OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Leopold Schmidt, Bierkrugdeckel - ernst und heiter. R. Trauner Verlag, Linz 1970, 30 Farbbilder, 42 Seiten. Nach dem bunten Band über die Spielkarten nach Originalen aus dem Besitz des Stadtmuseums Linz (1969) ließen die österreichischen Stickstoffwerke für 1970 einen nicht weniger farbenprächtigen Kalender nach Objekten aus derselben Sammlung zusammen stellen und im weiteren als eigenen Bildband im Ver lag Trauner erscheinen. Das diesjährige Sujet ist womöglich noch origineller und erschließt der volksktmdlichen Sammelfreudigkeit eine neue, noch lange nicht ausgeschöpfte, noch dazu verhältnismäßig billige Sparte neben den beliebten Kollektionen von Hinterglasbildem, Keramiken, Andachtsbildchen, Bauernmöbeln usw. in Form der erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts üblich gewordenen bemalten, zinngefaßten Porzellanbilder für Bierkrugdeckel. Die an sich anspruchslosen, aber farbenkräftig ausge führten Motive, meist in beachtlicher Naturtreue gemalt, umfassen so ziemlich alles, was um diese Zeit dem „Volk" gefiel: lustige Szenen aus dem Jäger- und Fischerleben nach Art der gleichzeitigen Bilder auf Schützenscheiben, Idyllen aus dem gerade damals beliebt gewordenen Bilderkreis um Alm- imd Hirtenleben, Embleme der einzelnen Gewerbe und vor allem auch des Bauerntums, für das sich insbes. Pferdebilder und Darstellungen pflügender Bauern anboten. Man weiß nicht, ob die Porzellanmaler ihre Bierdeckel auf Vorrat zur Auswahl für gelegent liche Besteller herstellten oder nur für den speziellen Einzelfall malten, doch scheinen derartige Aufträge nicht unwahrscheinlich, wenn man an die vielen doch sicherlich auf Hochzeitsgeschenke deutenden Bildchen mit verschränkten Händen, miteinander verbundenen Ringen oder schnäbelnden Tauben denkt oder an Erinnerungsgaben an gediente Soldaten in den Uniformen bestimmter Leibregimenter (^in Oberösterreich z. B. der Welser Dragoner oder des Infanterieregimentes Erzherzog Rainer). Merkwürdig ist, daß nach Prof. Dr. Leopold Schmidt, sicher dem besten Kenner der österreichischen Volkskunst, der auch dieses Bändchen kommentiert hat, die Hersteller der Porzellanbildchen bisher anonym geblieben sind. Sie müßten sich doch unschwer feststellen lassen, da die „Porzellanmaler", wie z. B. die Familie Stock hammer in Ried i. Innkreis, mit den berufsmäßigen Porzellanschildermalem und den Beschriftem der etwa seit 1880 aufkommenden porzellanenen Namens tafeln auf Grabkreuzen identisch waren und in den Gewerbeverzeichnissen aufscheinen. E. B. Naturkundliches Jahrbuch der Stadt Linz 1970. Herausgegeben vom Stadtmuseum Linz, Linz 1970. 119 Seiten, Abbildungen im Text. Dem noch sehr wenig beschriebenen Gebiet der Pilzkunde ist der Beitrag Heinz Forstingers ge widmet, der sich mit der Pilzfamilie der Porlinge (Polyporaceae) und ihrer Verbreitung im Innviertel befaßt. Als Ergebnis häufiger Porlingsexkursionen zu jeder Jahreszeit und in die verschiedensten Gebie te des Innviertels konnte eine Zusammenstellung aller im Innviertel und dessen Grenzgebieten in den Jahren 1968 und 1969 gefundenen Porlinge darge boten werden. Die Entomologie kommt mit dem II. Teil der Arbeit von P. Andreas Werner Ebmer über die Wildbienen des Großraumes von Linz zu Wort. Eine Beschreibung vier neuer Arten von Wildbienen aus Gebirgen Südeuropas bildet den Anhang. Zwei Bei träge stammen aus dem Gebiet der Ornithologie. Gerald Mayer beschäftigt sich mit dem Eintreffen von Zugvögeln in Oberösterreich. Diese Arbeit stellt einen ersten Auswertungsversuch des von 10 in Ober österreich eingerichteten Beobachtungsstationen ange sammelten Datenmaterials mit dem hypothetischen Resultat dar, daß früh ankommende Arten zuerst die Tieflagen und von dort aus witterungsbedingt die höheren Lagen besiedeln. Das zweite ornithologische Thema umfaßt die Verbreitung und das Brutvorkommen des Hauben tauchers in Oberösterreich. Diese Untersuchung von Fritz Merwald ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil bei diesem Wasservogel durch die fortschreitende Uferverbauung der Seen und dem damit verbundenen Verschwinden des Schilfbestandes ein starkes Ab nehmen verzeichnet wurde. Merwald widerlegt auch die verbreitete Annahme von der Fischereischäd lichkeit dieses Vogels. Auf Gnmd von Magenunter suchungen hat sich ergeben, daß die Hauptnahnmg dieses Vogels sich aus Oberflächenfischen, die fischerei lich kaum von Wichtigkeit sind, zusammensetzt. Somit bildet dieser 16. Band des Naturkundlichen Jahrbuches der Stadt Linz trotz geringeren Umfangs einen interessanten Querschnitt durch die Gegeben heiten der Natur aus dem Linzer Großraum. Heidelinde Klug Fritz Berger, Oberösterreichisches Heimat buch. Gutenberg-Verlag, Linz 1969. 360 Seiten. Zwischen dem einst so beliebten, berühmten, aber heute kaum mehr auftreibbaren „Oberösterreich" von Prof. Dr. Franz Berger und dem in aller Stille erschie nenen und deshalb sehr zu Unrecht wenig beachteten „Oberösterreichischen Heimatbuch" von Professor Dr. Fritz Berger, liegen viele Versuche, heimatkundliche Lesebücher für Jugend und Volk zu schaffen. Wir erinnern uns hier vor allem der textierten schönen Bildwerke wie „Oberdonau, die Heimat des Führers" (München 1941) von Professor Dr. Franz Lenk, den laut Dank des Herausgebers der damals schon volkstumskundige Dr. Franz Lipp mit gehaltvollen volkskimdlichen Beiträgen unterstützte; femer an Dr. Fritz Gmbers in den ersten Nachkriegsjahren erschienenes „Bundesland Oberösterreich", in dem sich O. Kast ners fast vergessener wichtiger Artikel zur Volkskunst ,Alter Türen" befindet, und nicht zuletzt auch des ebenfalls fast vergessenen, in subjektiver Schau gran dios geschriebenen Bekenntnisbandes „Oberösterreich in Wort und Bild" (Linz 1948) von Arthur FischerGolbrie. - Sie alle sind (mit Ausnahme des zuletzt genannten) Sammelwerke mit Beiträgen verschie dener prominenter Fachleute und Schriftsteller, die ihre Artikel mit zahlreichen, zum Teil sogar einmalig schönen Bildern illustrierten. Nichts davon in Fritz Bergers Heimatbuch. Kein einziges Bild ziert dieses Werk. Es braucht sie wohl auch nicht, denn der Verfasser, der alle 72 Kapitel selbst geschrieben hat, weiß in seinen geistreichen Darstellungen so klar und packend zu berichten imd mit wenigen Sätzen Situa tionen imd das Wesen von Persönlichkeiten so plastisch zu zeichnen, daß sie dem Leser auch ohne Illustration deutlich vor Augen stehen. Stets weiß er auch Zitate aus Werken bedeutender Gewährsleute (bei korrekter

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