Anton Mitmannsgruber—ein unermüdlicher Heimatforscher Am Beginn des nun zur Neige gehenden Jahres, am 17. Jänner 1970, vollendete der aus dem Mühlviertler Ort Liebenau stammende Heimatforscher Anton Mitmannsgruber sein 75. Lebensjahr. Der Einblick in dieses Menschenleben erweckt Ehrfurcht vor einem Manne, dessen Streben stets im Dienste seiner Heimat stand, der aus jenem inneren Auftrag, jener unbeirrbaren Verbundenheit mit seinem Geburtsorte und seinem späteren Wohn- und Wirkungsorte Hilm-Kematen seinen oft durch Schwierigkeiten und Enttäuschungen ge pflasterten Weg zur gründlichen Erfassung der historischen, geographischen und volks kundlichen Gegebenheiten ging. Als erstes von 10 Kindern des Kaxifmanns Anton Mitmannsgruber am 17. Jänner 1895 in Liebenau geboren, konnte Anton aus finanziellen Gründen keine höhere Schulbildung genießen und kam bereits im Alter von 14 Jahren zu einem Kaufinann in Groß-Gerungs in die Lehre. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges, an dem er von 1916—1918 aktiv teil genommen hatte, kehrte er zunächst in seine Heimatgemeinde zurück und beteiligte sich am Aufbau des elterlichen Geschäftes. Nach Zwischenstationen in Linz und Antiesenhofen siedelte er sich schließlich in Hilm-Kematen als Kaufmann an. Er führte sein Kaufhaus mustergültig, beteiligte sich mit Erfolg an Schaufenster-Wettbewerben, führte in den fünf ziger Jahren Modeschauen durch, ja benutzte sogar seine Schaufenster zu Ausstellungen historischer Objekte. Die Anerkennung und Wertschätzung bei den Berufskollegen und Mitbürgern drückt sich darin aus, daß er 35 Jahre Vertreter der Kaufleute, 7 Jahre Obmann des Gewerbebundes und Mitglied des Gemeinderates war. Doch trotz seiner gesellschaftlichen und beruflichen Tätigkeit huldigte Mitmanns gruber zeit seines Lebens seinem Steckenpferd, der Erforschung der engeren und weiteren Heimat. Die Liebe zu seinem Liebenau war es, die ihn schon in frühester Kindheit dazu bewog, alles zu sammeln, was in irgendeinem Zusammenhang mit seinem Heimatort stand. 1929 - er war zu dieser Zeit bereits in Hilm-Kematen ansässig - veröffentlichte er seine erste Arbeit zur Geschichte Liebenaus. Er verteilte das Büchlein „Über die Befestigungsanla gen und die Entwicklung von Liebenau" an die Schulen Liebenau, Schöneben und Neustift. Von 1926-1936 ging er an die Vermessung und fotografische Aufnahme der Andachtsstätten der Gemeinde Liebenau, insgesamt bearbeitete er 132 Objekte. Eine Verzeichnung von rund 250 Trachten der Bewohner von Liebenau führte er in den Jahren 1936 bis 1956 durch. Mitmannsgruber gilt als Besitzer der schönsten Privatsammlimg in Niederösterreich. Das Glanzstück seiner Sammlung bildet ein aus dem Jahre 1400 stammendes Urbar, welches den ältesten Nachweis über den Bestand der Ortschaft Liebenau enthält. Dem Sammeleifer und der intensiven Beschäftigung mit der Geschichte der Heimat ist die Entstehung der beiden Bände der Liebenauer Ortsgeschichte zu verdanken, in denen Mitmannsgruber Zeugnisse der Entwicklung dieser bäuerlichen Gemeinde im Mühlviertler Bergland in mühevoller, lebenslanger Sammel- und Forscherarbeit vereinte und auf ihnen eine Dar stellung von überörtlicher Bedeutung aufbaute. ' Liebenau I. Ein Beitrag zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des unteren Mühlviertels unter Mitarbeit von Friedrich Hausmann. 1952 (Waidhofen, Stummer); Liebenau II. Liebenau und seine Höfe und Häuser. Quellen und Erläuterungen zur Siedlungs-, Wirtschafts- und Familiengeschichte einer bäuerlichen Gemeinde unter Mitarbeit von Friedrich Hausmann. 1961 (Waidhofen, Stummer).
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