OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Fund einer Hipposandale in Bad Goisern Robert Zahler Dank der Aufmerksamkeit von Frau Pilz, Stambach 6, auf deren Grundstücken schon mehrere Funde aus der Römerzeit gemacht wurden, sind wir in der Lage, zur Frage der Verbreitung der „HipposandaIen"-Funde in Oberösterreichi einen Beitrag zu leisten: Im Februar 1969 sandte Frau Pilz ein verrostetes Eisenstück, das sie im Herbst des Vorjahres auf einer neu angelegten Straßenböschung geborgen hatte, an mich, als den Kustos des Heimatmuseums Bad Goisern. Ich begab mich zwar sofort an die von Frau Pilz angegebene Fundstelle, konnte aber, da an dieser Böschung seinerzeit größere Erd bewegungen durchgeführt worden waren, nicht mehr sicher bestimmen, ob dieses Stück tatsächlich von der bezeichneten Stelle stammt oder mittels des Caterpillars aus dem näheren Umkreis herangebracht worden war. Obwohl es sich nur um ein Bruchstück handelt, ist es einwandfrei als Hipposandale erkennbar. Der Ballenaufzug ist vollständig erhalten, der Zehenaufzug und die beiden Seiten aufzüge fehlen jedoch. Das charakteristische Kennzeichen - die vier Stollen auf der Unter seite der rechteckigen Bodenplatte - sind gut erkennbar und weisen die typische deltoidförmige Anordnung der Endpunkte der Stollen auf. Hans Deringer beschreibt in seiner ausführlichen Arbeit über Hipposandalen im ober österreichischen Raum (siehe Anm. 1) die üblichen Formen und benennt sie als Typus I-III. Typus I hat die vorerwähnten Stollen und macht damit den Verwendungszweck klar: sie dienten zur Römerzeit dem sicheren Gang des Zug- oder Packtieres und wurden den Tieren bei ungünstigen Bodenverhältnissen, Steilheit des Geländes oder bei Eis und Schnee angelegt. Den Typus II erkennt man daran, daß die Bodenplatte glatt oder auch gerillt ist und keine Stollen aufweist; es muß daher zu ihrer Verwendung normale Bodenbeschaffenheit vorausgesetzt werden. Daraus ist zu schließen, daß diese Art der Hipposandalen zum Schutz des Hufes bei verschiedenen Krankheiten und beim Lahmen des Tieres verwendet wurde - also ein tierärztliches Gerät. Der Typus III schließlich stellt eine Weiterentwicklung des Typus II dar und ist daher auch als tierärztliches Gerät anzusprechen. Im Goiserer Gemeindegebiet sind bis jetzt fünf Hipposandalen gefunden bzw. bekannt geworden: 1. im Steinbruch Anzenau (verschollen), 2. im Garten der Salzer-Villa 1899 (ebenfalls verschollen), 3. beim Bau des „Evangelischen Waisenhauses" wurde 1906 auch eine Hipposandale gefunden, welche sich derzeit im Heimatmuseum befindet, 4. im Spätherbst 1968 in Stambach 6 das Bruchstück der oben beschriebenen Hipposandale, das sich nun ebenfalls im Heimatmuseum befindet, 5. wurde schließlich um die Jahrhundertwende eine inzwischen aber wieder verschollene Hipposandale in der Nähe des Arikogels gefunden. ^ Siehe Fr. Deringer, Hipposandalen. Beiträge zur Kulturgeschichte von Lauriacum Nr. 3. In; Oberöster reichische Heimatblätter, 15. Jg. (1961), 23 ff.

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