Strudel Die nächste Enge, der Donaustau an dem linksseitigen Granitvorsprung des Schwallecks, der Greiner Schwall, bedeutete für die alte Schiffahrt kein Hindernis. Auch am Eingang in den Strudel war den Schiffern der Stau vor den ersten Felsklippen nicht unwillkommen, denn er bot ihnen die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge noch gemächlich in die richtige Lage zu bringen, bevor sie in die reißende Strömung einfuhren. Erst für die breiten Schiffszüge unseres Jahrhunderts erwies sich die Einengung so hinderlich, daß das Schwalleck im Zuge der Uferbauten im Rückstaubereich des Kraftwerks Ybbs-Persenbeug 1958 gesprengt wurde^". Unterhalb des rechtsseitigen Kleinen und Großen Rabensteins begann die gefürchtetste Strecke der oberen Donau. Zwischen den bewaldeten Steilhängen links und rechts teilte eine Felsinsel, der Wörth, den Strom in den schmalen, bei Niederwasser kaum befahrbaren Hößgang rechts und in das klippendurchsetzte Hauptbett links, das durch Felsrippen in drei Rinnsale geteilt war: am Nordufer das Waldwasser, in der Mitte die Wildriß und zum Wörthufer hin der eigentliche Strudel, auch Struden, Strubm oder Strum(b) genannt^^. Bestrebungen zur Regulierung dieser Stromschnellen lassen sich aus den Aktenbeständen des Wiener Hofkammerarchivs bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen^®. Im Herbst 1575 fuhren Bergknappen aus dem Schwazer Revier, die Übung im Steinbrechen unter Wasser besaßen, nach Grein und hätten in kaiserlichem Auftrag die gefahrlichsten Felskugeln be seitigen sollen. Allein sie stießen nicht nur bei der Herrschaft auf Desinteresse, sondern mußten auch feststellen, daß die „Strubmer und derselben Förgenknecht, deren viel sein und ihr meiste Nahrung mit Hilf und durch Helfung der Scheff allda haben, nit so gar gern sehen, wenn die Furt dies Orts geräumt, die Gefahr gewendet und ihnen dadurch ihre alte, lang hergebrachte Dienste und Nahrung abgestrickt würde". So zogen sie unverrichteter Dinge wieder heim. Auch aus der folgenden Zeit ist eine Menge von Vorschlägen und Kommissionsberichten erhalten. Die ersten tatsächlichen Arbeiten allerdings sind uns wieder von einem Tiroler Bergmann überliefert, von Joseph Lörgetporrer aus Thaur bei Solbad Hall, der zwischen 1. Dezember 1768 und 11. Februar 1769 im Waldwasser zur Probe mehrere Sprengungen an Felskugeln durchführte. Dem Mautoberamt Linz schien der Tiroler indessen nicht ge eignet. In der folgenden Pause häuften sich jedoch die Vorschläge, zumal Maria Theresia 1768 ihr Interesse an der Beseitigung dieses Schiffahrtshindernisses öffentlich kundgemacht und 1771 einen Mann mit Organisationstalent und praktischem Sinn, Franz Anton v. Raab, zum Navigationskommissarius bestellt hatte. Raabs Idee entsprang die Einrichtung von zwei Navigationsdivisionen, deren erste das Flußgebiet der Save und Gabriel Gruber zum Direktor (1772), deren zweite den Donau- " Die Sprengung erfolgte am 13. Juni 1958 mittels 7 t Alpinit, einer infolge der unerwarteten Brüchigkeit des Felsens zu starken Ladung, so daß selbst die Siedlungshäuser der „Neuen Heimat" in 3 km Entfernung Schaden nahmen (laut Tagespresse vom 14. und 15. Juni 1958 Gesamtschadenssumme über 1 Mill. S). Wenn dem gegenüber das Merian-Heft „Wachau und Strudengau" (11,3; 1958) zur Schwallecksprengung feststellt: „Nix ist g'schehn!", so beweist dies, welche Unrichtigkeiten selbst bei Zeitereignissen in die Literatur Eingang finden. Der (Neweklowsky I, 349, irrig: das) Wörth ist die Kartographen-Orthographie für Werd, wie im bayrisch österreichischen Raum eine die Veränderungen im Strombereich überdauernde Insel genannt wird. Wenn die etymologischen Handbücher die norddeutsche Form „Werder" von „wehren" („gegen Wasser schützendes Land") ableiten, so kommt der „Werd" zumindest von „währen" (lange währendes Inselgebilde, im Gegensatz zu Haufen und Schütt), worauf Anton Becker hinwies, kaum von „werden, entstehen" (Popowitsch, S. LXII). Das Waldwasser, auch Gen-Wald-Wasser (gegen das Waldufer hin gelegen), muß sich bisweilen die Form „Gewaltwasser" gefallen lassen. Die Wildriß bei Schultes (II, 206) irrig mit männlichem Artikel. Ein diesbezüglicher, ins einzelne gehender Aufsatz befindet sich eben in Ausarbeitung.
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