kleinen herrschaftlichen Sitz zu schaffen, bestimmte sie einfach einen der alten freieigenen Bauernhöfe; das Anwesen Nr. 7 (heute Nr. 10 und 28) wurde zum ,Hochhaus' umgestaltet. Zur leichteren Überwachung der Straße Weitersfelden—Liebenstein—Niederösterreich wurde der Hof mit einem Anbau zur Straße versehen und ein eigener Eingang direkt auf die Straßen seite verlegt. Beim Anbau allein blieb es jedoch wahrscheinlich nicht, sondern es wurde auch ein turmartiger Aufbau geschaffen. Zwei kleine Fenster in Stockhöhe mögen dafür Zeugnis ablegen. Auch zwei Inhaber dieses Anwesens könnten diesen Schluß zulassen: Das Urbar von 1571, in dem zum ersten Male das Hochhaus genannt ist, führt als Inhaber des Anwesens einen Christoph Thurner^^ an, dessen Sohn Christian Thurner findet sich im Anschlag der Herrschaft von 1585/89.Diese beiden hatten sicherlich ihren Familiennamen aus ihrer Umgebung angenommen, wodurch sich die obige Annahme vielleicht erhärten ließe. Diese Inwohner des Hochhauses waren die Vertreter der Herrschaft und sorgten als herrschaft liche Jäger im Namen der Herrschaft für Recht und Ordnung. Der im Urbar von 1571 für das Hochhaus angeführte Grundbesitz von 8 Joch^® bestärkt die Vermutung, daß hier neben der Landwirtschaft ein Nebeneinkommen vorhanden ge wesen sein mußte, nämlich das eines Herrschaftsjägers als Aufsichtsorgan der Herrschaft. Ein Jägerlehrbrief im Heimathaus Freistadt bezeugt das tatsächliche Vorhandensein eines herrschaftlichen Jägers in Liebenstein. Das Josephinische Lagebuch von 1787 zeigt aber schon einen Grundzuwachs auf 41 Joch^', im Francisceischen Kataster war dann der Grundbesitz auf 76 angestiegen^', ebenso verhielt es sich mit dem Viehbestand. Waren es 1705^® noch 2 Ochsen, 2 Stiere und 2 Kühe, so stieg die Zahl im Jahre 1782 auf 6 Ochsen, 3 Kühe, 4 Kälber, 2 Ziegen und 1 Schwein^'. Auch der Hauswert von 96 fl im Jahre 1646'° stieg im Jahre 1782 auf 150 fl". Man hatte sich also gänzlich auf die Landwirtschaft verlegt, der Nebenberuf wurde nicht mehr ausgeübt. Die ursprüngliche Größe des alten Bauernhofes ist heute noch feststellbar. Das zweite, heute mit Hausnummer 28 selbständige, ehemalige Inleuthaus, wie es 1813 angeführt wird", zeigt heute noch die ursprüngliche Vorderfront des alten Hofes in gerader Linie der all gemeinen Baulinie des Dorfes angepaßt und mit dem Eingang vom Hofinneren nach außen führend. Auch der Eingang ins Wohnhaus war wie bei allen anderen Höfen im Hofinneren. Der An- und Vorbau zur Straße beim alten Haus Nr. 7 mit dem eigenen Eingang auf der Straßenseite war somit der Zubau des ,Hochhauses'. Das Ansehen und die Funktion des alten Hochhauses als herrschaftlicher Sitz hatte jedoch nicht lange gewährt - trotz seiner günstigen Lage bei der Überwachung der Straße Weitersfelden nach Niederösterreich. Schon 1548 ist ein ,Wierdt zu Khierin zu Liebenstein'" nachweisbar. Er besaß das einzige Wirtshaus im ,Gei' von Weißenbach. 1685 wurde dieser Hof " Hs. 1157 a. a. O.: Urbar Weißenbach 1571 pag. 70. OÖ. Landesarchiv, Musealarchiv Hs. 104: Anschlag der Herrschaft Ruttenstein und der Gerichte Weißenbach und Königswiesen 1585 bzw. 1589, fol. 28. " Hs. 1157 a. a. O.: Urbar Weißenbach pag. 70, III. OÖ.LA., Josephinisches Lagebuch 178L " OÖ.LA., Francisceischer Kataster 1826/27 Katastralgemeinde Windhagmühl. " OÖ.LA., Greinburger Archiv, Herrschaft Ruttenstein: Verhandlungs- und Kaufprotokolle der Herrschaft Ruttenstein 1640-1841, R 885 pag. 195. " Ebd. R 954 pag. 183. Ebd. R 875 fol. 133. " Ebd. R 954 pag. 183. " Ebd. R 982 nr. 23. " Staatsarchiv-Hofkammerarchiv, NÖ. Vizedomamt Hs. 1158: Register der Einkünfte der Gerichte und Märkte Königswiesen und Weißenbach 1548, fol. 6.
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