wurden, band eine Klauberin diese schnell zusammen, so daß diese Halme aufrecht stehen blieben. Diesen Brauch, mit dem der ungenaue Mäher verspottet wurde, nannte man „Spiel männer aufbinden". Wurde ein Fadl umgeworfen, weil der Lenker nicht genügend aufge paßt hatte, so sagte man: „Da hams a Kapelln baut". Wurde die Mahd einer Getreidesorte beendet, so mußte dieses Ereignis gefeiert und den Nachbarn angezeigt werden. Die Mäher stellten ihre Sensen auf den Boden und strichen mit dem Wetzstein über den Rücken der Klinge, daß es weithin schrillte und gellte. Diesen in den dreißiger Jahren noch allgemein geübten Brauch nannte man „Bärenschneiden". War man mit der Mahd einer Getreidesorte früher fertig als der benachbarte Bauer, so freute man sich besonders auf das Bärenschneiden, durch das der Säumige verspottet wurde. Das Einbringen der wichtigsten Getreidesorten des Innviertels, des Weizens und der Gerste, wurde durch Speise, Trank und auch Tanz gefeiert. Es gab das sogenannte „Weizen-" oder „Gerstenbier". Wenn das letzte Fadl durch das Hoftor rollte, juchzten die „Weiberleut" und alles freute sich, daß nun ein wichtiger Abschnitt der Ernte beendet war. Abends gab es natürlich ein besonders gutes und reichliches Essen. Dann ging der Krug von Hand zu Hand und jeder durfte so viel Bier trinken, wie er nur wollte. Bei größeren Bauern wurde meist auch getanzt. Immer fand sich jemand, der Mundharmonika spielen konnte, und dann wurde „gelandlert", daß es eine Freude war. Meist tanzte man dazwischen auch einige Walzer oder Bayrische. War es besonders lustig, so holte man den Wiesbaum aus dem Stadel und dazu die „Kleehifelstecken", die kurzen Holzstöcke, die in die Löcher der „Kleehifel" ge steckt wurden, um an ihnen den Klee aufzuhängen. Zwei Buben nahmen den Wiesbaum auf die Schultern, die übrigen Hofleute schlugen mit den Kleehifelstecken taktmäßig auf ihn, wodmch ein hölzernes, weithin zu hörendes Klappern erzeugt wurde. Es hieß dann bei dem oder jenen Bauern „tans Wiesbamdresehn". Vielfach zog man auch wiesbaumdreschend zum Nachbarn, wo dann weiter getrunken und getanzt wurde. Alle diese sehr alten Bräuche erblühten aus der Schönheit der bäuerlichen Arbeit, aus ihrer Erdnähe und ihrer heiligen Verbundenheit mit den letzten Dingen: dem täglichen Brot und der Erde, zu der wir alle zurückkehren. Der bloß untätig Zusehende konnte diese Bräuche wohl verstandesgemäß beurteilen, kaum aber mit dem Flerzen und der Seele er fassen. Sie wurden nur dem zum Erlebnis, der selbst mitwerkte, mitfeierte, mittrank und mitlachte. Daß ich in meiner Jugend die Schönheit der bäuerlichen Arbeit und ihrer Bräuche kennenlernen und erleben durfte, dafür bin ich heute noch dankbar.
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