OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

und auch die ganze Nacht hindurch mit denen Putschen in dem Wirtshaus bey den Maurer in Windhaag getrunkhen" habe. Da es damals im ganzen Ort keinen Wirt namens Maurer gab, kann es sich nur um das Wirtshaus des Maurermeisters gehandelt haben". Daneben führte Mittermüller, mit Hilfe mehrerer Dienstleute natürlich, auch die Land wirtschaft des neuerworbenen Anwesens weiter. Wie es damit stand, geht aus den Angaben des 1750 angelegten Theresianischen Gültbuchs hervor, die allerdings, wie es ja immer bei Vermögenseinbekenntnissen gegenüber der Steuerbehörde gehalten wird, ziemlich unter trieben sind". Zumindest für den Viehstand ergibt dies ein Vergleich mit den Angaben in der Verlassenschaftsinventur nach dem Tode Mittermüllers vier Jahre später. Als jährliche Nutzung vom Gewerbe - Mittermüller erscheint hier nur als „Maurer Maister" - ist ein Betrag von 30 bis 35 Gulden angegeben. Einem Durchschnittsanbau von zweieinhalb Metzen Korn, vier Maßein Gerste, dreieinhalb Metzen Hafer und vier Maßein Leinsamen entsprach in mittleren Jahren eine Ernte von zehn Metzen Korn, zwei Metzen Gerste, zwölf Metzen Hafer und sechseinhalb Pfund Flachs. Von einem Tagwerk Wiesen brachte man angeblich jährlich nur je zwei Fuhren Heu und Grummet ein, so daß zimi Unterhalt des Viehs, das aus einem Pferd, zwei Ochsen, einer Kuh und einem Schwein bestand, noch Futter dazugekauft werden mußte. Für sein Anwesen mit den dazugehörigen Gründen hatte Mittermüller der Herrschaft Reichenau jährlich folgende Abgaben zu leisten; zehneinhalb Kreuzer Dienst, einen Gulden drei dreiviertel Kreuzer Landsteuer, eineinhalb Gulden Robotgeld, zwölf Kreuzer Ablöse für ein Pfund Flachs und zwei Kreuzer Kühgeld; der Herrschaft Freistadt für eine Überländwiese einen Gulden 25 Kreuzer Dienst und dem Staat eineinhalb Gulden Rüstgeld, eine Art Kriegssteuer, die durch die Herrschaft Reichenau, u. zw. damals in sechsfacher Höhe, eingehoben wurde. Von dem Zehent waren zwei Drittel der Herrschaft Reichenau, zwei Neuntel dem Stift St. Florian, dem die Pfarre gehörte, und ein Neuntel dem Pfarrer von Grünbach zu reichen. Außerdem gebührten dem Pfarrer von Windhaag noch viereinviertel Kreuzer Opfergeld und 48 Kreuzer „neuer Geldzutrag^^". Da Mittermüller sein kleines Krämerhaus behielt, verzeichnet ihn das Theresianische Gültbuch noch ein zweitesmal, u. zw. als „Kramer und Klainheusler — frequentiert keine Jahrmärckht". Für dieses Haus, als dessen Nutzung vier Gulden jährlich angegeben sind, und ein Fleidlgrundstück, eine Tagwerk große Wiese, die eine Fuhr Heu im Jahr ein brachte, war jährlich ein Gulden Dienst zu zahlen^^. Für diejenige Unternehmung Mittermüllers aber, die im Laufe der Zeit alle anderen an Umfang und Ertrag übertreffen sollte, mangelt es an unmittelbaren Aufzeichnungen. Das Steuersystem seiner Zeit, eigentlich nur auf Grundbesitz begründet, kannte weder Einkommennoch Umsatzsteuer im heutigen Sinn und nahm daher von seinen Großhandelsgeschäften mit Garn und Zwirn und Landesprodukten aller Art keine Notiz. Das Theresianische Gült buch bezeichnet ihn im Gegensatz zu manchen seiner Mitbürger nicht als „Zwirndler^®". Gelddienst, Landsteuer und Robotgeld zusammengerechnet, steht er nach den Besitzern der Markthäuser Nr. 8, 36, 17, 33, 1 und 6 erst an siebenter Stelle. Das ihm vorgeschriebene " OÖLA. HA. Freistadt, Sch. 249. OÖLA. Theresianisches Gültbuch, Ma 364, Markt Windhaag Nr. 6. Die zu niedrigen Angaben gehen nicht auf Mittermüller, sondern auf die Herrschaft Reichenau zurück, die auf diese Weise geringere Besteuerung zu erreichen trachtete. PfA. Windhaag b. Fr., Bd. 1 (Pfarrerrichtungs-Receß), S. 68. OÖLA. Theresianisches Gültbuch, Ma 365, Markt Windhaag Nr. 21h. U. zw. die Besitzer der Häuser Nr. 17 (Leopold Mader), 21 (Georg Gensegger), 24 (Melchior Dreiling), 33 (Franz Jobst) und 36 (Carl Jobst).

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