So hörte der Altbauer von einem Kohlenbrenner einmal, daß einer beim „Füttern" auf Nim merwiedersehen im Schacht verschwunden ist. Wehe, wenn die Glut aus dem Inneren her vorbrach, wenn die ungeheure Holzmenge in Flammen aufging! Der schon erwähnte Koh lenbrenner Reindl war besonders stolz darauf, daß ihm während seiner ganzen beruflichen Tätigkeit nie ein Haufen „ausgebrannt" war. Immer wieder mußte der Köhler auf den verdeckten Feuerberg hinaufsteigen, mußte mit der „Lainxen" (einem spatenähnlichen Werkzeug) die Kohllösch festschlagen, mit dem ungefähr 2 m langen Schürhaken im Luft schacht werken oder mit einem ungefähr 1,5 m langen Stahlspieß Löcher, je nach dem Luftbedarf, den er der Rauchfarbe ablas, in den Haufen stechen. Die Verbrennung war so zu leiten, daß bei sorgsam geregeltem, sparsamem Luftzutritt nicht mehr Holz verbrannte, als zur Erreichung der Verkohlungstemperatur im ganzen Holzhaufen unbedingt nötig war. Im wesentlichen sollten nur die aus dem erhitzten Holz sich entwickelnden Gase oder Dämpfe verbrennen. Nach der Einstellung der „Fütterung", dem Vorwärmen des Meilers, begann der eigent liche Verkohlungsvorgang. Die Verkohlungsdauer hing von der Größe des Meilers, von der Holzart, von der Witterung und der Geschicklichkeit des Köhlers ab. War nach acht bis zehn Tagen die Verkohlung beendet, was man aus der Farbe des entweichenden Rauches erkannte, wurde der Meiler mit der „Lainxen" gut verschlagen. Es mußten auch alle im Inneren des Meilers entstandenen Hohlräume - das Holz verlor ja bei der Verkohlung an Umfang - beseitigt, also zusammengeschlagen werden. Dabei verlor der Kohlenhaufen seine ursprüngliche Form. Einen Tag nach dem „Verschlagen" begann das Löschen. Während der Kohlenbrenner mit der „Lainxen" die Kohllösch wegräumte und mit dem Spieß Löcher bohrte, mußten seine Gehilfen Wasser herbeischaffen und in die Löcher schütten. Der nächste Tag sah das „Köhlanausziagn" (Kohlenausziehen), bei dem im Gegensatz zum „Köhlanhaufenrichtn" (Aufrichten des Meilers) auch „Weiberleut" beschäftigt waren, während der Köhler sich meist schon der verdienten Ruhe hingeben konnte. Die großen Kohlenstücke wurden in Körbe geklaubt, dann in Reihen schön übersichtlich aufgeschüttet. Sie waren noch „gefahrlich". Bis Mitternacht mußten sie noch immer bewacht werden, damit in ihnen nicht von neuem ein Brand aufloderte. Die anderen Kohlen wurden mit HUfe der „Kohlenreitern", einem Sieb mit einem Durchmesser von etwa 70 cm, gesiebt. Die durchfallenden Bestandteile waren die „Kohllösch", die beim nächsten Brennen wieder gebraucht wurde. Beim Kohlenausziehen trugen die Leute begreiflicherweise ihre schlech teste Kleidung, so daß die Arbeitsszene oft einer Maskerade glich. Es war auch üblich. Vorüberkommenden das Gesicht zu schwärzen. Wie denn auch sonst mancher Spaß ge trieben wurde. So wurden die Vorübergehenden, die sich dem Kohlenhaufen näherten, mit folgendem Spruch „verschlossen": „Es wird den Herrn (die Frau) nicht verdrießen, wenn ma'n (ma's) tuat verschließen. Ich verschließe Fürsten, Grafen und Edelleut', das ist dem Kohlenbrenner sein' Gerechtigkeit. Wer dem Kohlenbrenner sein Handwerk will betrachten, der darf ein bißl Trinkgeld nicht achten. An Liter Bier oder ein Glas Wein, da wird Kohlenbrenner zufrieden sein'." Heimatgaue. 1932. 1. H. 67.
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