Wolfif hat zwar in ununterbrochener mühevoller Feldforschung eine Unzahl von Sagen und noch mehr Sagentrümmern aus dem ladinischen Volksmund gesammelt, sie aber leider nicht im Wortlaut oder in entsprechender Übersetzung veröffentlicht, son dern sie dazu benützt, um aus ihnen in allerdings hinreißend schöner Darstellung eine Reihe von Urmythen (wie er sie sich vorstellte) der rätischen Alpenbevölkerung zu rekonstruieren. Eine gleich zeitig abgedruckte Abhandlung über „Mutter- und Vaterrecht" und die Bio- und Bibliographie des Autors, sowie die den einzelnen Sagenausgestaltungen nachgesetzten „Bemerkungen" und „Nachträge" lassen erkennen, welche unwiderbringlich große Chance dadurch verlorengegangen ist, daß dieser wissen schaftlich so gebildete Autor nicht auch die von ihm gesammelten Unterlagen publiziert und dadurch einen Einblick in die vielfach bereits ganz „zersagten" Formen der Volksüberlieferungen gegeben hat, aus denen man erst so richtig die außerordentliche Ge staltungskraft des Dichters hätte ersehen können, dem so eindrucksvolle Sagenvisionen wie der Komplex „Das Reich der Fanes" gelungen sind. Ein umfang reicher Sach-, Namens- und Ortsweiser schlüsselt das stattliche Werk in der Art einer wissenschaftlichen Ausgabe auf. E. B. Josef Brettenthaler und Matthias Laireiter, Das Salzburger Sagenbuch. Graphiken und Schutzumschlag von Richard Treuer. Verlag der Salzburger Druckerei Salzburg 1969.2. Aufl., 496 Seiten. Daß das „Salzburger Sagenbuch" bereits nach so kurzer Zeit eine 2. Auflage vorlegen kann (siehe unsere Besprechung in Oö. Heimatblätter, 21. Jg. [1967], H. 3/4, 119-121), bezeugt seine Qualität. Die exakte Wiedergabe der zahlreichen Sagen, die zum größten Teil durch eine umfassende Aktion der Salzburger Lehrerschaft gesammelt wurden, ist womöghch noch klarer und sachlicher geworden, die Anmerkungen sind frei von Vermutungen und be schränken sich meist auf eindeutige historische oder örtliche Angaben. Inhaltlich bedeutend erweitert ist das Werk durch den umfangreichen ortsnamenkund lichen Beitrag von Dr. K. Fiala und die Vermehrung der erstklassigen Abbildungen von R. Treuer, durch die der Künstler nicht etwa eine Sammlung von Illustrationen zu den beschriebenen Handlungen schuf, sondern ein bedeutsames Bildwerk zur tradi tionellen Baukunst, zum bäuerlichen Brauchtum (zu Maskenbrauchtum, Prangstangen, Samsonfigu ren) und zur Symbolik in profaner und religiöser Verwendung. Von jedem Bild vermerkt sein Urheber genaue Herkunft und Bedeutung des Objektes. Hervorzuheben ist der bemerkenswert genaue Quel lennachweis der einzelnen Sagen, die Literatur zusammenstellung und die Wiedergabe einer Karte mit Eintragung der im Text genannten Orte. E. B. Einen guten Anknüpfungspunkt der aus einer Dis sertation hervorgegangenen Arbeit bildet die noch immer recht beträchtliche Häufigkeit von einschlä gigen Martinsbräuchen im Burgenland, für die aber, wie meine „Belege zum Haltersegen in Oberöster reich" (Burgenl. Heimatbl. 1956, 32 ff. u. „Die brauchtümliche Begehung des Martinitages in Öster reich. Eine Materialdarbietung". Hess. Bl. f. Volks kunde 1965, 1 ff.) sowie L. Schmidts Materialsamm lung zu seinem Aufsatz „Martinisegen der burgenl. Hirten". Burgenl. Heimatbl. 1955, 11 ff. aufzeigen, auch im übrigen Österreich, in Süddeutschland und in der Schweiz Parallelen bestehen, so daß die Frage nach dem spez. südostalpenländischen Verbreitungs gebiet etwas problematisch ist. E. B. Christian Rubi, Liebstes Herz, ich bitte Dieb! Liebeszeicben und Verlobimgsbräucbe aus dem Bemerland. Bücbler Verlag, Bern 1969, 112 Seiten, 15 Abb. Kein streng wissenschaftliches, aber ein für die Symbolkunde durch die ausgezeichneten, meist far bigen Bildbeigaben von gemalten Liebes- tmd Freund schaftsbriefen (mit 6-, 8-Stern-, Kreis- und Herz sinnbildern) ebenso wie durch die im Text vorge legten Quellen zu „Mädchenbad und Brunnen werfen", „Ostereierverse", „Kiltgang", Verlobungs bräuchen usw. sehr wertvolles, glänzend geschriebenes Buch des bekannten Berner Forschers, dem die Volkskunde bereits zahlreiche Monographien zur Haus- und Gerätekunde des Bemerlandes verdankt. E. B. Walter Luger, Stifte in Oberösterreicb und in den angrenzenden Gebieten. Oberösterr. Landesverlag Linz 1969, 200 Seiten, 94 Abb. Immer wieder wird der Kunstfreund von den Zeugnissen der Schönheit der großen Bautraditionen in Oberösterreich angezogen, die sich zweifellos am besten in den geistlichen Besitzungen erhielten, wäh rend sie in den Städten (man denke nur an die Demo lierungen des gotischen Schiffmeisterhauses und der Wollzeugfabrik an der Donaulände in Linz!) bedauer licherweise der Reihe nach dem nur mühsam durch Hinweise auf unaufhaltsamen Verfall usw. getarnten Erneuerungswillen zum Opfer fallen. Man wird sich daher gern dem Handbuch des bekannten Historikers und Kunstwissenschaftlers Dr. W. Luger anvertrauen, das ausführlich die Geschichte und Baugeschichte jedes Stiftes behandelt und dabei auch die in den Stiften und Klöstern verwahrten musealen Bestände würdigt. Besonders verdienstvoll sind die Vorbemer kungen über „Was versteht man unter einem Stift" und die Charakterisierung und Geschichte der in Oberösterreich tmd den angrenzenden Gebieten residierenden Orden. E. B. Elfriede Grabner, Martinisegen und Martini gerte in Österreich. Ein Beitrag zur Hirten volkskunde des Südostalpenraumes. Wissenscbaftlicbe Arbeiten aus dem Burgenland, Heft 39, herausgegeben vom Burgenländiscben Lan desmuseum Eisenstadt. Eisenstadt 1968, 95 S. Hirtenvolkskunde und Herstellungen von Bezie hungen zu Südosteuropa sind jetzt modern geworden. Museen und Sammlungen in Österreich. Ein Scbroll-Handbucb. Verlag A. Scbroll, WienMünchen 1968, 365 Seiten. Ist auch nicht zu erwarten, daß ein einziger vom Verlag beauftragter Autor (W. Milan), selbst wenn er sich da und dort örtlicher Mitarbeiter bedient, einer derart umfangreichen Aufgabe, wie sie die Aufzäh lung und systematische Beschreibung der österreichi-
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