OÖ. Heimatblätter 1970, 24. Jahrgang, Heft 1/2

21. Februar 1707 mit der Brauerstochter Susanne Pils getraut wurde. Mit ihren 37 Jahren war die Braut zwar wesentlich älter als der Bräutigam, und das kleine Haus, in dem sie als jüngste Tochter und Erbin den mehr als 70jährigen Vater betreute, war nur eines jener Kleinhäuser ohne wesentlichen Grundbesitz, wie sie auf dem Gemeindeanger des Marktes Windhaag längs des Baches nach 1600 erbaut worden waren. Zu mehr hatte es der alte Simon Pils, der eigentlich von dem alten Brau- und Gasthaus stammte, das heute die Nr. 6 trägt, nicht mehr bringen können, nachdem ihm 1680 sein Brauwirtshaus am südlichen Eingang zum Markte (heute Nr. 36) niedergebrannt war. Doch eröffneten sich Mittermüller durch diese Heirat verwandtschaftliche Beziehungen zu den bedeutendsten Bürgerfamilien Windhaags - auf nicht weniger als zehn von den etwa 30 damaligen Bürgerhäusern, darunter den größten, hausten Brüder, Vettern, Schwäger oder Neffen seiner Frau^. Auch war die Heirat mit der Tochter eines Kleinhäuslers der wohlfeilste Weg, die bürgerlichen Rechte des damaligen Marktes zu erlangen. Die Marktrechnung von 1709 verrät dies mit den Worten: Joseph Mittermillner gibt Burgrecht alß ain Klainheyßler und nachdem Er aines Burgers Tochter geheyrath, nuer die Helffte mit 45 x®", also 45 Kreuzer statt drei Gulden, die ein zugewanderter Neubürger zahlen mußte, der ein großes Bürgerhaus gekauft hatte. Das auf 226 Gulden geschätzte Haus des Schwiegervaters®, für das samt einem „hereingezaunten Ängerl" dem Markt jährlich ein Gulden drei Kreuzer „Dienst", also Grundsteuer, zu reichen war, erhielt Mittermüller zum Teil wohl als Heiratsgut seiner Frau, zum TeU zahlte er es mit den 83 Gulden Erbschaft ab, die ihm am 15. Oktober 1710 ausbezahlt wurde'. Als guter Sohn nahm er seine alte Mutter zu sich. Bei ihrem Ableben wurde sie im November 1715 im Windhaager Totenbuch als die 66jährige „Anna Mittermillnerin" eingetragen, wohl, weil man sie dort nur unter diesem Namen kannte. Neun Jahre später, am 4. Dezember 1726, wurde seine Frau Susanne begraben, die sich als tüchtige und sparsame Wirtschafterin erwiesen und ihrem Gatten zwei Söhnlein geboren hatte. Am 24. Juni des nächsten Jahres führte Mittermüller abermals eine Windhaagerin zum Altar, die noch nicht ganz 17jährige Elisabeth Scherb, Tochter des eben verstorbenen Bierbrauers und Ackerbürgers Georg Seherb, dessen Haus heute Nr. 17 ist. Sie war eine entfernte Großnichte seiner ersten Frau, was angesichts der damals herrschenden Gewohnheit, stets innerhalb der eigenen sozialen Schicht zu heiraten, nicht wundern darf, und außerdem war sie eine ausgesprochen „gute Partie". Obwohl sie zehn Geschwister hatte, brachte sie eine väterliche Erbschaft von 600 Gulden in die Ehe mit, und nach dem Tode der Mutter erbte sie noch weitere 180 Gulden®. Der bedeutend größeren Mitgift, welche die zweite Frau mitbrachte, entsprach die gehobenere soziale Stellung der Zeugen bei der zweiten Trauung. Bei der ersten waren es der Taufpate des Bräutigams, ein Reichenthaler Bürger, und ein Onkel der Frau gewesen, bei der anderen Vertreter der zwei angesehensten und reichsten Bürgerfamilien Windhaags, der Mairspindter Müller Franz Puchmayr, Sohn des damals schon 72jährigen Marktrichters, und dessen späterer Nachfolger, der Braumeister Carl Jobst vom Hause Nr. 36, damals dem größten Anwesen des Ortes. Aus beiden Umständen läßt sich schließen, wie sehr in den da- * Diese waren der Bruder Georg Pils auf Nr. 15, der Schwager Tobias Pachner auf Nr. 33, die Vettern Zacha rias Pils auf Nr. 6 und 11, Georg Pils auf Nr. 20, Johann Puchmayr, damals Marktrichter, auf Nr. 1, Johann Jobst auf Nr. 36, Elias Gensegger auf Nr. 21 und Adam Gensegger auf Nr. 24 sowie der Neffe Georg Scherb auf Nr. 17. ® OÖLA. MA.W. Sch. 2 (Marktrechnungen 1709). ' Aus den in Anm. 5 und 22 zitierten Quellen erschlossen. ' OÖLA. LGA. W 45, 201. ® Nach der Höhe der später an ihre Geschwister ausbezahlten Erbteile (OÖLA. LGA. R 152, 147) erschlossen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2