OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Das große Schiffsunglück auf der Traun im Jahre 1720 Josef Heider In der Pfarrkirche zu Geisern heiratete am 24. November 1737 Sabina Peer, die Tochter des Johann Peer, Schöffmeister in der Au, welcher „anno 1720 auf der großen Ischler Markt fuhr nebst etlich 60 auch in der Traun ertrunken". Diese kleine Notiz im Trauungsbuch der Pfarre Goisern deutet auf eine der größten Schiffskatastrophen der an Unglücksfallen so reichen Geschichte der Traunschiffahrt hin. Am Vormittag des 3. Juni 1720 löste sich zur gewohnten Stunde das Ischler Marktschiff vom Traunufer in Ischl und fuhr die Traun abwärts gegen Gmunden. Nach der er wähnten Notiz werden sich vermutlich mehr als 60 Personen auf dem Schiff befunden haben. Neben dem Personentransport diente die „Marktfuhr" auch dem Austausch von Gütern zwischen Ischl, Langbath und Gmunden, so daß angenommen werden kann, daß sich auch Waren an Bord des Schiffes befanden. Wahrscheinlich hat eine zu große Belastung die Lenkbarkeit des Schiffes erschwert, denn es stieß in voller Fahrt an den Kreuzstein, einen aus der Traun bei Mitterweißenbach aufragenden Felsen, und zerschellte. Die In sassen des Bootes versanken in den reißenden Fluten. Die „Marktfuhr", eine uralte Ischler Einrichtung, geht auf ein Privileg aus dem Jahre 1466 zurück, mit welchem den Ischler Bürgern das Recht verbrieft wurde, allein und unbe hindert Personen und Waren zu Schiff von und nach Ischl zu führen. Im Besitz dieses Rechtes beförderten die bürgerlichen Salzfertiger auf eigenen Schiffen Salz nach Gmunden und luden auf der Rückfahrt Waren des täglichen Bedarfes. Daneben hatte sich aber bald der Brauch ausgebildet, für Rechnung des Marktes ein eigenes Schiff nach Gmunden zu senden, welches jeder gegen Entrichtung einer Gebühr benützen konnte. Schließlich übergab der Markt die „Marktfuhr" einem „Urfahrmeister", den man auch „MarktfÖrg" nannte, auf dessen Rechnung und Gefahr. Der Urfahrmeister hatte unter Beachtung der vom Rat erlassenen Vorschriften den Schiffsverkehr zwischen Ischl und Gmunden abzuwickeln, Knechte zu dingen und für brauchbare Schiffe, Zillen und Plätten, zu sorgen. Jeder Markt fÖrg versuchte das Unternehmen gewinnbringend zu führen, mußte er doch dem Markte für die Ausübung des übernommenen Rechtes jährlieh bestimmte Abgaben reichen. Und wie immer in solchen Fällen wird der Gewinn wichtiger als die Einhaltung der Sicherheits vorschriften gewesen sein. Das dem regelmäßigen Verkehr dienende Marktschiff fuhr jeden Montag um 10 Uhr vormittags nach Gmunden und kehrte am Dienstag wieder nach Ischl zurück. Berücksichtigt man die schlechten Wegverhältnisse jener Zeit im Salzkammergut, dann dürfte die „Marktfuhr" das bequemste Verkehrsmittel zwischen Ischl und Gmunden gewesen sein. Von weither kamen Leute nach Ischl, um das Marktschiff bis Gmunden zu benützen und von dort weiterzureisen. In der angeschlossenen Liste über die aufgefundenen Toten werden Fahrgäste aus dem Ennstal und aus Salzburg genannt. Das entsetzliche Unglück am Kreuzstein war an dieser Stelle nicht das erste und sollte auch nicht das letzte sein. Manche Schiffe waren hier zerborsten und manche scheiterten hier noch in späteren Jahren. Diesmal war das Ausmaß der Katastrophe aber so groß, daß man meinen sollte, das Verweseramt hätte nun die sofortige Beseitigung des Unglücksfelsens verfügt. Doch nichts dergleichen geschah, und der Kreuzstein blieb eine gefährliche Klippe für die Traunschiffahrt, bis er endlich im Jahre 1912 gesprengt wurde.

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