instrumentalen Pastoralmusik soll hier allerdings nicht die Rede sein; auf sie würde die obige Behauptung auch nicht zutreffen^. Es mag Zufall sein oder nicht, jedenfalls ist aus Oberösterreich — soweit wir die Quellen lage momentan überblicken können — die größte Anzahl von solcher Pastoralmusik für Singstimmen und Instrumentalbegleitung überliefert®. Der Text berichtet immer in der örtlichen Mundart von den durch die Engel überraschten Hirten, die sich gegenseitig aneifern, ja recht rasch zur Krippe in den Stall von Bethlehem zu eilen, dem Gottessohn möglichst würdige Geschenke mitzubringen und sich auch geziemend aufzuführen. Voll Freude besingen sie dieses Geschehen; im Stall angekommen, wollen sie aber das Kind durch ein Wiegenlied erfreuen. Wenn sie dabei auch oft ihre Bitten und Sorgen vorbringen, so ist darin auch schon das Bittgebet der gesamten Bevölkerung aufgenommen. Selten wird diese Textvorlage in ihrer Gesamtheit vertont, meist finden wir nur einzelne Szenen daraus aus gewählt. In keinem einzigen Fall ist mir ein Verfasser eines solchen Textes bisher bekannt geworden. Anders ist es bei den Komponisten. Die Erfahrung hat gezeigt, daß sich eine Beschäftigung mit ihnen lohnt - auch wenn hinter ihren Namen keine großen, in die Musik geschichte eingegangenen Persönlichkeiten stehen. Drei solche Kompositionen sollen hier kurz vorgestellt werden: als Anregung, diese prachtvolle Musik für die gegenwärtige Musikpflege wiederzugewinnen. Sie sind auf einer Plattenaufnahme zu hören, die auf Anregung der Katholischen Männerbewegung Wiens produziert wurde, deren Reinerlös Projekten der Entwicklungshilfe zufließt und die im Vertrieb der Amadeo (AVRS 21586) erschienen ist®. Am leichtesten wird sich jeder Interessierte mit Franz Seraph Aumanns (1728-1797) Chorus pastoralis „Ihr Hirten, kommt herbei!" beschäftigen können, da davon seit kurzem eine moderne Edition vorliegt'. Aumann war in Niederösterreich, in Traismauer, geboren worden, war Student des Wiener Jesuitengymnasiums imd trat 1753 in das Chorherren stift St. Florian ein. 1754 legte er dort die Ordensgelübde ab, und schon vom Jahre 1754 an bis zu seinem Tod am 30. März 1797 hatte er das Amt des Regens-Ghori inne. Nach Ab schluß der Theologiestudien feierte er am 30. Jänner 1757 seine Prumz. Mit den Brüdern Joseph und Michael Haydn und Johann G. Albrechtsberger war er eng befreundet. Weit über seinen Wirkungskreis hinaus hat sich Aumann verdient gemacht, als er 1770 in verant wortlicher Position an der Berufung Franz Xaver Chrismanns (1726—1795) für den Bau der großen Stiftsorgel beteiligt war. Den größten Teil in seinem ungedruckt gebliebenen, aber handschriftlich sehr weit verbreiteten Schaffen machen geistliche Kompositionen aus. Kl. BA 787); Michael Haydn (1737-1806), Lauft, ihr Hirten, allzugleich, hg. von Rudolf Ewerhart, ArnoVolk-Verlag Köln; aus dem böhmischen Raum publizierte Jifi Berkovec ein Pastorella von Tomää Norbert Koutnik (1698-1775), eine Pastorella iucunda von Jifi Ignäc Linek (1725—1791) und eine Pastorella von Jan Michalicka (19. Jahrhundert), alle drei im Band 23 der Reihe Musica antiqua Bohemica, Editio SHV Artia, Prag 1965. * Gregor Joseph Werner, Hirtenmusik, Pastorella in G, Pastorella in D, alle drei ediert von Ernst F. Schmid, Bärenreiter-Verlag Kassel und Basel (BA 829, 953, 1557); Michael Haydn, Pastorella, hg. von Georg Schüneniann. Ed. Peters, Nr. 4502, um nur einige Pendants zu den oben genannten Vokalwerken zu erwähnen. ' Die Sonnleithner-Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien besitzt aus Oberösterreich etwa 15 instrumental begleitete Vokal-Pastorale, aus Niederösterreich und der Steiermark aber nur vier. (Vgl. Walter Deutsch-Gerlinde Hofer, Die Volksmusiksammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (SonnleithnerSammlung), 1. Teil, Wien 1969. ® Ausfuhrende: Gundi Klebel (Sopran), Elisabeth Kinsky (Alt), Heinz Holecek (Bariton), Robert Freund (Horn), Hans Smejkal (Orgel), Chor und Orchester der Piaristenkirche Maria Treu, Leitung: Gerhard Kramer. ' Partitur mit Klavierauszug, Chor- und Instrumentalstimmen hg. von Otto Biba, Harmonia Uitgave, Hilversum 1970 (Ed. Nr. H. U. 2311).
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