Schrifttum Robert M. Vetter-Georg Wacha, Linzer Zinn gießer. Hrsg. vom Stadtmuseum Linz im Verlag Anton Schroll & Co. Wien-München 1967, 82 Seiten, 30 Tafeln mit Abb. Die Arbeit über die Linzer Zinngießer stellt eine würdige Fortsetzung in der Reihe der Monographien des Linzer Stadtmuseums über das Linzer Kunst handwerk dar. Den beiden Autoren gelang es in beispielhafter Weise, die oft unterschätzten Leistungen des alten Handwerks plastisch dem Leser vor Augen zu führen und besondere Aufmerksamkeit auf das österreichische Zinn zu lenken, das den Vergleich mit anderen Nationalprodukten glanzvoll besteht. Prachtvolle Abbildungen der bedeutendsten Arbeiten Linzer Zinngießer veranschaulichen die hochqualifi zierten Leistungen des zunftmäßigen Handwerks, im besonderen der Zinngießerzunft. Nach einer kurzen allgemeinen Geschichte des Zunftwesens behandelt Vetter die Linzer Zinngießer zunft im Laufe ihrer Entwicklung vom Höhepunkt im 17. Jahrhundert bis zum Absterben des Hand werks und die Not der Zinngießer im 19. Jahrhundert. Zur Beurteilung des Linzer Zinngießergewerbes konnten mehrere Dokumente herangezogen werden, die in die Struktur und Funktion der Zunft den besten Einblick gewähren. Zur besseren Illustrierung sind diese Quellen - die Zinngießerordnungen von 1596, um 1600 und 1615 - in einem Anhang wörtlich ange führt. Bei der Linzer Lade, der leitenden und kontrol lierenden Instanz waren für das heutige Oberösterreich die sogenannten Landmeister der Orte Eferding, Enns, Freistadt, Gmunden, Grein, Kremsmünster, Lambach, Ottensheim, Steyr, Vöcklabruck und Wels ange schlossen. Die Protokollbücher mit den Eintragungen von 1596-1674 sowie von 1674—1773 geben Aufschluß über die Namen der Linzer Zinngießer. Siebenund dreißig Meister waren vom späten 16. Jahrhundert bis etwa um 1850 in Linz tätig, zu gleicher Zeit arbeiteten in der Stadt nie mehr als drei bis vier Werkstätten. Stilistisch und typologisch sind die Werke der oberösterreichischen Zinngießer zur süddeutschen Gruppe zu zählen. Die schwach konischen, geradseitigen Krüge mit oder ohne Ausgußschnabel, mit gewölbtem Deckel und einer Maske in Reliefguß an der Henkelferse muß man jedoch als eine charak teristische Form, als einen Regionaltypus, ansehen. Der Brauch des Markierens der hergestellten Gegenstände mit einem entsprechend gravierten stählernen Stempel als Garantie-Zeichen für die Güte des verwendeten Materials hat sich mit der Geschichte des Zunftwesens entwickelt. Im 16. Jahrhundert kam auch bei den Linzer Meistern das Zweimarkensystem auf. Diese beiden Marken klären die Herkunft durch das Vorhandensein des Stadtwappens, den Verfertiger durch die Initialen und das Namensbild, schließlich beinhaltet die Jahreszahl das Datum der Meisterwerdung. Eine graphische Wiedergabe der Marken der einzelnen Meister in chronologischer Reihenfolge untermalt und beleuchtet den Text. Daran schließt sich die Aufzählung der Namen der Linzer Zinngießer, ergänzt durch Kurzbiographien der Meister, geglie dert in Lebensdaten, Hausbesitz, Tätigkeit im Hand werk, Nachrichten. Literaturangaben und ausführ liche Erläuterungen der zahlreichen prachtvollen Abbildungen ergeben einen würdigen Abschluß dieses einzigartig gestalteten Bandes. Heidelinde Klug Roland Nitsche, Lebende Wirtschaft. Unter Mitarbeit von Erhard Kutschera. Österr. Bun desverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst. Wien 1968, 152 Seiten. Die Tatsache, daß jeder einzelne Staatsbürger eine gewisse Verantwortung für das wirtschaftliche Wohl des Staates trägt und somit über die Probleme der Wirtschaft Bescheid wissen sollte, hat die Heraus gabe dieses Lehrbuches für Höhere Schulen veranlaßt. Nicht abstrakt-theoretische Kenntnisse werden dar gelegt, sondern das Leitziel der beiden Verfasser ist die Beleuchtung des lebendigen Zusammenhanges von Wirtschaftsgeschehen und Gesellschaftsverfassung. Bedingt durch die Bedürfnisse und Schwierigkeiten des Unterrichtes konnte nicht ein Lehrbuch der Wirt schaftswissenschaft geschaffen werden, sondern mußte die Beschränkung auf die Schwerpunkte der wirt schaftlichen Problematik sowohl auf nationaler wie auch internationaler Basis erfolgen. Für den Studierenden nicht unbedeutende Positiva sind das Fettdrucken der wichtigsten Merksätze sowie die kapitelweise Stellung von einigen Fragen zur Überlegung des vorhergehenden Stoffkomplexes und ein Register. Heidelinde Klug Bayerisch- österreichisches Wörterbuch. I. Osterreich, Wörterbuch der bairischen Mund arten in Osterreich, herausgegeben im Auftrag der Österr. Akademie der Wissenschaften. 6. Lieferung, Verlag H. Böhlaus Nachfolger, Wien VI, Schmalzhofgasse 4. S. 317-38. Mit einem Gedenkblatt von Univ.-Prof. Dr. E. Kranzmayer für den 1968 verstorbenen ober österreichischen Mundartforscher Dr. Franz Roitinger. Wie bedauerlich es auch ist, daß wir dem gewal tigen Werk des Bayerisch-österreichischen Wörter buches bei Erscheinen seiner 1. Lieferung eine ausge sprochene Benachteiligung der oberösterreichischen Literatur bescheinigen mußten (s. OÖ. Heimatblätter, 21. Jg. 1967, Heft 3/4, S. 115 ff.), so erfreut muß jeder an der Landes- und Volkskunde Interessierte über die Schnelligkeit sein, in der die umfangreichen Lieferungen einander folgen, wenn auch der Abschluß dieses weit über den bewährten „Schmeller" hinaus greifenden Lexikons auch weiterhin noch in weite Ferne gerückt bleibt. Immer wieder wird man die außerordentliche Reichhaltigkeit der positiven wie negativen (durch Angabe der Fehlmeldungen) Doku mentation bei den einzelnen Stichwörtern bewundern; wieder ergeben sich in dieser Lieferung sehr beach tenswerte Hinweise auf volkskundliche Erscheinungen wie in den ausgezeichneten Artikeln „Arl", „arlen", „Ärling", die in Oberösterreich insbesondere nach den Berichten von Dr. J. Grüblinger über das Vor kommen dieser hochaltertümlichen Pflugform und ihrer Benennung im Sauwald („Die Arl im Sauwald", OÖ. Heimatblätter, Jg. 23, H. 3/4, 40 ff.) interessieren.
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