Paläste und Bürgerhäuser in Österreich. Notringjahrbuch 1970, herausgegeben vom Not ring der wissenschaftlichen Verbände Öster reichs. Wien I, Judenplatz 6. 239 Seiten, 72 Ta feln, 1 Karte. Mag mancher Kenner der bürgerlichen und ade ligen Architektur in den Städten und Märkten Öster reichs auch das eine oder andere, ihm als besonders bezeichnend erscheinende Objekt, wie etwa die berühmte „Gozzoburg" in Krems, unter den Bild beispielen vermissen, so bietet das diesjährige Jahr buch des Notringes doch eine Sammlung so ausgezeichneter Bilddokumente zur Kennzeichnung der Stilentwicklung während der letzten 800 Jahre (vom römischen Atriumhaus in Aguntum bis zu den jüngsten Schöpfungen), daß das Buch als eine Art „Führer" gelten kann, der sich wegen der dreisprachig wiedergegebenen Interpretationen auch als Geschenk an Kunstfreunde im Ausland ausgezeichnet eignet. Der Volksforscher wird dankbar zur Kenntnis nehmen, daß die Herausgeber es nicht damit bewenden ließen, nur das bürgerlich-adelige Haus in seinen rein funktioneUen Ausprägungen darzustellen, sondern auch das ständige Hereinwirken der ländlichen Vorbilder sichtbar zu machen, wie dies an Beispielen aus dem Burgenland und den westlichen Bundesländern geschieht. Hervorzuheben ist, daß der Notring sich auch der Mitarbeit bedeutender oberösterreichischer Fachleute, wie OSTR. Fr. Engel (Schärding), OSchR. Dr. Josef Ofner (Steyr), Prof. Dr. Gilbert Trathnigg (Wels) und Mus.-Dir. Dr. Georg Wacha (Linz) versichert hat, doch wird es kaum auf Rech nung dieser Herren zu setzen sein, daß in der Gesamt übersicht des Gebotenen (S. 235) die Orte Retz und Waydhofen a. d. Ybbs zu Oberösterreich gezählt werden! E. B. Jacques Kaufmann, Eine Studie über die Beziehungen der Habsburger zum Königreich Ungarn in den Jahren 1278 bis 1366. Burgenländische Forschungen, Heft 59. Herausgegeben vom Burgenländischen Landesarchiv, Eisen stadt 1970. 124 Seiten. J. Kaufmann hat sich die Untersuchung der wechselvollen Beziehungen zwischen den habsburgischen Ländern und dem Königreich Ungarn im ersten Jahrhundert der Festsetzung der HabsburgerHerrschaft an der Donau zum Thema gestellt. Zahl reiche Bündnisse mehrerer Staaten untereinander prägen diese Periode, die Bildung von militärischen Fronten sowie ständige Einkreisungstendenzen kenn zeichnen diese Übergangsepoche und verdienen daher besonderes Interesse. Nach einem allgemeinen Überblick über die europäische Geschichte dieser Zeitspanne des Mittel alters beginnt Kaufmann mit dem Bündnis König Rudolfs I. mit Ladislaus IV. von Ungarn gegen Ottokar II. von Böhmen vom 12. Juli 1277. Diese Mächtekonstellation Habsburg und Ungarn gegen Böhmen beherrschte mit wenigen Ausnahmen dieses Jahrhundert der Habsburger-Ära. Das Ziel des böhmischen Königs war die Einkreisung Österreichs, so versuchte er mit allen Mitteln, Österreichs Freund schaft mit Ungarn zu untergraben. Für Osterreich bedeutete gerade diese Verbindung mit Ungarn eine wichtige Stütze der Außenpolitik der Habsburger. Erst die Erbeinigung zwischen Böhmen und Oster reich setzte der österreichisch-böhmischen Gegner schaft ein Ende. Damit lieferten die Burgenländischen Forschungen einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des öster reichischen Mittelalters zur Zeit der ersten Herr schaftsperiode der Habsburger. Rein technisch würde dem Leser eine Gliederung in Kapitel entgegen kommen, die vorliegende kapitellose Form erschwert das Lesen und ständige Mitdenken. Heidelinde Klug 66. Jahresbericht des Bischöflichen Gymna siums und Diözesanseminars am Kollegium Petrinum in Urfahr-Linz an der Donau, Schul jahr 1969/70. Gedruckt als Beilage zum „Linzer Diözesanblatt" im Selbstverlag der Anstalt. 136 Seiten, Abbildungen im Text. Nunmehr hat Dr. J. Honeder den dritten und letzten Teil seiner Biographie Johann Nepomuk Hausers vorgelegt: Hausers Einfluß und Wirken in der hohen Politik. Der Autor führt Hauser als Führerpersönlichkeit der Christlich-sozialen Partei dem Leser vor Augen, die mit politischem Weitblick und klugem Urteilsvermögen, begründet auf tiefster demokratischer Überzeugung, das Wohl des Volkes und somit des Staates als höchstes Ziel erstrebte. Als steter Rufer zur Einheit und Zusammenarbeit der Parteien bewahrte er besonders in der ernsten Krise der Novemberereignisse des Jahres 1918 ruhigen Kopf, bestärkt von dem Gedanken, den gegebenen Tatsachen Rechnung zu tragen und mit allen Mitteln jedes Blutvergießen zu verhindern. Sein Bemühen, nach Auseinanderbrechen der Monarchie mit den Sozialdemokraten in einer Koalition zusammenzu arbeiten, brachte ihm Feinde in den eigenen Reihen. Hauser zog daraus die letzte Konsequenz, nahm Abschied von der hohen Politik und widmete sich nun ganz seinen Aufgaben als Landesvater von Ober österreich. Diesem letzten Kapitel schloß Honeder einen umfangreichen Quellenanhang an, beginnend mit persönlichen Mitteilungen von Persönlichkeiten, die Hausers Wirken noch direkt miterlebten bzw. mit ihm zusammenarbeiteten. Daran schließen sich die wichtigsten Teile der Korrespondenz Hausers mit seinen vorgesetzten Bischöfen und seine vier Testamente. Honeder gelang mit dieser Biographie eine aus gezeichnete Studie, die auf Grund der hohen Wissen schaftlichkeit und der Bedeutung Hausers eine ge schlossene selbständige Veröffentlichung in Buchform verdienen würde. Dr. A. Marks oblag die Ordnung vmd Aufstellung der Münzensammlung des Bischöflichen Gymnasiums, in diesem Jahresbericht gibt er einen Überblick in Form einer inhaltlichen Zusammensetzung und weist nach, daß es sich inhaltlich wie qualitativ um eine recht instruktive und vielseitige Schulsammlung han delt. Gottfried Haydtner, Professor für Leibesübungen, verfaßte einen kurzen Exkurs über das Wandern. Den Abschluß dieses Jahresberichtes bilden wieder Nachrichten aus Anstalt und Schule. Heidelinde Klug
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