OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Diese Wege müssen aber viel älter sein, da zur Römerzeit sowohl das Martinsfeld als auch die Hofgasse und der Tummelplatz verbaut waren^. Weiters mußte auch zu dem in Rede stehenden Turmhügel eine gute Verbindung mit dem Gelände der Pfalz bestanden haben. Ob aber für diese Verbindung eine Brücke erforderlich war, ist doch fraglich. Es ist ja so gewesen, daß der Kehlgraben, der die karolingische Pfalz gegen Osten sicherte, beim Turmhügel bereits früher endete, so daß eine geländemäßige Begehung des bewachenden Turmhügels direkt von der Pfalz ermöglicht war. Schließlich kommt man ja auch heute noch ohne Brücke vom Schloß zum Martinsfeld. Der Bau der „Römerstraße" soll erst 1774 erfolgt sein®. Aber im Plan der Stadt Linz von Matthäus Merian vom Jahre 1649 ist zumindest ein gut angelegter Karrenweg, von der Promenade auf den Römerberg führend, eingezeichnet'. Mithin hatte der Turmhügel wirkliche Bewachungsaufgaben, weil man von ihm aus den ganzen Südhang, das östliche Vorfeld und den größten Teil der Stadt einsehen konnte. Da er als eine Art Bergfried dem Pfalzgelände vorgelagert war, mußte er natürlich mit Palisaden und einem gedeckten Bau (Wachstube) verteidigungsfähig ausgestattet sein. Der karolingische Turmhügel wird seine erste Veränderung bei der Erbauung des Linzer Schlosses vermutlich um 1450 erfahren haben und seine zweite im Jahre 1476, als Kaiser Friedrich III. wegen wiederholter Überfallsversuche der Lichtensteiner das Schloß befestigen ließ und der Turmhügel das Vorwerk des Friedrichsbaues wurde®. Äußerst bewährt hat sich dieses Vorwerk während der neunwöchigen Belagerung durch die Bauern im Jahre 1626. Der Schwerpunkt der Verteidigungsstellung war der „Trutzbauer", welchen Namen er damals erhielt®. Die letzte bauliche Veränderung hat der Trutzbauer beim Ausbau der Römerstraße 1774 erfahren. Im Jahre 1955 erhielt das Torwerk des Trutzbauern das schon lange fehlende Dach'". Seinen ersten großen Freudentag dürfte der Trutzbauer als Vorwerk der karolingischen Pfalz schon 796 erlebt haben, als er den siegreich vom Awarenfeldzug 791-796 heimkeh renden Kaiser Karl d. Gr. mit seiner Gemahlin Fastrada, seinem Schwager, dem Grafen Gerold, und dem Salzburger Bischof Arn mit Gefolge und Troß unter seinem beherrschenden Schutz in die Pfalz einziehen und den Weg durch die Triumphpforte nehmen sah". Während der Abwesenheit des Kaisers während des Awarenfeldzuges im Osten hatte nämlich, wie K. Ginhart überzeugend ausführt, der Bischof Waltrich von Passau, dem Karl d. Gr. die Verwaltung und Nutznießung der Burg und ihrer Kapelle St. Martin über tragen hatte, eine Art von Triumphpforte erbauen lassen, da er vom siegreichen Ausgang des Feldzuges überzeugt war und dem Kaiser, dessen Wünsche er vom Triumphzug durch die Lorscher Torhalle im Jahre 774 her persönlich kannte, eine Freude bereiten und ihn in besonderer Weise ehren wollte. Diese Triumphpforte ist heute noch in situ erhalten und ist die bisher rätselhaft gebliebene Pfeilerbogenhalle, in die um das Jahr 1070 die Nischen kirche, heutige Martinskirche, eingebaut wurde'®. Das Verdienst K. Hetzers, nämlich die Erkenntnis, daß zum Schema der karolingischen Großburg der beherrschende Turmhügel gehört, ist durch vorliegende Abhandlung in keiner Weise geschmälert, da es sich hier nur um die Situierung des Hügels handelt. In nachste hender Skizze wird der Versuch unternommen, die geänderte Situation ersichtlich zu machen. ® Paul Karnitsch, Die Linzer .'Altstadt in römischer und vorgeschichtlicher Zeit, 1962, 17-46. ' Constantini, a. a. O., 7. ' Alt-Linz, 39. ® Constantini, a. a. O., 25. ® Constantini, a. a. O., 61. Constantini, a. a. O., 93. " Karl Ginhart, Die frühmittelalterliche Martinskirche auf dem Römerberg in Linz, 1968, 22. '® Ginhart, a. a. O., 47-49.

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