Der bäuerliche Arbeitstag Um den Arbeitsablauf im Erntekreis zu verstehen, ist es notwendig, zunächst den Alltag des Innviertier Bauern mit seinen gleichbleibenden Tätigkeiten zu beschreiben. Er wurde durch die Wegarbeit, die Arbeit in den Ställen, und durch die kurzen Rastpausen der fünf Mahlzeiten bestimmt. Heute sind allerdings viele Innviertier Bauernhöfe bereits viehlose Wirtschaften, die auch die Wegarbeit nicht mehr kennen. Die täglich am Morgen, zu Mittag und am Abend zu verrichtende Wegarbeit umfaßte das Ausmisten der Ställe, das Putzen und Füttern der Kühe, Rösser und Schweine, das Ein streuen, das Einbringen von Stroh in den Schweinestall und auf die „Roßstall-" und „Kuh stallbruck", den mit Brettern belegten Standplätzen der Tiere, das Melken der Kühe und das Herbeischaffen von Stroh, Heu oder Gras und anderem Futter. Den Pferden wurde ein Gemisch von Stroh, Heu und Hafer, das angefeuchtet war, aufgeschüttet, das Heu aber „aufgesteckt", während den Kühen das Futter „fürgegeben" wurde. Früher oblag die Arbeit im Kuhstall der „Großdirn", die von der „Kleindirn" unter stützt wurde, während die Wegarbeit im Roßstall Sache des „Baumann", des Roßknechtes, war, dem bei größeren Bauern der „Staller", vielfach auch der „Stallbub" helfen mußten. Die Schweine wurden vom „Kucherl", die sonst in der Küche helfen mußte, gefüttert, die Hühner aber hatte meist die Bäurin selbst zu betreuen. Der Arbeitstag begann in der Erntezeit meist um halbdrei, drei Uhr früh. Als erste stand die Großdirn auf, die die anderen Arbeitskräfte weckte, man sagte „aufschrie". Je nach der Größe des Hofes begannen der erste Knecht, der „Mitterknecht", der „Läufl", der in der Rangordnung hinter dem Baumann kommende Knecht, und der „Übrig", ein Knecht, der überall mithelfen mußte, mit dem „Eingrasen", dem Mähen von Klee oder Gras als Viehfutter. Inzwischen schirrte der Baumann die bereits geputzten und gefütterten Pferde ein. Zuerst wurde dem Roß das Kissen über den Kopf gezogen und anschließend das Kummet, dann der Überwurf, das Riemenzeug mit den Strängen, übergeworfen und der Bauchriemen angezogen. Schließlich wurde das Mund stück eingelegt, das heißt, das Roß wurde „eingebißt". Dann führte der Knecht die beiden Pferde vor den Leiterwagen, ließ sie so zurückgehen, daß sich zwischen ihnen die Deichsel befand, befestigte die zwei am Kummet angebrachten „Habketten" mit den großen Ringen am Ende der Deichsel und hing die Strang in die „Zugscheitel" und diese in die „Wag" ein. Dann ergriff er den „Wara", das Leitseil, mit dem das links gehende „Wararoß" gelenkt wurde. Wenn nach rechts eingebogen werden sollte, wurde unter dem Zuruf „Hott" mit dem Wara mehrmals kurz gestoßen, während man eine Bewegung nach links dann erreichte, wenn unter dem Zuruf „Wißtaha" am Leitseil gleichmäßig gezogen wurde. Sollten die Pferde stehen bleiben, so wurde ihnen „Oha" zugerufen. Das rechts eingeschirrte Roß hieß das „Handroß" oder der „Handige", die Seite auf der es eingespannt war, die „Hand seite". Das „Wararoß" ging auf der „Waraseite". War eingespannt, so fuhr der Baumann, um das Kühfutter einzubringen, „in die Kleebert", auf das Kleefeld oder auf die Wiese hinaus. In kleineren Wirtschaften half natürlich der Bauer bei all diesen Tätigkeiten mit. Wenn das Eingrasen beendet war, gab es um etwa sechs Uhr das Frühstück, die „Suppe" genannt. Sie bestand meist aus gesalzener Milch, in die man Schwarzbrot einbrockte, oder aus der „sauren Suppe", die aus saurer Milch oder Buttermilch hergestellt wurde, indem man sie unter ständigem Rühren kochte und ein „Gmachtl" einrührte. Das Gmachtl bestand aus einer Mischung von Mehl und Salz, die mit kaltem Wasser oder Milch aufgegossen und fein gerührt wurde. Das Frühstück kam in einer großen Schüssel auf den Tisch, aus
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