Nachbarländer, insbesondere jener, die einst zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehört haben und schon aus diesem Grund viele Kulturgemeinsam keiten mit uns aufweisen, zu studieren. Wiederholt haben wir dabei auch auf die kleine, aber sehr gut redigierte Zeitschrift des Volkskunstinstitutes in Straznice aufmerksam gemacht. Auch diesmal ent halten die Hefte einige Artikel, die die oö. Volks forschung nicht übersehen soll. So behandelt der be kannte tschechische Ethnograph J. Kramafik die Funktion der Deckgarben und der Mandelstöcke beim Aufmandeln des Getreides, wie sie auch in einigen Gegenden Oberösterreichs gebräuchlich sind. Vecerkovä imtersucht die „zeitgenössischen Jahres bräuche in der Umgebung von Uhersk6 Hradiätö" und bringt dabei interessante Tier- und Menschen masken. Sehr bemerkenswert erscheint uns ein Hin weis von R. Jefabek („Volksbräuche aus Mähren vor ein und einem halben Jahrhundert") auf ein anschei nend auch von der österreichischen Volkskunde ver gessenes Quellenmaterial, das in deutscher Sprache unter dem Titel „Sitten und Gebräuche der Bewohner der österreichischen Monarchie. Skizzen aus der Vor zeit und Gegenwart" im „Panorama des Universums", NF. I, Prag 1837, erschienen ist und in echt öster reichischer Universalität auch die Erscheinungen in ungarischen, serbischen, tschechischen und mähri schen Landschaften behandelt. Bemerkenswert ist, daß tschechische Volksforscher (ähnlich wie ungarische und jugoslawische auf österreichischem Boden) in den Nachbarstaaten Untersuchungen über die Volksüber lieferungen ihrer Sprachinseln durchführen. Als Er gebnis solcher Kundfahrten liegt u. a. die Beschrei bung einer tschechischen Hochzeit 1969 in einem Dorf in jugoslawisch Slawonien vor, die I. Heroldovä auch im Film aufgenommen hat. E. B. Norbert Grabherr, Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Ein Leitfaden für Burgenwan derer und Heimatfreunde. 2. Auflage. Ober österreichischer Landesverlag, Linz 1970, 410 S., 58 Abhildungen. Für den oberösterreichischen Heimatfreund ist der „Burgen-Grabherr" schon seit der damals noch recht unscheinbaren Ausstattung der ersten Auflage (1962) längst ebenso zu einem Begriff geworden wie der „Dehio" oder der „Gugitz". Man wird daher diese sehr stark erweiterte und bestens ausgestattete 2. Auflage neben den vom Verfasser stets zitierten und nicht weniger unentbehrlichen burgenkundlichen Monographien von G. Grüll, insbesondere dem großen, gemeinsam mit W. Götting veröffentlichten Werk „Burgen in Oberösterreich", über das wir noch aus führlich berichten werden, wärmstens begrüßen und sich dabei auch über die Handlichkeit des Formates freuen. Mit Staunen entnimmt man der Neubearbei tung, welch geradezu imglaublich große Anzahl von Burgen, Schlössern, Ansitzen und anderen halbver gessenen adeligen Wehrbauten es in Oberösterreich gegeben hat, und, sei es auch nur in Ruinen, heute noch gibt. Die Angaben, wie man die Objekte errei chen kann, und die sorgfältige Beschreibung, die meist nur auf Grund einer genauen Autopsie möglich geworden ist, machen das Buch ebenso zu einem verläßlichen Wanderbegleiter auf heimatkundlichen Fahrten wie das Register wichtiger Fachausdrücke und das nach den Landesvierteln geordnete Orts verzeichnis zu einem brauchbaren Führer bei der Benützung der Fachliteratur. E. B. Rudolf Walter Litschel, Das Gefecht bei Ebelsberg am 3. Mai 1809. Militärhistorische Schriftenreihe. Herausgegeben vom Heeresgeschichtlichen Museum (Militärwissenschaft liches Institut). Heft 9. Österreichischer Bundes verlag, Wien 1970. 36 Seiten, 1 Abb., 3 Karten. Der Verfasser, dem auch ein prächtiges Werk zur gesamtösterreichischen Kriegs- und Soldaten geschichte verdankt wird, das wir in einem der näch sten Hefte der Heimatblätter ausführlich würdigen werden, behandelt den Verlauf der für den Ausgang der Franzosenkriege in Österreich recht denkwürdigen Schlacht bei Ebelsberg. In voller Sachlichkeit, sine ira et studio, werden die Ereignisse (die übrigens auch durch ein ausgezeichnetes Zinnsoldaten-Panorama im Linzer Schloß dargestellt sind) in ihrer dramatischen Abfolge geschildert und die Darstellung durch eine Kurzbiographie des bei dieser Kriegshandlung haupt verantwortlichen österreichischen Feldherrn Joh. v. Hiller, die „Ordre de Bataille" der Armeegruppe Hiller am 2. Mai 1809 abends und die „Ordre de Bataille" der Armee Napoleons in Oberösterreich sowie durch entsprechende Situationskarten ergänzt, die die Verfolgung der einzelnen Operationen auch im Kar tenbild gestatten. E. B. Erich Hillbrand, Die Einschließung von Linz 1741/42. Militärhistorische Schriftenreihe. Herausgegeben vom Heeresgeschichtlichen Mu seum (Militärwissenschaftliches Institut). Heft 15. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1970. 36 Seiten, 1 Abbildung, 1 Karte. Wesentlich weniger gut als die Ereignisse der Franzosenkriege sind der Bevölkerung von Ober österreich die durch den Wortbruch des bayrischen Kurfürsten Karl Albert nach der offiziellen Aner kennung der „Pragmatischen Sanktion" ausgelösten Kriegshandlungen der vereinigten bayrischen und französischen Truppen auf dem Boden dieses Bundes landes in Erinnerung geblieben. Das von den öster reichischen Truppen entblößte Gebiet wurde rasch erobert, die adeligen Stände von Oberösterreich be eilten sich in geradezu beschämender Gefälligkeit, dem einrückenden Kurfürsten zu huldigen. Linz fiel kampflos dem Feind in die Hände. Der gleichzeitig von König Friedrich 11. von Preußen vom Zaun gebrochene „Schlesische Erbfolgekrieg" und die Ab sicht des inzwischen zum Kaiser gewählten bayrischen Kurfürsten, in die böhmischen Länder einzufallen, stellten Maria Theresia vor kaum zu bewältigende Situationen, die jedoch vor allem durch die militärisch klugen Aktionen des von ihr mit dem Oberbefehl über die zur Rückeroberung Oberösterreichs eingesetzten Truppen Grafen Khevenhüller wie durch ein Wunder bewältigt werden konnten. Hillbrand schildert auf Grund umfangreichen Aktienmaterials aus dem österreichischen Staats- und dem OÖ. Landesarchiv die Zug um Zug durchgeführten Kriegshandlungen, die systematische Einschließung von Linz in den Januartagen 1742 und die schließliche Übergabe der Landeshauptstadt am 23. Jänner 1742. Hervorzu heben ist die sachliche Berichterstattung, die auch
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