OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

bereich von Engelhartszell bis Semlin und den Linzer Joseph Walcher zum Direktor (1773) zugeteilt erhielt. Inzwischen hatte Raab aus seinem früheren Tätigkeitsbereich (Save-Idria) Experten an die Donau geholt und im November 1772 die Regulierimgsarbeiten bei Grein begonnen, die sodann unter Walchers Leitung durch den aus Oberschlesien stammenden Ingenieur Thaddäus Lischke (Liske) fortgeführt und in ihrer ersten Etappe gegen Ende des Jahrhunderts abgeschlossen wurden. Daran erinnert jener längliche Stein, der die Brü stung einer Grundstücksmauer an der Uferseite von Struden schmückt und die Aufschrift trägt: Grein Struden 1797. Nach weiteren Regulierungsetappen zwischen 1814 und 1905 brachte erst die Über stauung der Stromschnellen im Gefolge des Kraftwerkbaues von Ybbs-Persenbeug die endgültige Stromsanierung, die Wiederbelebung des Hößgangs und eine moderne Uferverbauung^'. Wirbel Unterhalb Strudens versetzte der Widerstand einer Felseninsel, des Haussteins, nahe dem rechten Ufer, den Strom in Wirbeldrehungen. Bis ins 19. Jahrhundert zeigen großmaßstäbige Karten drei Wirbel nebeneinander, deren Gegenströmung am linken Ufer mit der Zeit eine tiefe Bucht ausgenagt hatte, in der bisweilen Reste verunglückter Schiffe ange schwemmt wurden und die man daher „Freithof" nannte. Schon Popowitsch^* schlug vor, den Hausstein wegzusprengen und so den Wirbel zu beseitigen, ein Vorhaben, das erst das technische Zeitalter verwirklichen konnte (1853-1866). Davon kündet die große Inschrift auf der Felswand über der gelben Kapelle, die an der Uferstraße am unteren Ende der gleichzeitig aufgefüllten Freithof-Bucht errichtet wurde. Ein Akt aus dem Jahre 1577 erwähnt schon „das kleine Wasser" zwischen dem Haus stein, „wo der Turm oder das alte Schloß im Werfl liegt", und dem rechten Ufer, „das die Schiffer das Luegwasser heißen^®". Dies widerlegt alle Spekulationen, der Hausstein wäre noch in historischer Zeit mit dem rechten Ufer zusammengehangen und erst im 17. Jahr hundert durch „Aussprengung" des Lueggangs ein Eiland geworden. Wenn etwas später beim Wirbel hinter dem Kofel, auf dem das alte Burgstall vorhanden, von einem ziemlichen „Canal im Stain" gesprochen wird, so beweist die Fortsetzung, daß dieser „in der Länge und Weite von der Natur schon genügend zugericht" sei, die Anwendung des Begriffes „Kanal" an der Donau auch für natürliche Gerinne lange vor dem Wirken italienischer Wasserbauer in unserem Land^'. Da Vischers bekannter Stich am Luegarm eine sonderbare Uferverbauung mit Stein reihen andeutet, mag dieser Arm damals wohl reguhert worden sein, wie er ja auch 1772 bis 1773 vertieft, verlängert und ausgekleidet wurde. Daß Lueg natürlich lüeg (lurg) gesprochen wurde und die Ahnen des Wiener Bürgermeisters Lueger nicht nur aus dieser Gegend, aus Neustadtl, stammten, sondern sich auch „Lurger" schrieben, beweist die Künstlichkeit der vornehmen Sprechweise lu-6ger, die sich eingebürgert hat. " Diesbezügliche Literatur (Walcher, Baumgartner u. a.) in Neweklowsky (II, 417); ferner „Wiener Zeitung" 18. 11. 1956, S. 5: „Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug", Wien 1959, S. 36 ff. Siehe Anmerkung 6, 1750, S. 211. Hofkammerarchiv, nö. Herrschaftsakten N 27/B, f. 405, 417. Ebenda, S. 136, f. 4 (um 1610). Luegkanal und Strudelkanal sind häufige Bezeichnungen für die natürlichen Gerinne. Auch sonst sprechen die Wasserbauer an der Donau so oft von „Kanal", daß Neweklowsky ;I, 79) völlig fehlgeht, wenn er behauptet: „Die Bezeichnung Kanal für einen (geregelten) Donauarm ist glücklicher weise vereinzelt geblieben." Wer sich mit der Geschichte des Wasserbaus befaßt, wird übrigens den Begriff „Kanal" keineswegs anstößig empfinden.

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