OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

bisher Erforschte steht. Man wird es verständlicher weise nur als eine Art Tastorgan benützen, das in bester Weise aufmerksam macht. Für weitere Erkennt nisse muß man sich den Weg schon selber suchen. Hier wird man allerdings durch das mehr als spärliche Literaturverzeichnis, das außer der Gesamtheit der einschlägigen Schriften der beiden Verfasser nur eine kleine Auswahl des Vorhandenen bietet, gründlich enttäuscht. Denn nicht einmal die für die Besucher der im Buch angeführten volkskundlich doch so überaus interessanten kleinen Mühlviertier Wallfahrts orte höchst aufschlußreichen Darstellungen von G. Gugitz^ sind angeführt. Daß auch die von den „Oberösterreichischen Heimatblättern" erschienenen größeren Berichterstattungen und Forschungen (z. B. zu den im Buchtext mehrmals erwähnten Pechölsteinen oder dem „Heidenstein" bei Eibenstein) fehlen^, fällt weniger ins Gewicht als der bedauerliche Umstand, daß einige der an sich so erwünschten „Kartenskizzen" kaum brauchbar sind, nicht nur, weil die Ortsnamen manchmal so klein geschrieben sind, daß man sie nur mit der Lupe zu entziffern vermag, sondern weil auch gerade jene im Text angeführten Richtpunkte in der Landschaft nicht eingezeichnet sind, nach denen der Wanderer ange wiesen wird, sich zu halten. Doch wird sich ja jeder Wanderer ohnedies für seine Exkursionen ebenso wie mit dem heute noch immer unerläßlichen „Dehio" auch mit entsprechenden Spezialkarten ausrüsten, auf denen er dann stets auch die empfohlenen Routen findet. Eine sehr begrüßenswerte Ergänzung des Buches bildet die in ihrer Knappheit ganz vorzügliche geologisehe Berichterstattung über „Gesteine und Formenwelt des Mühlviertels" von W. F. Werneck, der seinen Ausführungen auch eine die modernsten Forschungsergebnisse® berücksichtigende schematische Karte beigegeben hat. ® G. Gugitz, Topographisches Handbuch zur reli giösen Volkskunde. Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Bd. V., Oberösterreich und Salz burg. Wien 1958. Ders., Die Wallfahrten in Ober österreich. Verlag des Institutes für Landeskunde, Linz 1954. ® Siehe zum Beispiel Heimatblätter, Jg. 22 (1968), 14 ff. (Pechölsteine im östlichen Mühlviertel); a. a. O., Jg. 23 (1969), 78 ff. (Eibenstein). ® Siehe Atlas von Oberösterreich, im Atiftrag der oö. Landesregierung herausgegeben vom Institut für Landeskunde, 4. Lfg. 1970. Bd. 55, Geologie. E. B. Max Kislinger, Bauernherrlichkeit - Alte bäuerliche Kunst. Oberösterreichischer Landes verlag, Linz 1969. 372 Seiten, 40 mehrfarbige, 86 Schwarzweißtafeln. Schon der Doppeltitel des stattlichen Bandes, für dessen glanzvolle Ausführung der Verlag weder Kosten noch Mühe gescheut hat, besagt, daß es sich bei ihm um eine Zusammenfassung der beiden seiner zeit von Dr. Franz Lipp herausgegebenen, ob ihrer Schönheit begreiflicherweise aber bereits in Kürze vollkommen vergriffenen Werke von M. Kislinger „Alte Bauernherrlichkeit", Linz 1957, und „Alte bäuerliche Kunst", Linz 1963, handelt. Wieder leitet der schöne, schon der ersten Ausgabe beigegebene Artikel „Volkskunst und Wesensart der Oberöster reicher" von F. Lipp den Textteil ein, dessen den Bilderreigen in seinen Einzelheiten erläuternde Aufgabe mit großer Sachkenntnis auch diesmal Dr. Helene Grünn besorgt hat. Die Kapitel „Land, Landschaft und Menschen", „Siedlung, Zäune und Bauernhof formen", „Bäuerliche Hausbauten aus Holz", „Das Bauernhaus", „Die Innenräume des Bauernhauses", „Die Möbel", „Die Wirtschaftsräume", „Hausrat, Geschirr und Arbeitsgerät", „Die Trachten und das heimische Textilwesen", „Sitte und Brauch" und „Die Volksfrömmigkeit" bilden nicht nur nahezu eine komplette Volkskunde des oberösterreichischen Bau erntums und mehrerer handwerklichen Berufe, son dern auch gleichzeitig das Programm für die sich nun entfaltende Bilderflucht, in der Max Kislinger gerade zu sein gesamtes Lebenswerk in nuce vorlegt, das er der graphischen und malerischen Dokumentation der oberösterreichischen Volkskunst gewidmet hat. Kein anderer Volkskunstforscher war so erfolgreich wie er; niemand kann an seinem gewaltigen Bilderwerk mehr vorübergehen, kein anderes Bundesland hat dem „Kislinger" ein gleichartiges Werk seiner Volkskunst an die Seite zu stellen. Wieder begegnen wir in dem nun hoffentlich in bedeutend größerer Auflage vor liegenden Werk den herrlichen Bildern bemalter Bauernhäuser im mittleren Oberösterreich und nörd lichen Innviertel, wieder den in dem höchst merk würdigen, wohl auf antike Einflüsse zurückgehenden malerischen Schiehtwechsel aufgeführten Hauswänden im mittleren Osten und dem faszinierenden Linien spiel der Bundwerkbauten in dem mit gleichartigen Bautraditionen im benachbarten Rupertiwinkel kor respondierenden südlichen Innviertel. Wieder stehen wir vor den geradezu heroisch anmutenden Inte rieurs der seit wenigen Jahren bis auf den einzi gen „Bischofer" des Freilichtmuseums in Mondsee verschwundenen Rauchhäuser, können die letzten Zeugnisse der sogenannten „Schwarzen Kucheln" und der Ofenstuben in verschiedenen Landes teilen erleben und uns an den kunstvollen Stuck decken und Türbemalungen des mittleren Zentral raumes erfreuen. Imponierend ist die Schau über die vielfältigen Formen der Möbelbemalung, den Dekor der Arbeitsgeräte, der Wagen und Schlitten, nicht weniger auch über die Farbenpracht und Aus zier der Textilien, fast unerschöpflich auch die GestaltungsVielfalt von Spielzeug, Werken der Volks frömmigkeit und Hafnerkunst. So ist das Werk erneut zu einem Fundament der heimat- und volkskundlichen Literatur in Oberösterreich geworden, das noch einmal die ganze Schönheit der von Symbolkräften tradierten bäuerlichen Welt sichtbar macht, die nun durch den bis in die Wurzeln wirkenden Kulturumbruch unserer Tage vor unseren Augen unaufhaltsam versinkt. Nur um der objektiven Richtigkeit der Einzel angaben wegen sei ergänzend vermerkt, daß der in der Textierung zu Seite 154 (Spielkarten) angeführte Inhaber der Welser Werkstätte nicht Peter Schauer, wie hier angegeben, hieß, sondern Peter Schachner. Sein Nachfolger Josef Dümmler war mit der Tochter Anna dieses Schachner verheiratet und gelangte so in den Besitz dieser Werkstatt. „ E. B.

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