Reparatur notgedrungen durchführen lassen mußte®^. In der Folgezeit wurde auch der Dachstuhl des alten Bauwerkes von Jahr zu Jahr schadhafter. Am 31. März 1749 forderte daher der Stadtbaumeister Gotthard Hayberger, der damals auch das Amt eines Ober stadtkämmerers versah, vom Magistrat die sofortige Instandsetzung der südlichen, gegen das benachbarte Stadtschreiberhaus zu gelegenen Dachfläche^*. So wurden stets nur die schwersten Gebäudeschäden behoben, denn die gegen Ende des 16. Jahrhunderts einsetzende Wirtschaftskrise, die in den folgenden Jahrzehnten durch Kriege verschärft wurde, war noch immer nicht überwunden. Erst nach einer geringfügigen Besserung der städtischen Finanzlage, die nach dem österreichischen Erbfolgekrieg zu ver spüren war, konnte an einen Neubau gedacht werden. Für die Planung eines modernen, repräsentativen Rathauses kam natürlich nur der durch barocke Klosterbauten berühmt gewordene Stadtbaumeister Gotthard Hayberger®^ in Frage. Leider sind die Pläne („Risse") und der größte Teil der Bauakten in Verlust geraten, nur die Ratsprotokolle berichten fallweise über das Baugeschehen. Hayberger, der in den Jahren 1755 bis 1757 den Ausbau des Turmes der Stadtpfarr kirche leitete und als Stadtrichter fungierte, unterbreitete am 26. November 1757 dem Stadtrat die Pläne für den Bau des neuen Rathauses. Die Ratsprotokolle vermerken: „Der K. K. Hr. Stadtrichter qua Stadtbaumaister leget den grundris vor, auf was arth das Rath haus erbauet werden könte. - Placet, derselbe wirdet aber belieben, hierüber einen Über schlag zu uerfassen, nach welchen eine coon. zusammensizen, und das weitere vorkherren solle^'." Schon im Jahre 1758 wurde die Beschaffung von Baumaterial in Angriff genommen. In den Wäldern der Stadtgemeinde begann man mit der Schlägerung von Bauholz. Da das mittelalterliche Rathaus über keine einbruch- und feuersicheren Räume ver fügte, konnten im Sommer dieses Jahres Diebe ohne besondere Schwierigkeit aus dem Kassa-Amt einen namhaften Geldbetrag stehlen. Am 28. August mußte der Steuerein nehmer Matthias Joseph Rippl feststellen, daß ein „Gatterstrippel" abgeschnitten und zwei Türen aufgebrochen wurden. Den Dieben, die in die Kassatruhe ein viereckiges Loch ge schnitten hatten, flel das gesamte Steuergeld im Betrage von 1960 Gulden 45 Kreuzer 3 Pfen nige in die Hände^'. Ein Ansuchen um Erteilung der Baubewilligung, das der Magistrat in diesem Jahre der Landeshauptmannschaft unterbreitete, wurde im Hinblick auf den vor zwei Jahren ausgebrochenen Krieg zwischen Österreich und Preußen abgelehnt^®. Als im Mai des nächsten Jahres Hayberger und einige Kommissäre das bereits im „Gmeinholz" geschlägerte Holz für das neue Rathaus besichtigten, fanden sie, daß es für Bauzwecke größtenteils unbrauchbar war. Von 99 ausgehackten und etwa zwanzig unausgehackten Baumstämmen waren nur sechs für Dippelböden geeignet, die übrigen lediglich als „Rafen- und Maurbänkh oder Christ-Holtz" (Gerüstholz) verwendbar. Mit Fuhrlohn und anderen Ausgaben kam das teilweise kernfaule Holz „um 2 Drittel" höher im Preise zu stehen als das Holz „aus der Enns®®", das nur hundert Gulden gekostet hätte®". Rp. 1720, 87. F. Bau- und Straßensachen 1490-1777, K. III, L. 19, Nr. 4464. E. Krobath, Bürgermeister Gotthard Hayberger. VKSt., 1953, S. 17-32. " Rp. V. 26. 11. 1757, fol. 428. " Rp. v. 8. August 1758, 411. F. Bau- und Straßensachen 1490-1777, K. III, L. 19, Nr. 4474. " Sogenanntes Floßholz, das die Holzhändler verkauften. F. Bau- und Straßensachen 1490-1777, K. HI, L. 19, Nr. 4471.
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