OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Die beiden Wolfgangheiligtümer in der Gemeinde Eidenberg Wladimir Obergottsberger Hat man, von der Gang kommend, die Staubgasse erreicht, zweigt nach Osten (Richtung Kirchschlag) ein Fahrweg ab, der 50 m nach dem Anwesen der Besitzer Michael und Fran ziska Pointner in den Wilheringer Wald führt. In diesem Wald, der in der Katastralgemeinde Eidenberg, Mappenblatt 1, mit Parzellennummer 1079 aufscheint und in der Landtafel LT 326 als Besitz des Zisterzienserstiftes Wilhering eingetragen ist, befinden sich zwei Schalen steine, die die Volkslegende mit der Person des heiligen Wolfgang in Verbindung bringt, der hier auf seiner Wanderung durch das Mühlviertel gerastet haben soll. Es sind dies der sogenannte „Kopfwehstein" und die „Wolfgangkapelle". Der „Kopfwehstein" liegt, in einer Höhe von 784m über Adria, nur 55 m vom Wald rand entfernt und 8 m rechts neben dem Fahrweg, kurz vor dem Waldweg, der dort in Richtung Süden bzw. rechts abzweigt und zur Schönanger-Kapelle führt. Von der Straßenseite sieht der Kopfwehstein wie ein Findling aus, der nach Osten steil (37 cm), nach Westen aber flach abfallt, wo sich auch die Steinschale befindet (Abbildung 1). Seine Längsachse hat die Richtung NNO gegen SSW. Seine Länge beträgt 1,00 m, seine Breite 0,7 m. Die Seiten ansicht vom Westen (Abbildung 2) zeigt die kreisrunde Schale, die dem Stein den Namen gab. Sie hat einen Durchmesser von 25 cm und ist zirka 15 cm tief. Der untere Rand liegt 12 cm über dem Erdboden. Der Schnitt A-B zeigt die maßstabgerechte Form des Schalen steines. Die daruntergezeichnete Höhen- und Entfernungsskala gibt durch Addieren bzw. Subtrahieren der Zahlenwerte Auskunft über Höhen- und Entfernungsverhältnisse. Zur Volksüberlieferung, die sich mit diesem Felsblock verbindet, teilen uns die Herren Direktor i. R. Dipl.-Ing Ernst Pietz und Senatsrat Dr. Karl Demelbauer mit, daß sich der Legende nach der Heilige Wolfgang einst, von langer Wanderung ermüdet, vor diesem Stein der Länge nach auf dem Boden ausgestreckt habe, wobei sein Haupt den nach seiner spä teren Heilswirkung so benannten „Kopfwehstein" berührte. Als er sich wieder erhob, wies der Felsblock die heute noch sichtbare Delle auf. Bei heftigen Kopfschmerzen sucht noch heute mancher der so Geplagten den „Kopf wehstein" auf, legt sich, wie seinerzeit der große Heilige, auf den Boden und hält das Haupt in die fast senkrechte, bodennahe Schale. Schon nach kurzer Zeit soll sich eine Linderung des Leidens beobachten lassen. Nur 52 m nach Osten von diesem „Kopfwehstein" entfernt steht linker Hand, 4 m unterhalb des Fahrweges, auf Adriahöhe 780.56, das 2. Wolfgangheiligtum, die auf einem (heute nahezu vollständig umwachsenen) steilen Felsen sich erhebende St.-WolfgangKapelle (siehe Abb. 3, 4). Das in nordsüdlicher Richtung erbaute Gebäude besitzt im Norden einen gemauerten Teil, der an der Stirnseite 2,02 m, in Längsrichtung 2,27 m mißt. Dieser steht auf einem Felsen und umschließt mit seinem Mauerwerk dessen Kuppe, in der sich 2 Steinschalen befinden. Durch ein kleines Putzenscheibenfenster (32 x37 cm) dringt vom Westen gebrochenes Licht in den kleinen Kapellenraum, der im Mittel eine lichte Weite von 150 X 182 cm hat. Im Norden hat er eine Höhe von 97 cm, im Süden 1,16 cm. Eine Bretterdecke schließt den Raum der Höhe nach ab. Durch ein Bogenfenster mit einem zarten Eisengitter kann der Gläubige die Steinschalen und die dahinter aufgestellte Marien statue sowie Jesus- und Marienbilder betrachten und verehren (Abb. 5). Obwohl diese

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