(PL 146, 299-338) und ,De cursu spirituali' (PL 146, 139-242) bezeugt und verwendet wird. - Daß aus den Wirren der Ungarneinfalle des 10. Jahrhunderts, die auch früheres Material zerstörten oder verlorengehen ließen, keine Psalterien erhalten sind, ist nicht verwunderlich. Wegen der Seltenheit eines Psalterienfragmentes aus dem ,österreich ischen' Raum des lO./ll. Jh. sei auch ein in Kärnten gefundenes Fragment eines früh mittelalterlichen Psalters erwähnt mit Bruchstücken aus Ps 64, 10; 65,2-3. 8-11. 17-18. 19b. 20; 84, 13-14; 85, 8-10; 90, 6-8. 15-16, die, wie ich mich überzeugt habe, eindeutig den Gallicanumtext bezeugen. Die Fragmente dieses Psalters, der nach dem Ende der Karolingerzeit im 10. Jahrhundert in Österreich entstanden ist (nach B. Bischoff), aber nicht näher lokalisiert werden kann, sind ein weiteres Zeugnis für die Verbreitung des Gallicanums, und zwar, wie wohl anzunehmen ist, auf Grund der Bibeltextreform unter Alkuin"^'. d) Erst mit Beginn des 12. Jahrhunderts mehren sich die Zeugnisse für den Psalmentext in den oberösterreichischen Benediktinerklöstern. Die vorhandenen Hss. zeigen, daß der Übergang zum Gallicanum damals bereits vollzogen war und bestätigen unsere bisherigen Schlüsse. So gehört der Text der Fragmente III/121-125. 127 der Stiftsbibliothek Krems münster, von denen III/121-124 aus der 1. Hälfte des 12. Jh. stammen, deutlich der alkui nischen und nachalkuinischen Textgruppe an. Dasselbe Bild ergibt das Rituale Lambacense (Cod. LXXIII a) des 12. Jh. aus dem 1056 gegründeten Stift Lambach sowie Texte auf dem vorderen Deckblatt der Hs. 219 der Studienbibliothek Linz aus Garsten (12. Jh.). Für das 13. Jh. bezeugen die versio gallicana das Psalterium Cml Gill und der Libellus precum Cml CLVI, beide aus Lambach vom Anfang des 13. Jh., sowie der Codex Vindobonensis 1869 aus Mondsee, der ebenfalls ein vollständiges Psalterium mit der vulgären Textform der Codices alcuiniani et postalcuiniani enthält. e) Um so bemerkenswerter ist es, daß sich in Lambach und Garsten um die Wende vom 12. zum 13. Jh. auch noch fragmentarisch typische Lesarten des Ps. Romanum finden, die sonst, Italien und England ausgenommen, in dieser Periode bereits eine Selten heit sind^®. Für das 10. Jh. ist z. B. der Gebrauch des Ps. Romanum in Echternach noch bezeugt, da zu dieser Zeit zum romanischen Echternacher (Stuttgarter) Psalter (S) die altlateinischen Cantica nachgetragen wurden, das Psalterium also noch in Gebrauch war. Für Fulda bezeugt dasselbe eine Eintragung aus dem 11. Jh. in ein Ps. Romanum aus dem 9. Jh. (Ms. Bart 32, Frankfurt)^®. In Lambach flössen dem Verfasser der Vita Adalberonis um 1300 bei seinen Psalmenzitaten noch einige charakteristische Varianten des Ps. Romanum in die Feder, so in K. 4 die Lesart i u s t e (Gallicanum; recta) zu Ps. 57,2; iacta in Deum cogitatum tuum (Ga: super Dominum c u r a m tuam) zu Ps. 54,23 in K. 5.7 und 12 des Buches der Wunderheilungen®". In Garsten verwendet der conscriptor der Vita Bertholdi aus der 2. Hälfte des 12. Jh. in K. HI zu Ps. 33,10 ebenfalls die Lesart des Ps. Romanum: ,Ni(c)hil deest timentibus eum' (Ga: non est inopia timentibus eum)®"^. Auch in der Garstener Hs. Nr. 354 der Studienbibliothek Linz, die auf den Deckblättern Psalterienfragmente des 12. Jh. enthält, findet sich eine typische Romanumvariante zu Ps. 29,4: abstraxisti ab inferis animam meam (Ga: eduxisti). Die Frage, ob diese Spuren " H. Mailoth, Fragmente eines frühmittelalterlichen Psalters, Carinthia, I, 147 (1957), 227-242, bietet auf S. 228-230 den Text der 4 Streifen, befaßt sich aber nur mit der Paläographie. A. Allgeier, Die Überlieferung der lateinischen Psalmenübersetzungen, Freiburg 1931, 5. H. Schneider, Die altlateinischen biblischen Cantica, Texte und Arbeiten, 29/30, Beuren 1938, 54, 58. Zitiert nach der Ausgabe von Irene Schmale Ott, Vita sancti Adalberonis, Würzburg 1954. J. Lenzenweger, Berthold, Abt von Garsten, Forschungen z. Geschichte Oberösterreichs, Bd. 5, Graz-Köln 1958, 178/179.
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