OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Zusehends verschlechterten sich die finanziellen Verhältnisse der Stadtgemeinde. Sie war schließlich gezwungen, Darlehen bei der Innerberger Hauptgewerkschaft aufzunehmen. Im September 1760 wurde die Stadt von der Landschaft aufgefordert, eine „Kriegsbeisteuer" in der Höhe von 6250 Gulden aufzubringen und einen Abgabenrückstand im Betrage von 2000 Gulden zu erlegen®^. Im folgenden Jahre zerstörte ein gewaltiges Hochwasser die Brücken und verursachte erhebliche Gebäudeschäden®^. Zu Anfang des Jahres 1763 ging der Siebenjährige Krieg zu Ende. Der am 15. Februar geschlossene Friede zu Hubertusburg wurde in Steyr mit einem Hochamt und mit der Abfeuerung der schweren Geschütze gefeiert, erwartete man doch eine Besserung der Wirt schaftslage^®. Schon sieben Tage nach Friedensschluß, am 22. Februar, befaßte sich der Magistrat mit einem von der Wirtschaftskommission®^ zugeleiteten „Riß von H. Hayberger und Hueber wegen Erbauung des Rathauses conform der städtischen Administrations Mainung". Der Rat beschloß, daß nochmals ein „Augenschein mit genauer Überlegung von der löbl. Wirtschafts Coon" durchgeführt werde, „damit der Riß ohne weitere Abän derung geschlossen werden könne". Die Ratsmitglieder Richard von Paumgartten und Petz sollen beigezogen werden®®. An der Ausarbeitung des vom Wirtschaftskollegium überreichten Rathausplanes war nun auch der bürgerliche Maurermeister Wolfgang Huber beteiligt, der jedenfalls schon damals für die Bauausführung vorgesehen war. Nach diesen Beratungen wurde es aber wieder still um das Rathausprojekt. Eineinhalb Jahre schweigen darüber die Ratsprotokolle. Wir kennen nicht die Gründe, die zur Ver zögerung der Bauangelegenheit führten. Sicherlich hat die Erkrankung Haybergers, der seit 1759 das Bürgermeisteramt inne hatte, eine Stockung bewirkt. In der Ratssitzung vom 21. Jänner 1764 führte er letztmalig den Vorsitz®®, am 7. März verschied der berühmte Barockbaumeister®'. Der Witwe Maria Theresia wurde „zur Versehung ihres Werks" der Polier Paul Hautzenberger zugewiesen®® und Wolfgang Hueber (Huber) zum Stadtbau meister ernannt®®. Über den Bau des Rathauses wurde im Stadtrat erst am 13. August wieder verhandelt. Der Gastwirt und Oberstadtkämmerer Johann Mayrhofer „produzierte den von Hueber Maurermeister entworfenen Rathaus-Riß und Überschlag®®". Da Hayberger mit keinem Worte mehr erwähnt wird, wäre die Annahme, daß das Ratsgebäude ein Werk des Stadt baumeisters sein könnte, nicht ganz unberechtigt. Doch Hueber, der ein tüchtiger Baufach mann war und in Steyr seit 1741 das Bürgerrecht besaß, hat in seinem „Riß" wahrscheinlich nur bestimmte Wünsche der Stadtobrigkeit berücksichtigt, im übrigen aber sich jedenfalls an die Gesamtplanung Haybergers gehalten®'. ®' E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., Heft 28 (1967), S. 10. ®® Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 28, S. 11. ®® Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 28, S. 9. ®® Die auf Befehl des Landeshauptmannes 1750 eingerichtete Wirtschaftskommission überprüfte monath'ch die Ausgaben des Magistrates. Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 28 (1967), S. 22. »® Rp. V. 22. 2. 1763, 44. »® Rp. 1764, 33. ®' Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 28 (1967), S. 7. »® Rp. 1764, 87. ®» Rp. V. 17. 3. 1764, 100. ®® Rp. V. 13. 8. 1764, 281. ®' Hueber besaß das Haus Enge Gasse Nr. 13. I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Diss. Innsbruck (1950), Maschinschrift, Bd. 2, Nr. 165. - A. Haindl, Die Ergänzung der Bürgerschaft Steyrs im 18. Jahr hundert. Phil. Diss. Innsbruck (1950), Maschinschrift, Bd. 2, S. 102.

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