Wirtsvölker und die Leiden der langen, entbehrungs reichen Wanderung in die unbekannte, ja fast aus sichtslose Zukunft. Es folgen die Abschnitte, die sich mit der Geschichte des Deutschtums in den ehemaUgen Heimatländern der Flüchtlinge befassen, dann die Aufnahme in Oberösterreich beschreiben und die Gründung von neuen Eigenheimen und Existenzen behandeln, die sich diese an harte Schicksalsschläge gewöhnten Volksdeutschen dank ihrer besonderen Charaktereigenschaften: dem unerschütterhchen Ge meinschaftssinn, der tiefen Frömmigkeit und dem unbeugsamen Willen, das schwere Leben zu meistern, wiederaufgebaut haben. Den Hauptteil des Buches bildet die detailreiche Beschreibung der Gründung neuer Gemeinschaften und des in diesen Lebenskrei sen geübten Brauchtums, wobei ergreifend zu lesen ist, welch tiefen symbolischen Wert diese Neubärger einer Handvoll Heimaterde, die sie aus ihrer ver lorenen Heimat mitgebracht haben, beilegen, wie sie sie den Grundfesten ihrer neuen Häuser beif^ügen oder ihren geliebten Verstorbenen in den Sarg mit geben. In seiner Fülle von sorgfältig gesammelten und verarbeiteten Belegen also ein bedeutendes Do kumentationswerk für ein durch tragische politische Ereignisse ausgelöstes geradezu heroisches Kultur geschehen, dessen Darstellungen den berühmten Untersuchungen zur Ostdeutschen Volkskunde im Institut A. Karaseks als gleichwertiges Fundamental werk zur Gegenwartsvolkskunde zur Seite gestellt werden muß. E. B. Der Bezirk Urfahr-Umgebung. Ein Heimat buch. Zusammenstellung und Bildauswahl R. W. Litschel und H. Sperl. Oberösterreichischer Landesverlag, Linz 1970. 135 Seiten, 74 Abb. Die erste, längst vergriffene, noch unter der Ägide von Dr. Fr. Pfeffer ausgearbeitete Bezirkskunde von Urfahr hat eine ansehnliche Neufassung im Sinne einer fast totalen Neubearbeitung erfahren. Unter der Leitung der beiden Herausgeber konnte unter Mitarbeit von W. Dobesberger, G. Grüll, A. Roger, E. Schwarz und H. Sperner die sicher nicht leichte Aufgabe gemeistert werden, nicht nur eine die land schaftlichen und kulturgeschichtUchen Verhältnisse des Bezirkes gleichermaßen anschaulich behandelnde Monographie zu erstellen, sondern auch jede Ge meinde in einer eigenen Abhandlung zu Wort kom men zu lassen. Für jedes dieser Gemeinwesen wird der Bürgermeister vorgestellt, werden die Gemeinde einrichtungen beschrieben und eine Umschau über die naturkundlichen und historischen, volkskund lichen und künstlerischen Verhältnisse gehalten. Das solcherart entstandene Werk gibt ein Bild des Bezirkes, das sich sehen lassen kann und dem Bezirkshauptmann, der auch das Vorwort schrieb, dem um die Heimat forschung seines Bezirkes hochverdienten Hofrat Dr. W. Ortner, sicher Freude bereiten wird. Hervor zuheben sind die gut ausgewählten Illustrationen, die einen einprägsamen Einblick in die Landschafts formen, die landwirtschaftliche Nutzung, die Bauern haus- und Ortsformen und nicht zuletzt auch in mehrere Motive des Volkslebens gestatten. Gewisser maßen symbolisch für die beiden Welten, die sich in der Gegenwartsgestaltung des Bezirkes gegenüber stehen, sind die beiden Umschlagbilder zu werten: das Freilichtmuseum im Pelmberghof bei Hellmonsödt als Zeichen des gewachsenen, aber derzeit immer mehr zurückgedrängten Bauerntums - und der Mast des Senders auf dem Lichtenberg, der wie ein Reprä sentant der modernen Zeit geradezu sieghaft in den Himmel ragt. E. B. Hertha und Friedrich Schober, Wanderungen im Mühlviertel. Oberösterreichischer Landes verlag, Linz 1970, 232 Seiten, 54 Abbildungen, 12 Kartenskizzen. Mit einem geologischen Bei trag von Wemfried L. Werneck. Von Zeitungen verschiedener Schattierungen und rührigen Fremdenverkehrsorganisationen organisierte Massenwanderungen sind in den letzten Jahren fast schlagartig Mode geworden. Die überraschend große Zahl der Teilnehmer, die nach Erlegung eines be stimmten „Startgeldes" losziehen, zeigt, daß diese Bestrebungen einem offensichtlichen Bedürfnis ent gegenkommen. Mit besinnlichem Landschaftserlebnis allerdings haben diese Kolossalaufgebote mit Marsch blöcken bis zu mehreren Hunderten von Wanderern, die in möglichst raschem Tempo dem Zielort zuhasten, um das in Aussicht gestellte Wanderabzeichen in Empfang zu nehmen und die im raschen Durcheilen hinuntergestürzten Erquickungen in den wie Sani tätsstationen eingerichteten Labestellen durch ein ausgiebiges Mahl mit entsprechendem Trunk und unter lauter, ebenfalls wohlorganisierten Musik begleitung zu ergänzen, sicherlich nichts zu tun (so beachtenswert die Bemühungen der Initiatoren auch sind, die Massen der Städter wieder einmal aus dem Auto heraus zum Trab auf den eigenen Beinen zu bringen). Für jene immerhin noch recht zahlreichen Naturund Kunstfreunde aber, die sich noch einen Nach klang jenes unbeschreiblichen Wanderglückes bewahrt haben, in dem sich die Gruppen der seinerzeitigen Jugendbewegung in stillen Fahrten ihr Heimaterlebnis erwandert haben, bieten sich wesentlich andere Mög lichkeiten, die Schönheiten unseres Landes kennen zulernen. Für sie sind die als Führer zu tieferen Kulturerlebnissen gedachten „Wanderbücher" ge schrieben, die sich in letzter Zeit vor allem mit dem Mühlviertel als der noch am besten in seiner ur sprünglichen Schönheit und Bauernruhe erhaltenen Landschaft Oberösterreichs befassen. Nach dem aus gezeichneten Gemeinschaftswerk von W. Litschel und B. Ulm (Verlag Wimmer, Linz) verfügen wir nun auch über den Band des Forscherehepaares SchoberAwecker, dem wir bereits zahlreiche Ortsmonogra phien verdanken. Von klug ausgewählten Stütz punkten aus, die sich auch als Sommerfrischorte bestens empfehlen, strahlen die von ihnen beschrie benen Wanderwege radial aus und erschließen so in systematischer Abfolge die in ihren Einzelheiten wahrscheinlich auch vielen Linzern ziemlich unbe kannten Landschaften des Raumes nördlich der Donau. Dabei werden stets nicht nur die großen Natur schönheiten vermerkt, sondern auch die wichtigsten Kulturdenkmäler aus bäuerlicher Überlieferung, Handwerk, Industrie, Kirche und der Geschichte des kleinen und hohen Adels. Für sie alle geben die Ver fasser aus ihrem wahrhaft profunden Wissen jeweils in knappster Form auch die wichtigsten historischen Nachrichten an. So wird das Werk zu einem hoch willkommenen Helfer in der Planung von „lohnenden" Wanderungen, den man nicht mehr missen will. Freilich wird niemand verlangen, daß in dem knapp 200 Seiten starken Bändchen alles Wissenswerte und
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