OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Friedrich Oberndorfer j* 1878-1969 Am 18. Dezember 1969 verschied Landesregierungsrat i. R. Friedrich Oberndorfer in Graz im 92. Lebensjahr. Mit ihm schloß eine in Graz stadtbekannte und seinem Geburts land Oberösterreich stets treu ergebene Persönlichkeit nach einem arbeitsreichen Leben für immer die Augen. Der bis in seine letzten Tage unermüdlich Tätige stellte sich zeit seines Lebens in den verschiedensten Bereichen selbstlos in den Dienst seiner Wahlheimat Steier mark und verpflichtet damit die Nachwelt, sein ersprießliches Wirken vor dem Untertauchen in das Vergessensein zu bewahren. Das Institut für Landeskunde fühlt sich berufen, das Leben dieses Mannes in beson derem Maße zu würdigen, da er seinen gesamten schriftlichen Nachlaß dem Biographischen Archiv überantwortet hat. Auf einem in diesem Nachlaß vorgefundenen Zettel steht in zittriger Schrift das Be kenntnis des neunzigjährigen Greises, der Rückschau hielt auf sein Leben: Ich weder Gelehrter noch Schriftsteller. Seine vielfaltige Begabung ließ ihn nicht eine bestimmte Richtung gehen, sondern weitete ihm den Horizont zu allem Schönen der Heimat, der Natur, der Dichtkunst, der Malerei, führte ihn aber auch in das weitverzweigte Reich der Forschung besonders auf historisch volkskundlichem Gebiet. Friedrich Oberndorfer wurde am 13. Juli 1878 in Steyr als Sohn des Arztes Dr. Josef Oberndorfer geboren. Nach dem Besuch der Volksschule trat er 1888 in das k. k. Staats gymnasium in Linz ein, das er 1896 mit der Matura mit Auszeichnung abschloß. Nach dem Einjährigfreiwilligenjahr bei dem 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in Linz und dem plötzlichen Tod des Vaters übersiedelte er im Herbst 1897 mit seiner Mutter nach Graz. „Von da an", schrieb Oberndorfer in seinen Aufzeichnungen, „wurde Graz mein ständiger Wohnsitz, doch hab ich mich immer auch als Oberösterreicher gefühlt." Sein Lebenswunsch, in der Heimat des Vaters, in Aichkirohen, wo die Ahnen bis ins 15. Jahrhundert zurück auf Bauernhöfen urkundlich nachweisbar sind, ein Haus zu bauen und sich hier zur Ruhe zu setzen, blieb unerfüllt. Fritz Oberndorfer begann zunächst in Graz mit dem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte, sattelte aber dann auf Rechts- und Staatswissenschaften um. Sein ganzes Leben hindurch setzte er aber kultur- und geistesgeschichtliche Studien und Forschungen fort, im besonderen auf dem Gebiete der Dichtung, des Volksschauspiels und der Heimat kunde. 1911 trat Oberndorfer in den staatlichen Verwaltungsdienst der steiermärkischen Landesregierung. Schon in der Studienzeit beschäftigte er sich mit den um den Anfang des 20. Jahrhunderts in neuer Art erblühten Bestrebungen einer zu Ursprünglichkeit, Echt heit und Heimatgründigkeit zurückkehrenden, nicht auf bloßem Verstandeswissen beru henden Volks- und Menschenbildung und Hegung aller Kulturgüter, wie sie sich in den Heimatschutz- und Denkmalschutzgedanken aussprachen. Daraus entspringt seine Tätigkeit im Kunstpflegeverein an der Grazer Universität, dem er um 1911 als Obmann vorstand. In diese Zeit fallt auch seine Aufführung des alten Volksschauspiels von Dr. Faust auf einem selbstgeschaffenen Kasperltheater. Im Juni 1909 wurde Oberndorfer zum Mitgründer des Vereins für Heimatschutz in Steiermark, lange Zeit war er Vorstandsmitglied und von

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