OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

Besitzer Johann Paul Wallner war es auf die letzte Stelle unter den fünf Brauern und aeht Leutgeben zurüekgefallen, die es damals in Windhaag gab. So mußte Wallner mit Kauf vertrag vom 5. Dezember 1735 das heruntergewirtschaftete Anwesen dem kapitalskräftigen Maurermeister um 780 Gulden überlassen, um 20 Gulden weniger, als es ihn selbst vor acht Jahren gekostet hatte. Als er am letzten September 1736 die zweite und letzte Rate dieser Summe quittierte, blieben ihm von dem Gesamtbetrag nach Befriedigung seiner zahlreichen Gläubiger nur 183 Gulden übrig^^. Die etwas abseitige Lage des neuerworbenen Hauses war für Mittermüller kein Nachteil. Durch sie beherrschte es, ähnlich seinem kleinen Krämerhaus, die Einzugsstraße vom Frei wald und wurde andererseits vor den großen Schadenfeuern bewahrt, die 1841 und 1872 die geschlossen verbauten Teile des Marktes verheerten. Der erneuerungsbedürftige Zustand des Anwesens aber war ihm Anlaß, es so umzubauen, wie er es für seine Zwecke benötigte. Die Brauerei mußte zu einem wirklich leistungs- und konkurrenzfähigen Betrieb umgestaltet werden, und außerdem war eine große, behagliche Gaststube und reichlich Raum für all das zu schaffen, womit Mittermüller zu handeln gedachte. Bauherr und Baumeister zugleich, machte er sich unverzüglich an die Arbeit. Da sie rasch vor sich gehen mußte und nicht allzu kostspielig werden durfte, wurden die etwa einen Meter dicken Außenmauern des Neubaus nicht aus massiven Granitblöcken errichtet, die man erst mühsam herbeischaffen hätte müssen, sondern man mauerte aus Granitsteinen je eine dünne Außen- und Innenwand auf und füllte dann den Zwischenraum mit dem Bauschutt von den abgerissenen Teilen des Anwesens. Das Wohn- und Wirtshaus - es besteht heute noch und trägt die Nummer 20 — hat Mittermüller von Grund auf neugebaut. Dies verraten in den rund 36 Quadratmeter großen Stuben zu ebener Erde und im ersten Stock zwei mächtige Rüstbäume, die neben volkstümlichen Ornamenten die Jahreszahl 1736 und die Buchstaben I M M zeigen^®. In der ebenerdig gelegenen Gaststube kommen dazu noch die Buchstaben M I I, die wohl auf die Zimmerleute Matthias und Johann Jahn vom Hause Windhaag 12 hinweisen. In dem etwa 95 Quadratmeter umfassenden Brauereitrakt, der sich im rechten Winkel nach Nordosten anschloß und infolge des dort aufsteigenden Geländes gegen hinten in der Erde lag, war eine vom Schwabenberg kommende Wasserader zu einer aufsteigenden Quelle gefaßt, so daß Küche und Brauerei stets über frisches Wasser verfügten. Mit dem wieder bis zur Straße reichenden Stall- und Scheunentrakt - dies alles wurde vor etwa 20 Jahren abgerissen - und dem Wohnhaus war so ein etwa 29 Meter breiter Dreiseit hof entstanden, dessen geräumigen Hofplatz eine Mauer mit breitem Tor vor der Bachstraße abschloß. Die Dungstätte lag, eigentlich ganz modern, außerhalb des Gehöfts neben dem Stall, wo sich der Boden weiter nach Osten absenkte"^'. Schon sechs Jahre nach dem Neubau war der Ausstoß von Mittermüllers Brauerei mit 372 Eimern jährlich auf die dritte Stelle unter den Brauern und der Ausschank mit 78 Eimern an die Spitze aller Wirte im Markt gestiegen, und so weit es sieh an der Hand der Brau- und „Täzraittungen" verfolgen läßt, hielt sich sein Bierausschank jahrelang an erster Stelle, während der Ausstoß noch an die zweite trat^®. Wie lebhaft es zuweilen in Mitter müllers Gaststube zugegangen sein muß, beweist die Aussage des Schulmeisters Durch einander, der in einem gütigen Verhör gestand, daß er „den 15. Jenner 1740 nachmittags " OÖLA. LGA. R 152, 140. Ing. Josef Messenböck erwähnt ihn in „Sinnbilder in Oberdonau" (Der Heimatgau 1, 116). " Plan des Hauses von 1838 in OÖLA. HA. Freistadt, Seh. 249. " OÖLA. MA.W. Sch. 3.

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