OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

durch den Stadl liefen, wurde ein Brett gelegt, auf das sich der Helfer stellte, mit der Gabel die hochgeworfenen Garben auffing und der Stocklegerin weiterreichte. War ein Fadl abgeladen, so band der Läufl schnell den Wiesbaum auf, drehte den „Bodenladen" des Wagens um, so daß die Körner, die auf ihm lagen, auf den Tenn fielen, und schob den Wagen mit Hilfe einer Dirn aus dem Stadel. Meist rollte dann schon das nächste Fadl durch das Hoftor, der Läufl kletterte, oft schon bevor der Wagen hielt, hinauf, warf den Wiesbaum auf den Tenn hinab und begann sogleich abzuladen. Die Pferde wurden „umgespannt", indem man die „Zugscheitel" aushängte, die „Habketten" löste und die Rösser zum eben geleerten Wagen führte, wo sie wieder eingespannt wurden. Besonders wenn mit zwei „Zü gen", mit zwei Wägen, gefahren wurde, mußte sich der Ablader sehr beeilen, damit er fertig wurde. Die Gerste, die nicht in Garben gebunden war und das „Zsamgheigat", die mit dem Streifrechen zusammengestreiften losen Halme, wurden mit der Reichgabel abgeladen. Große Bauern mußten in der Erntezeit sogenannte „Erntearbeiter" beschäftigen, da sie mit den eigenen Leuten die Arbeit nicht bewältigen konnten. Erntebräuche In der hohen Zeit des Bauernjahres, der Ernte, der „Amt", gab es verschiedene Bräuche, durch die das Einbringen der Getreidefrucht gefeiert wurde. Trotz der sehr schweren und langen Arbeit - der Tag hatte meist zwölf bis vierzehn Stunden - war die Ernte eine schöne und lustige Zeit, auf die sich jeder Beteiligte freute. Der lebensfrohe Innviertier feierte sie vor allem mit gutem Essen und Trinken, mit Gesang, Spaß und Tanz. Die nun angeführten Erntebräuche sind heute schon fast ganz vergessen, da sie durch die Maschinenarbeit ver drängt wurden. Zum Erntebrauch gehörte bereits das sogenannte „Kornfeldbeten". Jeden Samstag gingen nach der Arbeit Bauer, Bäurin und die „Eholden" (Dienstboten) rosenkranzbetend um die Felder, die zu dem Hof gehörten. Dieses „Felderbeten" begann am Ostersonntag mit dem Aufstellen der Palmbuschen, die bereits vor dem „Tagläuten", also vor vier Uhr früh, durch den Mitterknecht auf die Felder getragen wurden, und endete mit Beginn der Erntezeit. Im Innviertel wurde während der Erntezeit anstelle des sonst üblichen Mostes das von den Brauereien leichter eingekochte „Erntebier" (Arntbier) getrunken. Besonders reichlich war das Abendessen. Regelmäßig kam zuerst die große Schüssel mit der Nudlsuppe auf den Tisch, dann der Kaffee, zu dem es vielerlei Mehlspeisen gab. Vor allem ist der „Schlägl" zu nennen, eine feine Germbäckerei, die aus Eiern, Fett und Rosinen hergestellt und in einer Nudelreine gebacken wurde. Fast immer gab es auch den „Gebackenen Gries", kaltes Grieskoch, das in Stücke geschnitten, mit Eiern paniert und in schwimmendem Fett gebacken wurde, und die bekannten „Zwetschkenpofesen". Zum Abendessen gehörten aber auch noch folgende Mehlspeisen; Die „Küchl" oder „Gebackenen Nudln", eine wie große Krapfen aussehende Bäckerei, die „Hauberling", runde ausgezogene Krapfen aus Germteig, die „Zwiebackenen Knödeln", gebackene, in Scheiben geschnittene, mit Eiern panierte Nudeln, weiters die „Gebackenen Mäuse" und die „Strauben", feiner Germ- oder Brandteig, der durch einen Trichter in schwimmendes Fett gespritzt und dann gebacken wurde, sowie die „Hasenöhrl" („Polsterzipf"). Verschiedene Bräuche waren mit dem Einbringen der Erntefrüchte verbunden. Wenn die „Mahd angebunden" war, das heißt infolge Unachtsamkeit einige Halme nicht abgemäht

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