OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 3/4

Der Trutzbauer" im Wandel der Zeit Ernst Fietz Unter dem Titel „Der karolingische Königshof zu Linz" hat Kurt Hetzer in den „Oberösterreichischen Heimatblättern", Heft 2/3, 1955, dargelegt, daß der Zugang zur karolingischen Pfalz am Martinsfeld über eine Grabenbrücke an der Ostseite führte und durch einen Turmhügel an der Nordostecke der Pfalz gesichert war. Die Krone des Hügels war durch einen Ring von Palisaden geschützt und trug Baumwuchs, wie aus dem Kupfer stich von Georg Hufnagel nach einer Zeichnung von Lukas van Valckenborgh deutlich zu ersehen isP^. Die Stelle dieses von Hetzer vermuteten Turmhügels habe ich vielfach begangen und mußte feststellen, daß sich an dieser Stelle wahrscheinlich niemals ein „Hügel" befunden hat. Nach dem erwähnten Stich müßte es ein mächtiger Hügel gewesen sein, mit einem Kronendurchmesser von zirka 50 m und wegen des hohen Baumbestandes von nicht gerin gem Alter. Ein Abtragen dieses Hügels hätte sich stark ausgleichend auf die Umgebung des Standortes auswirken müssen, was aber nicht der Fall war. Deshalb jedoch ist die Zeich nung von Lukas van Valckenborgh keineswegs falsch; sie zeigt zu deutlich den Hügel mit Palisaden und großen Bäumen, aber dieser Hügel stand nicht an der Nordoststrecke und westlich des Kehlgrabens, also innerhalb des Pfalzgeländes, sondern vielmehr an der süd lichen Ostecke der Pfalz, und zwar südlich des Kehlgrabens, war also dem Gelände der Pfalz vorgelagert. Er besteht heute noch, und zwar in der stark abgeänderten Form des „Trutzbauern" beim Linzer Schloß. Dieser Hügel hatte zur Zeit der karolingischen Pfalz bestimmt die Aufgabe der Bewachung und des Schutzes des östlichen Zuganges zur Pfalz und hat diese Aufgabe nach der Erbauung des Schlosses für den nunmehr westlichen Eingang beibehalten. Ein Turmhügel an der Nordostecke der Pfalz, wie ihn Hetzer in seiner Abb. 3 im Grund riß der Curia situiertc, hätte wenig Aufgaben gehabt: Die Nordseite der Pfalz am Rande des Steilabfalles gegen die Donau hatte keinen Zugang und war nicht gefährdet. Es mag vielleicht einen Fußpfad etwa im Verlauf der heutigen Wasserstiege gegeben haben, aber keinesfalls geeignet für Roß und Wagen. Auch ist die angenommene Lage der Holzbrücke nicht erwiesen. Hetzer hat mit der Annahme recht, daß die Ostfront der Pfalz die gefährdete Kehlseite war, aber der Zugang konnte nicht auf dem Hang, sondern nur auf dem Rücken des Vorfeldes erfolgen. In dem handgezeichneten Plan der Stadt Linz von Abraham Holz wurm vom Jahre 1629 ist eine Holzbrücke über den Kehlgraben in der Südostecke des Pfalzgeländes eingezeichnet. Allerdings enthält der Plan bereits das Schloß unter der Be Bezeichnung „K. H. SGHLOS LINZ"". Leider ist nichts Genaues über den Baubeginn des Linzer Schlosses bekannt. Das Jahr 1460 wird als Baujahr des Schloßmeierhofes und das Jahr 1484 als das des Geflügelhofes genannt. Der Geflügelhof mag aber schon viel früher bestanden haben und vielleicht schon die kaiserliche Pfalz beliefert haben, da er im Pfalzbereich lag®. Die erwähnte Holzbrücke könnte aus der Zeit der karolingischen Pfalz stammen, obwohl erst 1391 als Zugang zur Pfalz zwei Wege genannt wurden, von denen der eine seinen Aus gangspunkt vom Hofberg und der Hofgasse und der andere vom Tummelplatz nahm*. * Alt-Linz, Geschichte der Stadt in Ansichten, herausgegeben von Dr. A. Zöhrer, Linz 1942, 33. ® Wie Anm. 1, 38 ® Otto Constantini, Das Linzer Schloß, Linz 1959/33. * Wie Anm. 2, 7.

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