Wiedergabe) so in seine Ausführungen einzuflechten, daß diese Dokumente wie zu einem Guß mit seinen eigenen Berichten verwachsen. In mehreren großen Gruppen (ohne zusammenfassende Übertitel) geglie dert, behandelt das Buch die Geschichte Oberöster reichs von der Steinzeit an, führt Zeugen für die Formungskraft des Volksmms in seinen verschiedenen Ausdrucksbereichen vor und geleitet über die Behand lung großer Persönlichkeiten zur Berichterstattung über die einzelnen Berufsstände und zu guter Kenn zeichnung der Wesenheiten der Landeshauptstadt, ehe es auch für die Erhaltimg von gesunder Luft und unverschmutztem Wasser eine Lanze bricht. Hervorzuheben ist, daß der Verfasser in einer Art Stifterscher Einsicht und in pädagogisch zeitbeding tem Verantwortungsgefühl darauf bedacht ist, nicht nur die selbstverständlich auch erwähnten großen historischen Ereignisse in ihrer gravierenden Bedeu tung vorzuführen, sondern das wirklich Wichtige in dem stillen, sich allmählich vollziehenden kulturhisto rischen Geschehen zu sehen, was freilich Kindern unterer Schulstufen weniger begreiflich zu machen sein wird, umso mehr aber die Zustimmung der reiferen Jugend und vor allem der bildungsfreudigen und -bewußten Erwachsenen finden wird, für die es in idealer Weise als Führer zur Heimatfreude imd zur Anregung selbständiger Forschungen auf dem Gebiet der Heimatkunde geeignet erscheint. E. B. Iimviertler Heimathefte, Folge 4: Arbeit, Brot und Frohsinn im Innviertel. Herausgege ben von Oberschulrat J. Schönecker, Direktor der Hauptschule Taufkirchen a. d. Pram. Tauf kirchen 1970, 52 Seiten, 35 AbbUdungen. Die OÖ. Heimatblätter hatten schon wiederholt Gelegenheit, auf die sehr dankenswerten heimatkund lichen Arbeiten des Herausgebers hinzuweisen. Auch diese Nummer der den seinerzeitigen „Sammler" der Heimatforscher des Bezirkes Schärding fortsetzenden „Innviertier Heimathefte" zeigt, welch wertvolles Quellenmaterial der Volksforschung durch die Sam meltätigkeit der interessierten Lehrerschaft erschlossen werden kann. Der erste Aufsatz enthält außer einem instruktiven Bild, das die erstaunliche Vielzahl der einst auf einem Innviertier Bauernhof tätigen Land arbeiter festhält, eine soziologisch recht aufschluß reiche Übersicht über „Anzahl, Rangordnung und Arbeit" der um 1890 in den einzelnen Höfen tätigen Dienstboten. Beispiele über die Lohnverhältnisse der „Ehalten" und das eines „Auszugbriefes" ergänzen dieses Kapitel. Nicht weniger ergiebig ist der Ab schnitt über „Dreschen tmd Dreschgeräte", dem auch eine sehr willkommene Übersicht über die „Troadkasten" um Taufkirchen beigegeben ist. Es folgen Übersichten über die Hantierungen bei der ländlichen Brotbereitung, über Viehzucht und die Geschichte der Milchwirtschaft sowie Nachrichten über einige „alte Industriezweige (Ziegelei, Granitindustrie) im Iimviertel". Die Berichte über die Geschichte einiger Ärzte und schließlich Hinweise auf die beachtliche musikalische Tätigkeit der einiger „Zechen" aus der Umgebung von Taufkirchen beschließen das sehr gut illustrierte Bändchen. Nicht unerwähnt bleiben darf ein Hinweis auf die heimatkundlich recht beachtenswerte Sammlimg in der Hauptschule Taufkirchen, für die der Heraus geber jeweils Auszüge aus dem Bestandsverzeichnis vorlegt. Unter den diesmal angeführten Objekten verdienen hervorgehoben zu werden ein datierter Backtrog aus einem Holzstamm (1795), ein als „Passauer Tölpel" geformter Bienenstock, mehrere Innviertier Raufwerkzeuge und ein „Steinkopf aus Granit", der nach Verf. „an der Außenseite eines Bauernhofes eingemauert war und böse Geister und Wegelagerer vom Hof abhalten sollte". Ob der Name für den Gegenstand, den der Verfasser als „GeanmäulGähnmaul" bezeichnet, vom Sammler an Ort und Stelle in Erfahrung gebracht wtude oder von ihm selbst ohne belegbare Tradition auf ihn übertragen wurde, ist nicht vermerkt. Sicher ist, daß die Bezeich nung nicht von „gähnen" kommen kann, sondern von den bestens bekannten Lehmköpfen übernommen wurde, in deren „Maul" man einst die zur Beleuch tung dienenden Kienspäne („Kean"holz) steckte (siehe Schmeller, Bair. WB. I, 1256), bestenfalls könnte, wenn schon apotropäische Bedeutung des Hauptes in Betracht gezogen wird, an mundartliches „gähen, gächtn", zusammenzustellen mit „gäch, jäh", in der Bedeutung „zornig werden" (Schmeller 888) gedacht werden. Nun scheint aber auch die Unheil abwehrende Funktion des Objektes keineswegs ge sichert. Das Fehlen jeglicher darauf bezüglicher Geste spricht jedenfalls dagegen. Am ehesten wird man sie in Parallele zu dem berühmten steinernen Haupt auf Hohensalzburg zu stellen haben, dem K. Willvonseder nicht zu Unrecht wegen des auffallenden „Zirkumflexmundes", der auch bei der genannten Innviertier Plastik ausdruckprägend ist, Merkmale „keltischen" Ursprunges zuschreibt. Daß derartige Formelemente auch noch bis in die Neuzeit nach wirken können, wurde vom Rez. auch für andere Bereiche der Volkskunst und des Brauchtums nach gewiesen. E. B. Helene Grünn, Volkskunde der heimatvertrlebenen Deutschen im Raum von Linz. Ver öffentlichungen des Österr. Museums für Volkskunde, herausgegeben von Univ.-Prof. Dr. L. Schmidt. Bd. XIH. Wien 1968. 152 Seiten, 54 Abbildungen. Die österreichische Volkskunde verdankt der Autorin schon viele gehaltvolle Arbeiten. Die vor liegende darf als eine ihrer dokumentarisch wert vollsten angesehen werden. Nach unendlich müh samen, zahlreichen persönlichen Erhebungen in den Flüchtlingslagern in und um Linz in den Jahren 1950-1954, ergänzt durch Nachtragserhebungen um 1960, sammelte sie ein erstklassiges Belegmaterial, aus dem sie nun die Bilanz zur Kennzeichmmg der soziologischen, volkskundlichen und wirtschaftlichen Struktur der nahezu 100.000 Vertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten zieht, von denen im Lauf der Zeit rund 62.000 durch Einbürgerung in die österreichische Volksgemeinschaft aufgenommen wurden. Der Rest ist in verschiedenen Staaten des Auslandes weitergezogen, um sich dort eine neue, meist bäuerliche Heimat zu suchen. H. Grüim konnte zur Zeit der Aufnahme noch die Hauptmasse der Vertriebenen in Lagern besuchen und dabei nicht mehr beizubringendes Belegmaterial sammeln, das in seiner Bedeutung heute bereits großen historischen Wert hat. In glänzender Stilisierung unterrichtet die Verf. zunächst über die Situation um 1945, die erbarmungslose Vertreibung durch die ehemaligen
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