OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

sehen Museumsschäcze bedeutet, erschöpfend zu ent ledigen vermag, so muß doch schon der Versuch, die Museen dieses Landes lexikonartig zu erfassen, gleich gültig, welchen Sammlungsthemen sie sich widmen, dankbar zur Kenntnis genommen werden. Man er fährt aus dem Handbuch nicht nur, welche Museen es selbst in kleinen und kleinsten Orten gibt, sondern auch ihre Öffnungszeiten, ihre Geschichte und (in halbwegs objektiver Schau) was sie an bemerkens wertestem Sammelgut bergen. Das durch ein aus führliches Sach- und Personenregister aufgeschlüs selte Handbuch läßt sich daher neben dem „Dehio" und dem für jeden Volks- und Kulturforscher nach wie vor unentbehrlichen „Gugitz" (G. Gugitz, Öster reichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. 5 Bde., Wien 1955 ff.) bestens verwenden. E. B. Josef Reitinger, Oberösterreich in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. OO. Landesveriag Linz 1969. Gedruckt mit Unterstützung des Österreichischen Forschungsrates. 433 Seiten, 342 Abbildungen im Text, davon 7 Farbbilder. Der vorliegende Band ist der erste eines zwei bändigen Werkes des Autors „Ur- und Frühgeschichte öberösterreichs", dessen zweiter ,,Die ur- und früh geschichtlichen Funde öberösterreichs" bereits 1968 erschienen ist und, was seinen römerzeitlichen Teil betrifft, von mir, in: öberösterreichische Heimat blätter 22, 1968, S. 64 f., besprochen wurde. Auch beim vorliegenden Band steht nur die „Römerzeit" (S. 239-310, schon berührt S. 233-235, noch einmal erwähnt S. 406 f.) zur Behandlung. Wir stellen in einzelnen Proben fest: S. 233 f.: Der gallo-römische Umgangstempel auf dem Georgenberg bei Micheldorf im Kremstal war sicher nicht „der norischen Hauptgottheit Noreia gewidmet", sondern einem Mars Teutates, einem kel tischen Vatergott, der von den Römern auf Grund einiger wesensverwandter Züge mit ihrem Mars gegli chen wurde; die einschlägige Literatur ist dem Autor unbekannt, die Zitate Anm. 267 haben nicht den geringsten Bezug auf den Georgenberg. S. 238: „Als sie (die Römer, Ergänzung von mir) im Jahre 488 n. Chr. das Land räumen mußten, zog mit den Legionen (Sperrung von mir) nur das romanische Bevölkerungselement ab." Zu dieser Zeit gab es in der Provinz Ufernorikum keine Legionen mehr, die „abziehen" konnten. S. 239, Anm. 277: Den Teurnia-Führer von R. Egger gibt es bereits in der 5. Auflage, die 2. ist zitiert. S. 252: „Das rechteckige (Legions-) Lagerareal (Ergänzung von mir) wurde von zwei sich kreuzenden Hauptstraßen... in vier Quadranten zerlegt, in denen die Kasernen . . . der vier (Sperrung von mir) Kohorten . . . lagen." Die Legion hat aber 10 (in Worten: zehn!) Kohorten ä 3 Manipel ä 2 Zenturien! Außerdem ist die Terminologie „Practorium", „Quaestorium", wie sie der Autor gebraucht, längst veraltet. S. 253 f.: Da ist davon die Rede, daß övilavaWels „in den ranghöheren Status einer Kolonie stadt („Großstadt") erhoben wurde (Colonia Aureliana .Antoniniana Övilava)." (Sperrungen von mir.) Aber „Colonia" kann nur mit Kolonie und niemals mit „Koloniestadt" oder „Großstadt" über setzt werden, außerdem heißt es nicht „Aureliana", sondern Aurelia. S. 254: Die Zivilstadt Lauriacum entwickelte sich nicht aus einem Lagerdorf, sondern wurde mit der Errichtung des Legionslagers bereits planmäßig als Großraumsiedlimg angelegt. S. 256, Inschrift zu Abb. 210: Der Alenpräfekt auf dem Linzer Geniusaltar heißt Caius Domitius Montanus Septimius Annius (oder Septanius) Romanus und nicht „Septimus Antonius". S. 256: Die bisher bekanntgewordenen Truppen der Garnison Lentia-Linz werden so gebracht, als hätten sie nebeneinander im Steinkastell des 2. Jahrhunderts n. Chr. existiert. In Wirklichkeit gehört die ala I Thracum victrix noch dem Erdkastell des 1. Jahrhunderts n. Chr. an, die ala I Pannoniorum Tampiana victrix der Zeit um 200 n. Chr., während Teile der legio II Italica und die equites sagittarii erst um 400 aufscheinen; „Numerus" ist in diesem Fall keine Truppengattung, sondern ein militärisches Ar beitskommando zur Ziegelherstellung. S. 258: In Schlögen saßen keine „Liburnaria" (soll heißen: Libumarier), sondern in loviacum, das nicht Schlögen ist; als mit Booten ausgerüstete Le gionsinfanterie gehörten die Libumarier nicht zur „Donauflotille". Im spätantiken Legionslager Lau riacum wurden nicht „Schilder", sondern Schilde hergestellt. Das römische Donaukastell Schlögen wurde nicht erst „am Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr." errichtet, sondern spätestens in den siebziger Jahren des 2. Jahrhunderts. S. 258, Anm. 329: Nach „1952," fehlt „Beiblatt,". S. 259: Der Bau der Limesstraße wurde nicht erst „unter Caracalla... in Angrifi' genommen". S. 260 f.: Für die Behandlung der Geschicke Lauriacums wäre dem .Autor die Kenntnis zweier Arbeiten von H. Vetters von Nutzen gewesen: Lau riacum und seine Grabungsgeschichte (Festschrift Enns-Lorch-Lauriacum 1962, S. 90 ff.); Die Straten der Zivilstadt Lauriacum (Forschungen in Lauriacum 9, 1965, S. 12 ff.). S. 260: Konstantin I. regiert nicht „325 bis 337", sondern 306-337; falls jedoch mit den Daten die Zeit seiner Alleinregierung gemeint sein sollte, so beginnt diese schon 324. S. 260, Anm. 339: Falsches Zitat. S. 261, Anm. 341, 1. Zeile: Falsches Zitat. S. 261: Warum soll das kolossale bronzene Reiter standbild eines römischen Kaisers aus Wels ausge rechnet von den Hunnen zerstört und in die Traun geworfen worden sein? Wir wissen darüber nichts. S. 263, Anm. 344, zweites Zitat: Nicht „1968", sondern 1958. S. 263: Hier wird loviacum eher mit Eferding geglichen, während es auf S. 258 identisch mit Schlö gen ist. S. 264, Anm. 349: Fehlt Bandzahl (1). S. 265: Nicht erst „seit Diocletian standen den Provinzialen die höchsten Ämter im Staate, sogar die römische Kaiserwürde offen". Schon Trajan (98-117 n. Chr.) war der erste Nichtitaliker (Spanier) auf dem Cäsarenthron. S. 266: Es heißt nicht „dux Provinciae (Sper rung von mir) primae . . .", sondern dux Pannoniae primae . . . S. 266: Lauriacum hat schon deshalb nicht „seine ehemalige militärische Führungsrolle in Norikum an Carnuntum abtreten müssen", weil Carnuntum nicht in Norikum, sondern in Pannonien liegt. S. 266: „Norikum gehörte zur Diözese Illyricum, die zur Präfektur Italia gehörte. Seine (Sperrung von mir) vorgesetzte Behörde war ein ,Ministerium' in Mailand". Wessen vorgesetzte Behörde?

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