehhaltung 1967, ebenfalls von Kahler und Maurer, hinsichtlich des heutigen Milchabbaues, des sehr verdächtigen sogenannten Gesundschrumpfens, mit seinen beiden Karten über die Kuhhaltung - die beiden anderen betreffen die Schweinehaltung — ein Blatt, das zum Nachdenken stimmen sollte); 63 (Landwirtschaftliche Betriebswirtschaft von Ru dolf Hofbauer und Herbert Maurer, an dem auffällt, daß in den Bezirken Schärding, Ried, Grieskirchen, Wels — nicht aber am linken Traunufer — und in Linz-Land der Waldbestand ziemlich dürftig ge worden ist; rechnet man in den noch waldreichen Gegenden des Salzkammergutes und des Windischgarstener Beckens die Almen und das Ödland ab, so sieht es mit Oberösterreichs Wald, entgegen so manchen Expertisen - aber die Anstrengungen für eine möglichst umfassende Aufforstung seien nicht unerwähnt - nicht eben günstig aus, ein Anzeichen dafür, daß sich die Industrielandschaft in Ober österreich allmählich breiter macht. Andererseits erge ben sich auf diesen vier Karten, die getrennt bäuer liche Betriebe über 20 ha, bis 5 ha, Vollerwerbs betriebe und Bergbauernbetriebe ausweisen, keine erfreulichen Aussichten in bezug auf eine größere Lebensfähigkeit vieler unserer Bauernhöfe im Falle einer Durchführung des sogenannten Mansold-Planes, der weite Strecken, so etwa im Windischgarstener Becken, in ihrer heutigen Struktur völlig verändern würde, weil hier keine ausreichenden Bedingungen für Vollerwerbsbetriebe mehr vorhanden sind. Schon der Bau der Autobahn und ihrer Zubringer in diesem Tal zerstückelt viele bäuerliche Anbau- und Nutzungsflächen, so daß ihre Bearbeitung völlig un rentabel ist). Aspekte, die sich aus dieser 4. Lieferung des Atlasses von Oberösterreich ohne weiteres heraus lesen lassen, dürfen ja nicht außer acht bleiben, sosehr dieses Kartenwerk auf exakte Forschung und Tat sachen beruht. Solche Darstellungen sind nicht dazu da, die bei einem bestimmten Datum fixierte Ent wicklung einfach hinzunehmen, sondern im weiteren Sinne daraus Lehren zu ziehen. Insofern deutet Blatt 67 (Schulen 1967/68, bearbeitet von Herbert Maurer) auf eine durchaus positive Entwicklung Oberösterreichs in dieser Sparte hin. Eine bis ins kleinste detaillierte Aufstellung aller Schulen - bei

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