ihrer Entwicklung und die Veranlassungen behandelt, aus denen heraus die heutigen Brauchtumsträger an diesen Bräuchen festhalten und sie trotz erkennbarer Sinnentleerung und des deutlichen Rückganges der vielfach erforderlichen körperlichen Leistungsfähigkeit als kostbares Traditionsgut weiterhin pflegen. E.B. Käroly Ga&l. Zum bäuerlichen Gerätebe stand im 19. und 20. Jahrhundert. Forschungs ergebnisse zur vergleichenden Sachvolkskunde und volkskundlichen Museologie. Osterreichi sche Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Klasse, 261. Band, 1. Abhandlung. Verlag Her mann Böhlau, Wien 1969, 246 Seiten, 68 Tafeln. Wolfau. Bericht über die Feldforschung 1965/ 66, durchgeführt mit Studenten des Institutes für Volkskunde an der Universität Wien. Leitung von Käroly Gaäl. Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, herausgegeben vom Burgenländischen Landesmuseum. Heft 42, Eisen stadt 1969. 415 Seiten, 45 Tafeln. Wenn österreichische Volkskundler die Arbeiten aus anderen Bundesländern - beispielsweise solche aus Oberösterreich - in ihren eigenen Werken mit Gelassenheit übergehen, weiß man in der Regel warum. Wenn dies aber auch in westdeutschen Publi kationen (sehr zum Unterschied von solchen aus dem romanischen, skandinavischen oder slawischen Sprachbereich) geschieht, muß man wohl annehmen, daß es hier an den nötigen Kontakten der Institute fehlt, sonst wäre es wohl kaum erklärbar, daß gleich in zwei inhaltlich sehr bedeutenden Werken zur Geräteforschung, nämlich in dem sonst recht zitier freudigen Buch von J. Weber Kellermann, Ernte brauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahr hunderts", Marburg 1965, und in der als eine Art Leitfaden zur Geräteforschung verfaßten Fibel „Alte bäuerliche Geräte" von Torsten Gebhard, München 1969, die beide auch die österreichischen Verhältnisse mitbehandeln, die oö. Publikationen außer acht gelassen wurden. Beide Verfasser fordern die Auf sammlung und kartographische Darstellung der in den einzelnen Regionallandschaften üblichen (vor industriellen) landwirtschaftlichen Geräte, übersehen dabei aber völlig, daß dieser Wunsch für Oberöster reich zum großen Teil längst erfüllt ist, wie man zum Beispiel aus dem „Jahrbuch des Welser Mus. Ver eines" 1956, S. 90 ff. („Erntegeräte und -arbeitsmethoden in Oberösterreich"), 8 Verbreitungskarten, der „Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie" 1963, 63 ff. („Die Sichel als Getreideschnittgerät") mit 3 Verbreitungskarten, und im „Atlas von Ober österreich", 3. Lieferung, mit einer ganzen Karten serie zum Erntebrauchtum ersehen kann. Sollten wirklich auf dem Weg von Oberösterreich in das benachbarte Bayern größere Barrieren bestehen als beispielsweise nach Kopenhagen, Budapest, Tokio oder Los Angeles, wo man sich über diese genannten Arbeiten bestens unterrichtet zeigt? Wir hoffen sehr, daß derartige Blendschirme nicht auch für das aus gezeichnete Buch des neuen Sternes der österreichi schen Volkskunde, dem Ungarn Käroly Gaäl, aufge richtet sind, dem die Universität Wien dankenswerter weise eine neue Stätte der Wirksamkeit geboten hat. In einem stattlichen Band legt der ebenso fleißige wie erfolgreiche Feldforscher, dem bei seinen burgenländischen Untersuchungen auch seine umfassenden Sprachkenntnisse sehr zugute kommen, das Resultat seiner gründlichen Bestandsaufnahmen im Kontakt gebiet der deutschen, madjarischen und kroatischen Volksgruppen im Osten Österreichs vor: Nach einem imponierenden Überblick über die benützte, haupt sächlich ungarische Literatur gibt Gaäl in dem Ka pitel „Der an den Boden gebundene Mensch" einen Einblick in das den Archiven entnommene historische Belegmaterial zur Gerätekunde, ehe er in einer bisher noch von keinem deutschsprachigen Werk erreichten Genauigkeit alle von ihm beim Durchforschen sämt licher Bauernhäuser seines Aufnahmegebietes erfaßten Geräte beschreibt und in ihrer Funktion innerhalb der bäuerlichen Arbeitsvorgänge vorführt. Dabei wird genau angegeben, wie das betreffende Gerät in deutscher und ungarischer Sprache benannt ist, wie es aussieht und von wem, wer und wie es benützt wird bzw. benützt wurde. Ein sorgfältig angelegtes Sachregister und ein klares Abbildungsmaterial mit zum Teil recht einfachen, aber instruktiven Strich zeichnungen vervollständigt das Werk. Sicher wird mancher Leser mit einer gewissen Überlegenheit fest stellen, daß zahlreiche der von Gaäl beschriebenen Geräte auch in seiner Heimat bekannt und vielleicht noch alltäglich benützt werden und daher nichts Erwähnenswertes seien. Aber das ist ja nun gerade die Aufgabe einer derartigen Bestandsaufnahme, daß dabei nicht nur die besonders auffallenden, son dern alle in dem betreffenden Ort verwendeten Ob jekte erfaßt werden und man erst aus zahlreichen derartigen Lokaluntersuchungen imstande ist, zu Einsichten über die Verbreitung, die Verbreitungs tendenzen und die eventuellen Kultureinflüsse von einer Landschaft zur anderen zu gelangen. Es ist eine Pionierarbeit, die hier geleistet wurde, durch die Gaäl gleichzeitig auch ein Modell erstellte, an dem sich künftige Regionalforscher methodisch orien tieren können. Von demselben Verfasser wurde auch eine Gruppe von Feldforschern geleitet, die 1965/66 das burgenländische Wolfau untersuchten und dabei eine Gesamtaufnahme aller erfaßbaren volkskundlichen Überlieferungen anstrebten. K. Gaäl wurde dabei auch von dem jetzt an der Hochschule für Sozial wissenschaften in Linz tätigen Hochschulassistenten Dr. R. Kropf unterstützt, der zum Endbericht eine diffizile Untersuchung der soziologischen Struktur des Ortes Wolfau beisteuerte. Von anderen Mitarbei tern wurde die bäuerliche Architektur, die Volks nahrung, die Wald- und Holzarbeit, die Bearbeitung von Flachs und Landwirtschaft untersucht. Auch auf die Sammlung der Äußerungen des Lebens-, Arbeits und Jahresbrauchtum wurde entsprechendes Augen merk gelegt. In summa entstand dadurch erstmals in Österreich eine Lokalmonographie über die volks tümliche Kultur eines größeren Gemeinwesens, wie sie von derartigen Arbeitsteams bisher nur in eini gen ost- und nordeuropäischen Staaten mit recht aufschlußreichen Ergebnissen erstellt wurden. E. B. Närodopisne aktuality. Straznice (Aktuali täten aus der Volkskunde) 1969 (Heft 1-4), 1970 (Heft 1). Schon im Interesse der eigenen Forschung (und im weiteren der unerläßlichen internationalen Zu sammenarbeit der Forschungsinstitute) ist es notwen dig, regelmäßig auch die Veröffentlichungen der
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2